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Luxuskonzern Nicolas Bos steigt zum Richemont-Chef auf

Der Schweizer Luxusriese Richemont hat dank guter Geschäfte in der Schmucksparte seine Umsätze gesteigert. Besonders Cartier brilliert und hilft, die aktuelle Schwäche im Uhrengeschäft zu kompensieren. Schmuck-Experte Nicolas Bos übernimmt nun den CEO-Job von Jérôme Lambert.
Neuer Richemont-CEO: Der Chef der konzerneigenen Schmuckkette Van Cleef & Arpels, Nicolas Bos, wird Richemont künftig leiten

Neuer Richemont-CEO: Der Chef der konzerneigenen Schmuckkette Van Cleef & Arpels, Nicolas Bos, wird Richemont künftig leiten

Foto: Gonzalo Fuentes / REUTERS

Der Uhren- und Schmuckkonzern Richemont meldet für das abgelaufene Geschäftsjahr ein Umsatzplus und einen Wechsel an der Konzernspitze. Die Rolle des Konzernchefs übernimmt der heutige Chef der konzerneigenen Schmuckkette Van Cleef & Arpels, Nicolas Bos (42). Er folgt auf Jérôme Lambert (55), der künftig das Amt des Chief Operating Officer bekleiden wird.

Zudem kaufte Richemont eine Kontrollmehrheit von 70 Prozent am Luxusschuhhersteller Gianvito Rossi. Bereits Anfang Mai hatte der Konzern die Übernahme des italienischen Schmuckherstellers Vhernier gemeldet.

Cartier-Auslage in Paris: Richemont profitiert von seiner Schmucksparte

Cartier-Auslage in Paris: Richemont profitiert von seiner Schmucksparte

Foto: Regis Duvignau / REUTERS

Der Umsatz der Richemont-Gruppe, der neben Cartier auch Marken wie Piaget oder IWC angehören, stieg ohne die Onlinesparte YNAP um 3 Prozent auf 20,6 Milliarden Euro, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Um Währungseinflüsse bereinigt seien die Verkäufe um 8 Prozent gestiegen. Damit hat sich die Wachstumsdynamik zum Ende des Geschäftsjahres hin abgeschwächt, im Schlussquartal sank der Umsatz leicht. Zuvor waren die Verkäufe in den ersten neun Monaten in der Berichtswährung Euro mit 5 Prozent und in Lokalwährungen mit 11 Prozent gewachsen.

Am Markt kamen die Zahlen gut an. Analysten zeigen sich positiv überrascht. In den vergangenen Wochen hatten Konkurrenten aus dem Luxusgütermarkt schwächere Daten geliefert. Im morgendlichen Schweizer Handel kletterten die Papiere an der Spitze des SMI-Index um 6,3 Prozent auf 146,05 Franken. Das bisherige Jahreshoch bei 150,60 Franken ist damit nicht mehr weit entfernt.

Schwierige Zeiten für den Luxussektor, starke Marken im Vorteil

Das Analystenecho auf die Zahlen von Richemont war positiv. „Beruhigend widerstandsfähig“, heißt es etwa bei Jefferies. „Stärker als befürchtet“, titelt Bernstein, insbesondere mit Blick auf das Schlussquartal. Vor allem die Schmucksparte konnte überzeugen, und auch im Vergleich zur Konkurrenz habe sich Richemont gut geschlagen. Generell seien es schwierige Zeiten für die Luxusbranche, beschreibt Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy die Gemengelage. Inflation, hohe Zinsen, langsameres Wachstum in China und ein insgesamt gedämpftes Konsumumfeld. Nur starke Marken mit einer hohen Preissetzungsmacht könnten sich in einem solchen Umfeld weltweit gut entwickeln – wie die Performance von Richemont im letzten Quartal im Konkurrenzvergleich gezeigt habe, so Bertschy.

Beim operativen Ergebnis verbuchte Richemont im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Rückgang. Der Betriebsgewinn im weitergeführten Geschäft, also ebenfalls ohne die zum Verkauf stehende Onlinetochter YNAP, ging um 5 Prozent auf 4,79 Milliarden Euro zurück, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Die dazugehörige Marge schrumpfte vor allem aufgrund ungünstiger Währungseffekte um 1,9 Prozentpunkte auf noch 23,3 Prozent.

Unter dem Strich verblieb inklusive YNAP ein Gewinn von 2,36 Milliarden Euro nach 301 Millionen im Vorjahr. Damals hatten hohe Abschreibungen das Onlinegeschäft belastet. Den Aktionären wird derweil die Zahlung einer Dividende von 2,75 Franken je A-Publikumsaktie vorgeschlagen. Zuletzt wurden 3,50 Franken inklusive einer Sonderdividende von einem Franken bezahlt. Wie die Zukunft für YNAP nach dem geplatzten Verkauf an den britischen Onlinehändler Farfetch aussieht, ist noch ungeklärt. Gespräche mit möglichen Käufern würden derzeit geführt, hieß es. Eine Entscheidung zu YNAP sei bis Ende des Jahres zu erwarten. 2023/24 hat YNAP einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro geschrieben.

Schmuckmarken stellen Uhrenmarken in den Schatten

Im vergangenen Jahr lief insbesondere das Geschäft mit Schmuck der Marken Cartier, Van Cleef & Arpels und Buccellati gut. Die Verkäufe kletterten in Lokalwährungen gerechnet um 12 Prozent in die Höhe, mit einem Umsatzvolumen von 14,2 Milliarden Euro. Die Sparte hielt die operative Marge mit 33,1 Prozent (minus 1,8 Punkte) auf einem hohen Niveau.

Die Uhrensparte mit Marken wie IWC, Piaget oder Jaeger LeCoultre wuchs in Lokalwährungen lediglich noch mit 2 Prozent, während der Umsatz in Euro um 3 Prozent auf 3,77 Milliarden Euro zurückging. Die Marge knickte um 3,8 Punkte auf 15,2 Prozent ein. Gut habe sich das Uhrengeschäft jedoch in den markeneigenen Shops entwickelt, hieß es.

Mit Blick auf die zuletzt verhaltene Nachfrage in China erklärte Verwaltungsratspräsident Johann Rupert, dass es noch Zeit brauche, bis das Konsumentenvertrauen zurück sei. In den USA läuft das Geschäft von Richemont seit Oktober wieder auf Hochtouren, wie Cartier-Chef Cyrille Vigneron hinzufügte. Viele Richemont-Marken seien bei US-Kunden sehr gefragt.

la/dpa