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Niki Lauda spricht über Geld "Ich könnte genauso gut Straßenbahn fahren"

NIki Lauda (66) war in seiner ersten Karriere als Rennfahrer drei Mal Weltmeister in der Formel 1. 1976 wurde er bei einem Unfall auf dem Nürburgring schwer verletzt, stieg aber bereits einen guten Monat später erneut ins Cockpit. 1979 gründete Lauda seine erste Fluglinie Lauda Air, die er 2002 an die Austrian Airlines verkaufte. Auch seine zweite Airline Niki machte der Unternehmer wenige Jahre später zu Geld. Seit 2012 ist Lauda Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Teams der Formel 1, an dem er mit 10 Prozent beteiligt ist.

NIki Lauda (66) war in seiner ersten Karriere als Rennfahrer drei Mal Weltmeister in der Formel 1. 1976 wurde er bei einem Unfall auf dem Nürburgring schwer verletzt, stieg aber bereits einen guten Monat später erneut ins Cockpit. 1979 gründete Lauda seine erste Fluglinie Lauda Air, die er 2002 an die Austrian Airlines verkaufte. Auch seine zweite Airline Niki machte der Unternehmer wenige Jahre später zu Geld. Seit 2012 ist Lauda Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Teams der Formel 1, an dem er mit 10 Prozent beteiligt ist.

Foto: REUTERS

manager magazin online: Herr Lauda, wieviel Geld haben Sie jetzt gerade in Ihrer Tasche?

Lauda: Etwa 300 oder 400 Euro.

mm: Und wieviel wird heute Abend davon übrig sein?

Lauda: Genau die gleiche Summe, weil ich heute kein Geld mehr ausgeben werde. Ich bin geschäftlich unterwegs, gehe aber nicht ins Restaurant, also muss ich auch nichts ausgeben.

mm: Was war ihr letzter spontaner Lustkauf?

Lauda: Vor ein paar Tagen musste ich mir ein paar neue Timberland-Schuhe kaufen, weil der Winter kommt. Die für den Sommer haben nicht diese dicken Gummisohlen, die braucht man aber im Winter, weil sonst der Regen hineinkommt.

mm: Das hört sich aber eher nach einer vernünftigen Anschaffung an als nach einem richtigen Lustkauf.

Lauda: Ja, mag sein. Aber das brauche ich auch nicht.

mm: In Österreich haben Sie das Image eines Geizkragens, für eine Bank machen Sie Werbung mit dem Slogan "Ich habe nichts zu verschenken". Warum gefällt Ihnen das Image?

Lauda: Ich kultiviere das nicht. Das ist irgendwie entstanden, ohne dass ich das wollte, natürlich hat diese Werbung daran ihren Anteil. Es hieß: Wenn der Lauda das Portemonnaie in die Hand nimmt, dann kommen die Motten heraus. Ich lebe ganz normal und bin auch großzügig. Das Geizhals-Image ist eines, das die Medien erschaffen haben und aufrechterhalten.

mm: Wie sah Ihr Start ins Erwachsenenleben aus, finanziell betrachtet? Sie waren ja als Spross einer Industriellendynastie einigen Luxus gewohnt.

Lauda: Es ist alles vorhanden gewesen. Wir hatten eine Köchin, mein Vater hatte einen Chauffeur, alles war da - aber Taschengeld haben wir nur wenig bekommen. In unserer Familie wurde über Geld nicht gesprochen. Wir lebten zwar gut, aber das hat uns nicht beeinflusst. Als ich mit 18 von zu Hause auszog, hatte ich sowieso kein Geld. Ich hatte eine Zweizimmerwohnung, und das war auch in Ordnung.

mm: Ihren Großvater beschreiben Sie als millionenschweren Despoten. Wie sehr hat er Ihr Leben geprägt?

Lauda: Es wurde nie etwas Wichtiges aus Geld gemacht. Der Großvater hat mich behindert in meinem Weiterkommen als Rennfahrer. Genau das hat mich aber angespornt.

mm: Jahrzehntelang haben Sie Fragen nach Geld immer eher abgebügelt, jetzt haben Sie gemeinsam mit der Journalistin Conny Bischofberger ein ganzes Buch darüber veröffentlicht. Warum? Wen wollen Sie damit erreichen?

Lauda: Ich wollte gar nichts erreichen, aber die Frau Bischofberger hat mich angerufen und gefragt, ob ich das mit ihr machen würde. Ich habe geantwortet: Wenn das schmerzfrei für mich geht, mache ich das gerne. Die hat mich regelrecht überlistet.

"Der Neid ist generell ein Problem"

mm: Was ist für Sie der Unterschied zwischen Sparsamkeit und Geiz?

Lauda: Sparsamkeit hat mit der einfachen Grundregel zu tun, dass man so viel einnehmen muss, wie man ausgibt. Wenn man mehr ausgibt, bekommt man sehr bald Probleme. Geiz ist etwas Fürchterliches, damit habe ich nichts zu tun.

mm: Ihre berühmte rote Kappe wird von dem Glücksspielkonzern Novomatic gesponsert. Spielen Sie um Geld?

Lauda: Zunächst: Legales Glücksspiel ist beinhart kontrolliert. Novomatic hat mit den schwarzen Schafen nichts zu tun, die es in diesem Gewerbe gibt. Ich persönlich spiele nicht um Geld, aber noch einmal: Wenn man die Grundregel beherzigt, nicht mehr auszugeben, als man hat, kann man auch gerne spielen.

mm: Und warum spielen Sie nicht selbst?

