Eine Lawine rollt gerade auf Deutschland zu. Selbst hartgesottene Verteidiger des heutigen Sozialstaates, dessen Pfeiler von Bismarck im 19. Jahrhundert eingerammt wurden, spüren, dass die Welle disruptiver Prozesse alles mitreißt, was bisher scheinbar fest verankert war. Die Digitalisierung mir ihren Algorithmen, ihrer künstlichen Intelligenz und immer klügeren und selbstständigen Automaten muss zwangsläufig Arbeitswelt, Arbeitsethos und Arbeitspolitik des Industriezeitalters infrage stellen.
Vielen dämmert, dass es wohl nicht die klügste Strategie sein kann, die neue Welt so zu formen, dass sie in das Korsett des alten Systems gepresst werden kann. Sondern dass es wohl vernünftiger ist, das alte System so zu reformieren, dass es zur neuen Welt, deren Chancen und Möglichkeiten passt, ohne die mit Veränderungen einhergehenden Risiken zu negieren.
In der Welt disruptiver Prozesse gilt es, Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass immer länger und gesünder lebende Menschen auch länger, aber eben anders als heute, aktiv sein können. Brüchen im Erwerbsleben ist genauso Rechnung zu tragen wie neuen Formen des Zusammenlebens – jenseits der klassischen Familie.
Moderne Sozialpolitik schafft Freiräume und bietet Chancen
Eine moderne Arbeits- und Sozialpolitik soll Risiken im Voraus vermeiden und Gefahren frühzeitig abfedern. Sie soll Freiräume für Auszeiten schaffen, um eine lebenslange Weiterbildung und Neuorientierung zu erleichtern. Und auch, um Burn-outs zu verhindern. Kurz: Eine offensive Strategie will Menschen ex ante in die Lage versetzen, von den gewaltigen Chancen des 21. Jahrhunderts bestmöglich profitieren zu können.
Verständlichen Ängsten vor Veränderungen soll mit einer Grundabsicherung begegnet werden. Diese wird ohne Vorbedingung an ein bestimmtes Verhalten allen, ob jung oder alt, mit oder ohne Beschäftigung, mit oder ohne Familie, ein Leben lang gleichermaßen gewährt. So muss niemand fürchten, als Folge eines durchaus beschleunigten Strukturwandels ökonomisch ins Bodenlose abzustürzen. Vielmehr werden Menschen ermächtigt, immer und jederzeit mithalten zu können.
Ein Grundeinkommen setzt auf Menschen, die etwas leisten wollen
Das sind die Absichten, die hinter einem bedingungslos gewährten Grundeinkommen stecken: Menschen sollen zu einer erfolgreichen Bewältigung des Wandels ermächtigt werden, bevor der Wandel sie überwältigt. Ein Grundeinkommen setzt auf Menschen, die motiviert sind, etwas zu leisten. Denn die Zukunft Deutschlands hängt von den Leistungswilligen und -fähigen ab. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Firmen und damit das gesamtwirtschaftliche Wohlstandsniveau werden durch die Kreativen, die Innovativen und die Leistungsträger bestimmt. Sie müssen genauso gefördert werden, wie die Schwächeren gegen Not und Elend abzusichern sind. Nicht alle werden die sich bietenden Möglichkeiten nutzen. Aber wenigstens stehen die neuen Chancen allen offen.
Es ist fantasielos, zu argumentieren, dass man im Zeitalter der Digitalisierung und Automatisierung, der Roboter, des Internets der Dinge und der künstlichen Intelligenz ein Ausbeutungssystem benötigt, das den Menschen zwingt, Arbeiten zu erledigen, die niemand machen will, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Ideologien aus dem 19. Jahrhundert müssen endlich entsorgt werden
Klüger und der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts angemessen ist es, gefährliche, schmutzige, gesundheitsschädigende und menschenunwürdige Arbeiten von Robotern, Maschinen und Automaten erledigen zu lassen. Die Digitalisierung macht es möglich oder muss es möglich machen, Menschen in ihrer unantastbaren Würde vor physischer und psychischer Versehrtheit zu schützen und sie in der frei gewordenen Zeit für bessere und weniger strapaziöse Jobs weiter auszubilden.
56 Prozent der XING Mitglieder befürworten ein bedingungsloses Grundeinkommen. Nur zwei Prozent würden in dem Fall aufhören, einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Das Ergebnis ist ein Aufruf an die Politik, Ideologien zu Arbeits- und Sozialpolitik aus dem 19. Jahrhundert in den Hades der Geschichte zu entsorgen. Deutschland hat mehr verdient als alte Denkweisen. Nämlich ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle!
Die Ausführungen basieren auf: Thomas Straubhaar, „Radikal gerecht. Wie das bedingungslose Grundeinkommen den Sozialstaat revolutioniert“, Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2017.
Vor 15 Jahren gab es weder soziale Medien noch Smartphones, agiles Arbeiten war hierzulande unbekannt. Unvorstellbar, was in den kommenden 15 Jahre alles Neues entstehen und wie sich unsere Arbeitswelt entwickeln wird! In welchen Berufen werden wir künftig überhaupt arbeiten – und wie? Wie verändert die künstliche Intelligenz den Recruiting-Prozess? Wird die Arbeitswelt von morgen gerechter sein – oder tiefer gespalten?
Zusammen mit dem Zukunftsforscher und Gründer des Trendbüros, Professor Peter Wippermann, hat XING 15 Trends untersucht, die Arbeitnehmer und Unternehmen betreffen und die Gesellschaft verändern werden. Unsere Prognosen basieren auf der wissenschaftlichen Expertise des Trendbüros, einer repräsentativen Umfrage unter den XING Mitgliedern und E-Recruiting-Kunden sowie aus unserer Erfahrung als Vorreiter beim Thema New Work.
Die 15 Trends lassen wir seit dem 5. November täglich auf XING diskutieren – hier auf XING Klartext, von unseren XING Insidern und im XING Talk. Alle Beiträge finden Sie gesammelt auf einer News-Seite.
- In der Woche ab dem 5. November drehte sich alles darum, was sich für den einzelnen Arbeitnehmer ändert.
- Ab dem 12. November diskutierten wir eine Woche lang die Folgen des Wandels für Unternehmen.
- Ab dem 19. November thematisieren wir, wie sich unsere Gesellschaft verändern wird.
Bei Fragen, Feedback und Ideen erreichen Sie die Redaktion von XING News unter klartext@xing.com. Wir freuen uns auf spannende und hitzige Diskussionen!
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