In den vergangenen Wochen konnten wir viel über die Panama Papers lesen – und über das Erstaunen, das sie mitunter ausgelöst haben. Für mich ist daran aber eigentlich nur eines überraschend: Dass erst jetzt von den „sensationellen Enthüllungen“ berichtet wird, gibt es diese Steuerschlupflöcher doch bereits seit Jahren weltweit in den sogenannten Offshore-Plätzen wie Panama, auf den Cayman Islands, in der Karibik und in England, aber auch in Luxemburg, Liechtenstein, der Schweiz und Österreich.
Ich selbst habe in meiner damaligen Zeit als aktiver Steuerberater mit mehreren Kanzleien oft Anfragen von Finanzämtern deswegen erhalten, und das ist mittlerweile 30 Jahre her.
Die USA sprechen mit gespaltener Zunge
Ich persönlich denke, dass diese Enthüllungen von den USA initiiert und vorangetrieben sind. Warum? Nun, es steht kein Amerikaner auf der Liste, und nicht zuletzt bemühen sich die USA derzeit darum, dass Steuerschlupflöcher wie Monaco, Zypern, Singapur und die Cayman Islands durch ein Gesetz von 2010 (FATCA = Foreign Account Tax Compliance Act) geschlossen werden. Die andere Seite der Medaille: Die Amerikaner unterhalten selbst Steuerparadiese im eigenen Land wie Delaware (in einem Haus in der Hauptstadt Wilmington sind zum Beispiel allein 285.000 Gesellschaften gemeldet). Viele Großkonzerne nutzen diese Vorteile nur allzu gern – zumal die Staaten South Dakota, Wyoming und Nevada ein uneingeschränktes Bankgeheimnis bieten.
Die USA versuchen zudem über die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), ein Abkommen über den Automatischen Informationsaustausch (AIA) durchzusetzen.
Mit anderen Worten: Sie haben mit Nachdruck alle Länder zur Offenbarung ausländischer Gelder gezwungen, diese Vorschriften aber selbst bisher NICHT übernommen.
Dieses Verhalten bestätigt nur, was der ehemalige ARD-Börsenexperte Frank Lehmann vor Kurzem bei „Menschen bei Maischberger“ zu diesem Thema sagte: „Geld sucht sich immer seinen Weg.“ Egal, wo.
Ich weiß, wie mächtig Gier sein kann
Auf die Gier der Menschen konnte ich mich auch immer verlassen. Als Steuerberater half ich meinen gut betuchten Kunden, ihr Geld vor dem Fiskus zu verstecken. Als Honorarkonsul von Panama vermittelte ich ihnen auch dortige Briefkastenfirmen. Ich prellte meine Anleger um 7,5 Millionen Euro, gab das Geld für meinen aufwendigen Lebensstil aus. Kurzum: Ich war ein Betrüger. Damals habe ich diese Steueroasen lockerer gesehen, wurden sie doch auch von allen toleriert.
Doch 2007 veränderte alles: Ich wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt und wurde im Gefängnis zu einem überzeugten Christen. Als dieser sage ich auch: Auf verborgenen „Steuerspartricks“ liegt kein Segen.
Es besteht – und das nicht nur in Deutschland – allerdings leider eine Doppelmoral der Bürger: Man will die Vorteile seines Heimatlands genießen, die Straßen benutzen, staatliche Leistungen und das Sozialsystem – schädigt aber durch das Hinterziehen von Steuern die Gemeinschaft.
Doch eines zeigt die Affäre um die Panama Papers: „Sünde kommt immer ans Licht.“
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