Lauda: Weil ich in meinem Leben genügend andere Aufgaben gehabt habe, bei denen ich Risiken eingegangen bin. Als Rennfahrer habe ich mein Leben aufs Spiel gesetzt, mit dem Aufbau und dem Verkauf von Airlines und seit 2012 als Aufsichtsratsvorsitzender des Mercedes-Teams der Formel 1 hatte und habe ich auch Spannung genug.

mm: Ihr Buch trägt den Titel "Reden wir über Geld", aber auch darin geben Sie nicht an, wie groß Ihr Vermögen nun eigentlich ist. "In Österreich gönnt dir ja keiner etwas", schreiben Sie. Warum denken Sie das?

Lauda: Nicht nur in Österreich ist der Neid generell ein Problem. Mir ist das fremd. Ich habe die Füße auf dem Boden, es interessiert mich nicht, wie viel einer verdient. Jeder arbeitet ja für sich selbst. Einer hat Geld oder er hat es nicht, mich interessiert das nicht. Was die Leute nicht sehen wollen: Ich muss ja eine Leistung bringen, damit überhaupt mehr Geld kommt. Viele Menschen wollen aber einfach so mehr Geld haben, nur weil sie sehen, dass einer mehr hat als sie. Dass dahinter auch mehr Leistung steckt, nehmen sie gar nicht wahr. Das ist ein großer Fehler.

mm: Die Schere zwischen Arm und Reich klafft aber immer weiter auseinander. Kann großer Reichtum gerecht sein?

Lauda: Das ist schon ein Problem, ja. Und die, die viel Geld haben, sollten sich dessen bewusst sein, dass damit auch Verantwortung verbunden ist. Dass man Gerechtigkeit schafft. Wer reich ist, muss auch etwas spenden - und das tue ich auch.

mm: In Ihrem Buch geht es auch um Schwindeleien am Anfang Ihrer Karriere wie das gefälschte Maturazeugnis oder ein nur angeblicher Grundstückskauf, für den Ihre Großmutter Ihnen Geld gab. Wie hängen Geld und Moral zusammen?

Lauda: Betrügen ist indiskutabel. Die Großmutter wusste schon, was ich mit dem Geld gemacht habe. Die wusste, dass es das Grundstück nicht gab. Es ist ja so: Wenn man Geschäfte macht, müssen beide Seiten zufrieden sein. Es macht keinen Sinn, wenn nur einer zufrieden ist, so lassen sich keine tragfähigen Geschäftsbeziehungen aufbauen.

mm: Sind Sie selbst schon einmal richtig reingelegt worden?

Lauda: Ja. Einmal. Durch einen absoluten Betrüger, den Gründer der Money Service Group. Der war so überzeugend, wie er die Dinge verkauft hat. Dadurch bin ich noch vorsichtiger geworden. Der Mann sitzt verdient im Gefängnis.

"Ich bin vom Geld nicht abhängig"

mm: Hatten Sie schon mal Angst, arm zu werden? Etwa nach Ihrem Unfall?

Lauda: Nein, diese Angst habe ich nie gefühlt. Man muss mit Geld richtig umgehen können. Ich bin vom Geld nicht abhängig. Man muss hart arbeiten und mit richtigen Entscheidungen das Risiko minimieren. Aber Angst hatte ich schon deshalb nicht, weil Geld nie die treibende Kraft für mich war. Wenn der Mercedes vor der Tür steht, ist das schön, aber ich könnte genauso gut auch mit der Straßenbahn fahren.

mm: Kann man die Voraussetzungen für finanziellen Erfolg lernen? Oder ist das eine reine Charakterfrage?

Lauda: Wenn man richtig erzogen wird, ist das leichter. Wenn nicht, kann man an Beispielen anderer lernen.

mm: Schadet Geld dem Charakter?

Lauda: Das kommt darauf an. Viel Geld kann schon schaden, aber man darf halt nicht abheben, sondern muss grundsätzlich realistisch bleiben. Meine älteren Söhne Lukas und Mathias, die sind jetzt 32 und 34 Jahre alt, haben das gut geschafft. Die stehen auf eigenen Füßen und haben keinen Schaden abbekommen. Meine Zwillinge sind sechs Jahre alt, denen ist völlig egal, mit was für einem Auto ich die von der Schule abhole.

mm: Die Medien, sagten Sie, zeichnen ein bestimmtes Bild von Ihnen. Wie würden Sie sich denn selbst gerne darstellen?

Lauda: Ich bin ein Mensch mit guten und schlechten Erfahrungen. Aus diesem Schatz tue ich mich leichter, Dinge zu erklären. Ich musste oft Lösungen finden, um über schwierige Situationen hinwegzukommen: Den Unfall 1976. Den Absturz der Lauda-Air-Maschine 1991. Es gibt Leute, die haben ein riesiges Selbstvertrauen, aber da ist nichts dahinter - ich habe, wenn Sie so wollen, ein erlebtes Selbstvertrauen. Wenn ich heute ins Spital müsste, ich würde nicht darüber nachdenken. Ich bin durchs Leben geschult worden für schwierige Situationen. Alles, was jetzt noch kommen kann, war in irgendeiner Form schon einmal da in meinem Leben.