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Trotz massiver Proteste Grünheide stimmt für Ausbau des Tesla-Werks

Tesla darf wie geplant sein Werk in Grünheide ausbauen. Das ergab ein Votum der Gemeindevertreter unter Polizeischutz. Gegen die Pläne gab es in den vergangenen Monaten immer wieder massive Proteste.
Weniger Wald als geplant wird nun abgeholzt: Tesla will sein Gelände um einen Güterbahnhof und Logistikflächen erweitern.

Weniger Wald als geplant wird nun abgeholzt: Tesla will sein Gelände um einen Güterbahnhof und Logistikflächen erweitern.

Foto: Jörg Carstensen / dpa

Unter Polizeischutz hat der Gemeinderat in Grünheide grünes Licht für die Tesla-Pläne zum Bau eines Güterbahnhofs gegeben. Elf der 19 Gemeinderatsmitglieder votierten am Donnerstag für den entsprechenden Bebauungsplan, sechs mit Nein, zudem gab es zwei Enthaltungen. Damit darf der US-Elektroautobauer Wald roden, um dort einen Bahnhof zum Abtransport der Fahrzeuge sowie weitere Logistikanlagen zu errichten. Tesla erklärte, der nun beschlossene Bebauungsplan schaffe die planerischen Voraussetzungen für eine stärkere Nutzung der Schiene. „Dies ist Teil der mittel- und langfristigen Planungen von Tesla.“

Demonstranten im Visier: Unter Polizeischutz hat der Gemeinderat in Grünheide grünes Licht für die Tesla-Pläne zum Bau eines Güterbahnhofs gegeben

Demonstranten im Visier: Unter Polizeischutz hat der Gemeinderat in Grünheide grünes Licht für die Tesla-Pläne zum Bau eines Güterbahnhofs gegeben

Foto: Patrick Pleul / dpa

Die Gemeindevertreter tagten unter Polizeischutz. In der Mehrzweckhalle, in der der Gemeinderat seit Längerem zu Tesla-Themen tagt, verlief die Sitzung über weite Phasen lebhaft und laut. Rund 200 Menschen waren gekommen, um die Sitzung zu beobachten – darunter viele Bürger aus Grünheide, aber auch einige Tesla-Gegner, die zum Teil mit dem Zug aus Berlin angereist waren. Immer wieder wurde es laut, wenn Tesla-Gegner und Befürworter der Tesla-Pläne sich Wortgefechte lieferten, immer wieder rief die Gemeinderatsvorsitzende Pamela Eichmann zur Ordnung.

Nein zur Erweiterung: Umweltaktivisten demonstrierten am Ort der Gemeindevertreter-Sitzung am Donnerstagnachmittag

Nein zur Erweiterung: Umweltaktivisten demonstrierten am Ort der Gemeindevertreter-Sitzung am Donnerstagnachmittag

Foto: Patrick Pleul / dpa

Unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung sangen mehrere jüngere Tesla-Gegner ein Lied zum Thema Wasser. Vor der Halle hielten Demonstranten Plakate in die Höhe, darauf stand „People over Profit“ oder „Tesla den Hahn abdrehen“. Sie kritisierten, dass der Güterbahnhof im Trinkwasserschutzgebiet angelegt werden und dafür Wald gerodet werden soll. Manu Hoyer, Vorsitzende des Vereins für Natur und Landschaft, kündigte vor der Abstimmung des Gemeinderats an, rechtlich gegen den Bebauungsplan vorzugehen. Im Gemeinderat lehnte die AfD den Ausbau des Werksgeländes ab.

Weiterer Protest geplant

Auch nach dem Votum wollen die Gegner der Pläne ihren Protest ausweiten und juristische Mittel prüfen. Es liefen bereits Gespräche mit mehreren Naturschutzverbänden, sagte Steffen Schorcht, Sprecher der Bürgerinitiative Grünheide, am Freitag. Mit diesen wolle man eine mögliche Klage ausloten. Mit der Zusammenarbeit baue die Initiative auf die Fachkompetenz der Verbände im Arten- und Gewässerschutz. Auch weitere Initiativen, die sich gegen Tesla positionieren, kündigten am Freitag an, ihren Protest fortsetzen und sogar intensivieren zu wollen.

Fast zwei Drittel der Bürger von Grünheide hatten die bisherigen Erweiterungspläne des Autoherstellers bei einer Befragung im Februar abgelehnt. Das Votum der Bürger war allerdings nicht bindend. Tesla hatte versichert, den Bedenken aus der Bevölkerung entgegenzukommen. Der Bebauungsplan wurde überarbeitet, Tesla verringerte die ursprünglich vorgesehene Erweiterungsfläche. Statt mehr als 100 Hektar sollen jetzt rund 50 Hektar Wald gerodet werden. Aus Sicht von Tesla und Grünheides Bürgermeister Arne Christiani (parteilos) kann mit dem geplanten Werksbahnhof der Güterverkehr auf den Straßen entlastet werden.

Tesla plant den Bau eines Güterbahnhofs, über den die in Grünheide gefertigten Fahrzeuge abtransportiert werden sollten. Ein Tesla-Vertreter sagte bei der Gemeinderatssitzung, Tesla könne den Abtransport von einer Million Fahrzeugen pro Jahr auch über die Straße abwickeln, „aber das wollen wir nicht, wir wollen das über die Schiene machen“. Derzeit können in den Werk in Grünheide jährlich 500.000 Fahrzeuge gebaut werden. Das Genehmigungsverfahren laufe, um die Voraussetzung für eine Verdopplung der Kapazität zu schaffen, sagte er.

Der Güterbahnhof soll östlich des Tesla-Werks entstehen auf einer Fläche, auf der derzeit ein Kiefernwald wächst. Mit dem Ausbau der Produktion hat der nun entschiedene Bebauungsplan nichts zu tun. Die dafür nötigen Anlagen sollen auf den bereits gerodeten Flächen entstehen. Allerdings ist unklar, wie es mit diesen Plänen weitergeht. Zuletzt hatte Tesla-Chef Elon Musk (52) angesichts einer schwächeren Nachfrage nach Elektroautos weltweit Tausende Stellen gestrichen. Der Stellenabbau betrifft aber auch Hunderte Arbeitsplätze in der Fabrik in Grünheide. Tesla stellt in der 9200-Einwohner großen Gemeinde Grünheide südöstlich von Berlin seit rund zwei Jahren Elektroautos her. Etwa 12.000 Beschäftigte arbeiten in dem Werk.

dri/dpa-afx, Reuters