Massivdecke aus Holz und Lehm kurz vor dem Ersteinsatz

Leipfinger-Bader ist dabei, eine Lehm-Holz-Massivdecke als ressourcenschonende Alternative zu Stahlbeton-Deckenkonstruktionen zu entwickeln. Schon in diesem Sommer soll das neuartige Bauteil erstmals bei einem Bürogebäude in Tirschenreuth zum Einsatz kommen. Der niederbayerische Hersteller verfolgt damit langfristige Pläne.

Nachhaltige Massivdecke aus Holz und Lehm kurz vor dem Ersteinsatz
Eine Massivdecke nur aus Holz und Lehm mit über 6,50 m Spannweite entwicklet Leipfinger-Bader unter der Leitung von Julian Trummer. | Foto: Thomas Straub

Bei der Lehm-Holz-Massivdecke, die erstmals auf der Dach+Holz 2024 vorgestellt wurde, wird ein tragendes Holzraster mit einem Massivlehmgemisch vergossen. Ziel ist, ein Bauteil nur aus Holz und Erde zu produzieren, das die Vorzüge von Holz- und Stahlbetondecken vereint und auch wirtschaftlich in der Herstellung ist. Die Federführung für das Projekt hat Julian Trummer, der das Konzept als Student an der TU München entwickelt hat und bei Leipfinger-Bader als Forschungs- und Entwicklungsingenieur tätig ist.

Der Schichtenaufbau der Massivdecke: Holzbalkenstruktur mit Lehmeinschub und Hohlraumbedämpfung, Holzwerkstoffplatte als obere Beplankung. | Foto: Julian Trummer
Der Schichtenaufbau der Massivdecke: Holzbalkenstruktur mit Lehmeinschub und Hohlraumbedämpfung, Holzwerkstoffplatte als obere Beplankung. | Foto: Julian Trummer
In Anlehnung an die historische Stakendecke bildet Holz bei dem Bausystem eine feingliedrige Tragstruktur. In diese wird Lehm mit einer Rohdichte von 2.200 Kilogramm pro Kubikmeter gefüllt, um Raumabschluss, Brandschutz, Schallschutz und thermische Masse zu erzeugen. Der besondere Clou: Der Gießprozess wird durch ein Fließmittel ermöglicht, das aus der Lebensmittelindustrie bekannt sei, so der Hersteller. Das ersetze das zeit- und kostenintensive Stampfen. Auf diese Weise könnten ähnliche Materialeigenschaften wie von Stampflehm zu einem Bruchteil der Kosten erreicht werden – ohne den CO2-Fußabbdruck zu beeinträchtigen. Zudem lasse sich das Material dadurch erneut verflüssigen. Das Verfahren sei toxikologisch unbedenklich.
Kein aufwändiges Lehmstampfen: Die Holzstruktur wird mit Lehm vergossen und wie bei Beton mit Rüttlern verdichtet. | Foto: Thomas Straub
Kein aufwändiges Lehmstampfen: Die Holzstruktur wird mit Lehm vergossen und wie bei Beton mit Rüttlern verdichtet. | Foto: Thomas Straub

Ziegelbruch als Rohstoff für Holz-Lehm-Massivdecke

Da Lehm unter Wasserzugabe wieder formbar wird, können alle Komponenten der Massivdecke wieder voneinander getrennt und wieder- bzw. weiterverwertet werden. Auch einen möglichst hohen Rezyklatanteil strebt Leipfinger-Bader an. Während heute schon Filterschlämme, die in Kieswerken als Abfallprodukt anfallen, die Basis des Lehmgemisches bilden, sollen die Sand- und Kiesanteile in Zukunft durch Beton- und Ziegelbruch ersetzt werden. Die Decke kann mit einer Spannweite von bis über 6,50 Metern hergestellt werden. Der Schallschutz richte sich nach dem Flächengewicht von mindestens 250 Kilogramm pro Quadratmeter. Erklärtes Entwicklungsziel ist eine Feuerwiderstandsdauer von mindestens 90 Minuten.

Wirtschaftliche Herstellung angestrebt

„Kern unserer Entwicklungen ist der Grundgedanke, dass ökologisches Bauen nicht auf Leuchtturmprojekte beschränkt bleiben darf“, erläutert Trummer. „Erst wenn sie auch ökonomisch vertretbar sind, können ökologische Lösungen als wirksames Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel fungieren.“ Langfristig soll die Lehm-Holz-Massivdecke voll automatisiert produziert werden, um die Herstellung wirtschaftlich zu machen. Denkbar sei die Verwendung vom Designhaus bis hin zum sozialen Wohnungsbau. Aktuell wird das neue Bauteil noch manuell gefertigt. Und wird auch schon verbaut: Beim Neubau eines Bürogebäudes des Verbands für Ländliche Entwicklung Oberpfalz in Tirschenreuth soll die Lehm-Holz-Massivdecke schon in diesem Sommer zum Einsatz kommen. Weitere Projekte habe man in der Pipeline, heißt es vom Hersteller.

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Leipfinger-Bader: Nachhaltigkeit als Marktstrategie

Leipfinger-Bader positioniert sich als Anbieter für energieeffiziente und nachhaltige Systemlösungen am Bau. So hat das Unternehmen aus Vaterdsdorf bereits einen luftgetrockneten Vollziegel aus Recyclingmaterial entwickelt, hat einen Hersteller von Lehmbauplatten übernommen und ist dabei, einen Rollladen- und Raffstorekasten aus Holz mit integrierter dezentraler Lüftung ins Programm zu nehmen.


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