Der Donnerstag im Überblick SOS der Senkrechtstarter
Deutschlands elektrische Senkrechtstarter setzen Notrufe ab: Ohne staatliche Hilfe drohe die Insolvenz, hat Dirk Hoke (55), der CEO von Volocopter, gewarnt. Für den Traum vom coolen Flugtaxi, an dem auch der Münchener Konkurrent Lilium arbeitet, müssen nicht nur physikalische Kräfte gemeistert werden. Sondern auch die Gesetze der Ökonomie. Mein Kollege Michael Machatschke hat hinter die Kulissen der beiden Flug-Start-ups geschaut, die in der Summe schon weit über 1,5 Milliarden Euro Investorengeld ausgegeben haben. Die Regie führen dort inzwischen erfahrene Industriekämpen: Dirk Hoke und der Lilium-CEO Klaus Roewe (59) sind Ex-Airbus-Ingenieure, die auch konsequent an Strategie und Geschäftsmodell schrauben. Die Technologie erscheint attraktiv, Amerikaner und Chinesen päppeln ihre eigenen Pioniere. Vom Abheben für alle ist allerdings längst keine Rede mehr. Wohin diese Reise für die Deutschen führt, ist offener denn je.
Über die neuesten Trends in der Automobilität kann mein Kollege Christoph Seyerlein berichten: Er war vor Ort bei der Peking Motor Show, und vor allem eines ist ihm dort aufgefallen: „Ein Auto-Enthusiasmus, wie man sich ihn bei uns nicht mehr vorstellen kann.“ Seine Erkenntnisse aus China und viele weitere Branchennews und Analysen lesen Sie in unserem wöchentlichen Newsletter „manage:mobility“, den Sie hier kostenlos abonnieren können.
Kampfpilot: Lilium-CEO Klaus Roewe vor dem noch unfertigen ersten Testflugzeug
Foto:Daniel Delang / manager magazin
Die Wirtschaftsnews des Tages:
Die US-Notenbank ließ gestern alles in der Schwebe, auf die längst eingepreiste Zinssenkung müssen die Investoren weiter warten. Der Dax bewegte sich minimal im Plus. Dax-Tagesgewinner war Bayer: Nach einem juristischen Erfolg in den USA stieg die Aktie zeitweise um 5 Prozent.
Die dänische Großreederei Maersk leidet unter dem Konflikt im Nahen Osten. Trotzdem lief das Geschäft zuletzt besser als erwartet. Auch für den weiteren Jahresverlauf ist das Unternehmen optimistisch.
Qualcomm hat die Umsatzprognosen im ersten Quartal übertroffen. Noch wichtiger: Der Chiphersteller erwartet eine Belebung im Smartphonegeschäft. Qualcomm ist der weltgrößte Anbieter von Smartphonechips.
Der Öl- und Gasmulti Shell meldet ein kräftiges Gewinnplus, bekommt aber trotzdem Ärger auf der Hauptversammlung: 27 Investoren, darunter die Fondsgesellschaften Axa Investment und Amundi, haben Shell schriftlich aufgefordert, ehrgeiziger im Kampf gegen den Klimawandel zu werden.
Personaltableau des Tages:
Prominente Zu- und Abgänge gibt es morgen im Aufsichtsrat der DHL Group (die bis vergangenen Juli als Deutsche Post bekannt war). Bei der Hauptversammlung in Bonn sollen Ann-Kristin Achleitner (58) und Hans-Ulrich Engel (65) neu in das Gremium einrücken. Achleitner ist Multiaufsichtsrätin und Professorin an der TU München, Engel langjähriger Finanzvorstand und Vizevorstandschef von BASF. Die beiden Neuen folgen auf Simone Menne (63), ebenfalls Multiaufsichtsrätin, und Stefan Schulte (64), den Fraport-CEO. Beide scheiden nach Ablauf ihrer Amtszeit aus. Das Besondere am DHL-Aufsichtsrat: Auch der Bund, der über die staatliche KfW einen Minderheitsanteil hält, sitzt mit am Tisch.
Damit Sie mitreden können:
Der Einstieg von Red Bull in den Profi-Radsport ist seit heute offiziell. Der Salzburger Lifestylekonzern übernimmt 51 Prozent des Rennstalls Bora Hansgrohe. Bei der Tour de France im Sommer wird das Team unter dem Namen "Red Bull Bora Hansgrohe" starten. Meine Kollegin Anna Driftschröer hat mit Ralph Denk (50), dem Gründer und Chef des Rennstalls, gesprochen. Er erzählt die Geschichte dieses Deals und analysiert die Zeitenwende im Profi-Radsport: Die Sponsoren kehren zurück .
Der Tipp für Ihr Unternehmen:
Murat Tarakci, Innovationsprofessor an der Erasmus-Universität Rotterdam, war vom Ergebnis seiner Studie selbst ein wenig enttäuscht: Start-ups, die in Stellenausschreibungen mit einer sozialen Vision ihres Unternehmens werben, erhalten nicht etwa mehr Bewerbungen, sondern deutlich weniger. Die Einladung zum Weltverbessern schreckt offenbar ab. In unserer Serie „Verteidigen Sie Ihre Forschung“ erklärt Tarakci im Harvard Business manager, wie er das Ergebnis interpretiert und wie Sozialunternehmen Talente erfolgreich ansprechen können. Ihre gute Sache müssen sie dafür nicht verstecken – es muss nur klar sein, dass die kein Ersatz für gute Entwicklungschancen sein soll. Tarakcis Rat: „Sie müssen deutlich machen, dass die Arbeit bei Ihnen der Karriere nicht schadet.“
Meine Empfehlung für den Abend:
Heiligenhaus-Hero: Kiekert-Chef Jérôme Debreu verbreitet neue Hoffnung
Foto:Jann Höfer / manager magazin
Schlechte Nachrichten zum Standort Deutschland kommen fast täglich. Heute kürzte die OECD die Wachstumsprognose für dieses Jahr auf 0,2 Prozent. Die Berater von EY veröffentlichten zudem eine Studie, laut der die Zahl der Neuansiedlungen und Erweiterungsinvestitionen durch ausländische Unternehmen weiter gesunken ist: 2023 lag sie 11 Prozent unter dem Niveau von 2019, dem Jahr vor Corona. Umso bemerkenswerter ist es, wenn ein Chef radikal gegen den Strom steuert. Jérôme Debreu (49), seit 2021 CEO des Autozulieferers Kiekert, hat die bereits geplante Schließung des Stammwerks im Bergischen Land gestoppt. Inzwischen baut der harte Sanierer den Standort Heiligenhaus sogar aus. Mein Kollege Christoph Seyerlein erklärt Ihnen, wie dieser eigenwillige Stratege tickt und welchen Plan er hat.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend
Ihr Christian Schütte
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