Zukunft der Bildung – Wie wir Lernen neu denken

Die Coronapandemie hat aufgezeigt, wie groß der Nachholbedarf für die Zukunft der Bildung ist. Die Regierung verspricht Laptops und schnelles Internet. Doch unser Bildungssystem braucht ein Update.

Kinder sollten lernen, wie Elon Musk & Jeff Bezos zu denken

Frank Thelen
  • Die Zukunft ist zu 100 Prozent digital
  • Deutschland verliert den Anschluss an die digitale Welt
  • Eine Bildungsreform ist zwingend notwendig

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Ich sage es immer wieder: Deutschland muss in Sachen Digitalisierung dringend aufholen. Es geht schon lange nicht mehr nur darum, Papier zu sparen oder ein System zu etablieren, in dem man sich den Gang zum Bürgeramt sparen kann. Die Digitalisierung ist die Basis für die Technologien der Zukunft: KI, 3-D-Druck, autonomes Fahren, Internet of Things, Automatisierung. Wenn wir unser Land und unsere Schulen nicht bald vollumfänglich digitalisieren, haben wir keine realistische Chance, in einem dieser Bereiche eine Rolle zu spielen.

Wenn man bedenkt, welche Marktwerte das Internet, Smartphone und die Cloud mit sich gebracht haben, lässt sich erahnen, welche gravierenden Folgen das für den Wirtschaftsstandort Deutschland hätte. Apple, Microsoft und Amazon sind sogar einzeln mehr wert als unser gesamter DAX 30. Weitere Tech-Unternehmen wie Tesla werden bald folgen und den DAX 30 hinter sich lassen. Wir dürfen nicht auch noch die nächste Technologiewelle verschlafen.

Wir brauchen dringend ein neues Mindset

Deutschland braucht dringend ein neues Mindset. Ich nenne es die „10xDNA“ und beschreibe es in meinem gleichnamigen Buch als eine Denkweise, die ihren Ursprung in der Realisierung der Mondlandung hat und durch die Innovationen erst möglich werden. Was in der DNA der Silicon-Valley-Unternehmer und zunehmend auch der Chinesen bereits fest verankert ist, fehlt hierzulande noch weitestgehend: das Verständnis dafür, wie Technologie sich exponentiell entwickelt, und der Mut, die dadurch entstehenden Chancen zu nutzen. Wir müssen uns trauen, größer zu denken. Wir müssen lernen, auch mal ins Risiko zu gehen und auf neue Technologien zu setzen, auch wenn es hierfür noch keinen Blueprint gibt.

Mit einer guten digitalen Bildungsreform können wir den Vorsprung der USA und China aufholen und wieder zum Innovationsvorreiter werden

Wo setzt man am besten an, wenn man die Denkweise eines ganzen Landes in neue Bahnen lenken will? Wer entscheidet über die Zukunftsfähigkeit unseres Landes? Die Antwort ist simpel: unsere Schulen. Wenn Deutschland wieder zum Zukunftsland werden soll, müssen wir dringend unser Bildungssystem an die heutige Zeit anpassen. Anstelle von Latein sollte Programmieren auf dem Lehrplan stehen. Anstatt in den „Buddenbrooks“ über den Verfall einer Unternehmerfamilie des 19. Jahrhunderts zu lesen, sollten unsere Kinder die Entstehungsgeschichten der erfolgreichsten Unternehmen der heutigen Zeit kennen. Sie sollten verstehen, wie ein Elon Musk oder ein Jeff Bezos denkt und handelt, und sich darüber im Klaren sein, welche Möglichkeiten ihnen offen stehen.

Wirtschaft und Medien sollten ebenfalls ein fester Bestandteil des neuen Bildungssystems sein. Damit unsere Jugend die Unternehmen der Zukunft gründen kann, muss sie zunächst verstehen, wie Unternehmertum im Detail funktioniert. Die Grundlage hierfür sollte in meinen Augen bereits in der Schule geschaffen werden.

Wir müssen die Schulen digitalisieren, damit unsere Kinder in den Unternehmen von morgen bestehen können

Doch nicht nur mit Hinblick auf den Gründerstandort Deutschland ist es ratsam, unser Bildungssystem zu digitalisieren. Früher oder später werden die Prozesse in jedem Unternehmen digital ablaufen. Deshalb müssen sich unsere Kinder dringend digitale Kompetenzen aneignen, damit sie für die digitale Welt, in die sie hineingeboren wurden, gewappnet sind.

Auch unsere Schulen selbst sollten digitalisiert werden. Das zeigen nicht nur die jüngsten Ereignisse, auch ohne Pandemie und Ausgangssperre bringt ein digitales Schulsystem enorme Vorteile – von der individuellen Gestaltung der Unterrichtsstoffe über effektivere Lernmethoden bis hin zu höherer Flexibilität.

Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass Deutschland in der Lage ist, agil zu handeln und bestimmte Bereiche schnell und effizient zu digitalisieren. Digitalisierungsprogramme wie Edu-Sense, wo ich schon länger unterstütze, haben in diesen Zeiten noch mal richtig Fahrt aufgenommen. Lasst uns dieses Momentum nun nutzen und an dem größten Hebel ansetzen, den wir mit Blick auf die Zukunft unseres Landes haben: Lasst uns eine digitale Bildungsreform anstoßen.


Zukunft der Bildung


Update

Auf Wunsch des Autors wurde der Text aktualisiert. In der ursprünglichen Version lautete der Titel: “Kinder müssen lernen, wie Elon Musk und Jeff Bezos zu denken”

Veröffentlicht:

Frank Thelen
© Freigeist Capital
Frank Thelen

Seriengründer und Tech-Investor, Freigeist Capital

für Startups, Tech, Innovation, Venture Capital

Frank Thelen (Jg. 1975) ist europäischer Seriengründer, Tech-Investor und TV-Persönlichkeit („Die Höhle der Löwen“) mit Sitz in Bonn. Seit 1994 gründet und leitet er technologie- und designgetriebene Unternehmen. Er ist Gründer und CEO von Freigeist Capital.

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