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Größte Gewerkschaft mischt sich ein Tesla-Streik in Schweden spitzt sich zu

Die größte Gewerkschaft Schwedens unterstützt seit Dienstag den Streik der Tesla-Mechaniker, der sich bereits seit sechs Monaten zieht. Der Schritt intensiviert den Konflikt mit Tesla.
Streik in Schweden verschärft sich: Tesla ist bekannt für seine ablehnende Haltung gegenüber Gewerkschaften

Streik in Schweden verschärft sich: Tesla ist bekannt für seine ablehnende Haltung gegenüber Gewerkschaften

Foto: Jessica Gow / EPA

Schwedens größte Gewerkschaft, Unionen, hat sich am Dienstag hinter den seit sechs Monaten andauernden Streik der Tesla-Mechaniker gestellt und damit den Konflikt zwischen dem notorisch gewerkschaftsfeindlichen Unternehmen und den tarifgebundenen nordischen Arbeitnehmern verschärft.

Im Mittelpunkt des Streiks, der zu den längsten in Schweden gehört, steht die Weigerung von Tesla-Chef Elon Musk (52), einen Tarifvertrag zu unterzeichnen. Dieser könnte es der Gewerkschaft ermöglichen, für die gesamte Belegschaft zu verhandeln. Für Musk scheint das Thema ohnehin vom Tisch zu sein: Letzten Monat sagte der CEO, dass der Streik in dem Land vorüber sei. Ein Vertreter der Metallarbeitergewerkschaft IF Metall widersprach ihm nun und sagte, der Streik gehe weiter.

„Tesla hat wenig Bereitschaft gezeigt“

IF Metall bestätigte gegenüber Reuters, dass etwa 44 ihrer Mitglieder – etwa ein Drittel der schwedischen Mechaniker des Unternehmens – bei Tesla die Werkzeuge niedergelegt haben. „Der Streik dauert an, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass wir in naher Zukunft eine Einigung erzielen werden“, sagte Marie Nilsson, Leiterin von IF Metall. „Wir haben im April einige Sitzungen mit dem schwedischen Management abgehalten, aber ... Tesla hat wenig Bereitschaft gezeigt, über ein Ende des Konflikts zu diskutieren.“

Mehr als ein Dutzend Gewerkschaften unterstützen mittlerweile den Streiks der IF Metall, wobei Unionen die jüngste und größte ist. „Es ist von grundlegender Bedeutung, unser Tarifvertragssystem zu schützen“, sagte Martin Wastfeldt, Verhandlungsleiter bei Unionen, einer Angestelltengewerkschaft mit rund 700.000 Mitgliedern, gegenüber Reuters.

Unionen hat am Dienstag mit einer Blockade begonnen, die alle Arbeiten für Tesla bei DEKRA Industrial AB betrifft, das die gesetzlich vorgeschriebenen Anlagenprüfungen durchführt. Tesla stellt keine Fahrzeuge in Schweden her, sondern wartet sie vor Ort. Das Model Y von Tesla ist das meistverkaufte Auto in dem Land.

Unionen erwägt weitere Maßnahmen

Sollte Tesla versuchen, die Blockade durch die Beauftragung anderer Dienstleister zu umgehen, sei Unionen bereit, mehr zu tun, so Wastfeldt. Das könnte Unionen-Mitglieder betreffen, die Nummernschilder für Tesla in Schweden herstellt. Zudem könnten Mitarbeiter aus den Bereichen Verwaltung, Personalwesen und Finanzen bei Tesla selbst einbezogen werden. „Wir haben diese Maßnahmen in unserem Arsenal, um Konflikte auf dem Arbeitsmarkt zu lösen“, sagte Wastfeldt.

Tesla äußerte sich auf Anfrage von Reuters nicht zu den Vorwürfen. Das Unternehmen hatte aber bereits erklärt, dass seine schwedischen Mitarbeiter genauso gute oder sogar bessere Bedingungen haben als die, die die Gewerkschaft fordert.

Der Kampf ist von entscheidender Bedeutung für das Unternehmen, dessen harte Haltung gegenüber den Gewerkschaften weltweit untergraben werden könnte, wenn es in Schweden nachgibt oder wenn der Streik auf größere Einheiten in Ländern wie Deutschland übergreift, wo es bereits mit gewalttätigen Protesten von Aktivisten in Grünheide zu kämpfen hat.

„Für IF Metall ist es sehr wichtig, nicht zu verlieren“

Die Zahl der Streiks in Schweden ist zwar gering, aber es steht viel auf dem Spiel. Die Zulassung von Unternehmen, die mit dem grünen und digitalen Wandel verbunden sind, in Schweden ohne Tarifverträge zu operieren, würde die Gewerkschaften untergraben und das schwedische Modell bedrohen, was den Staat zwingen würde, mehr Kontrolle zu übernehmen.

„Für IF Metall ist es sehr wichtig, nicht zu verlieren. Das können sie einfach nicht tun“, sagte der Gewerkschaftsexperte Anders Kjellberg.

Die schwedischen Gewerkschaften haben aus den Erfolgen der Vergangenheit Mut geschöpft – Unionen hat im vergangenen Jahr den Zahlungsdienstleister Klarna in einen Tarifvertrag aufgenommen –, und die Kassen sind mit mehr als 10 Milliarden schwedischen Kronen (921 Millionen Dollar) allein im Streikfonds von IF Metall reichlich gefüllt.

Hafenarbeiter blockieren seit Dezember Teslas Autolieferungen

Der Konflikt zeigt keine Anzeichen einer baldigen Lösung. Nordische Hafenarbeiter blockieren seit Dezember Teslas Autolieferungen per Schiff nach Schweden. Die Gewerkschaftsaktionen verursachen zwar Störungen, doch Teslas Verkäufe in Schweden bleiben stabil. Die Neuzulassungen halten mit dem Markt Schritt.

Zudem hat Tesla seit Februar rund 25 Zeitarbeiter aus anderen europäischen Staaten rekrutiert. Einige kamen für mehrere kurze Einsätze. Ob dies mit dem Streik zusammenhängt, bleibt ungewiss. Eine Prüfung der Arbeitsanmeldungen zeigte jedoch, dass im letzten Jahr keine vergleichbaren Einstellungen erfolgten. Tesla bezog dazu noch keine Stellung.

Während der Konflikt im Moment festgefahren scheint, wies Kjellberg auf mögliche Wege für eine mögliche Lösung hin. Amazon beispielsweise lässt seine schwedischen Lagerhäuser von einem Drittunternehmen verwalten, das Tarifverträge unterzeichnet hat, sodass der US-Mutterkonzern dies vermeiden kann.

mje/ Reuters