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Ifo-Index eilt von Rekord zu Rekord Partystimmung auf deutschen Chefetagen

Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juli zum dritten Mal in Folge auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Die  Stimmung sei "euphorisch", die Wirtschaft stehe unter "Volldampf", berichtet das Ifo-Institut. Einzelne Ökonomen aber trauen der Partystimmung nicht.
Die Führungskräfte in der deutschen Wirtschaft beurteilen die Geschäftslage so gut wie noch nie seit der Wiedervereinigung

Die Führungskräfte in der deutschen Wirtschaft beurteilen die Geschäftslage so gut wie noch nie seit der Wiedervereinigung

Foto: Patrick Pleul/ picture alliance / dpa

Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Unternehmen ist im Juli erneut auf einen Rekordwert gestiegen. Der Geschäftsklimaindex kletterte überraschend auf 116,0 Punkte von 115,2 Zählern im Vormonat, teilte das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Umfrage unter 7000 Managern mit. Ökonomen hatten mit einem leichten Rückgang auf 114,9 Zähler gerechnet.

"Die deutsche Wirtschaft steht unter Volldampf", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Er bezeichnete die Stimmung als "euphorisch". Die Führungskräfte beurteilten ihre Geschäftslage so gut wie noch nie seit der Wiedervereinigung und bewerteten die Aussichten für die kommenden sechs Monate noch besser als zuletzt.

Der Euro legte nach den Daten zu und auch der Aktienindex Dax weitete seine Gewinne aus. Ökonomen reagierten positiv auf die überraschend guten Zahlen.

"Aber so langsam fragt man sich, ob der Ifo-Index die tatsächliche Konjunkturlage noch so exakt widerspiegelt wie in der Vergangenheit", sagte LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert. Thomas Gitzel von der VP Bank aus Liechtenstein sieht eine "ausgelassene Partystimmung" bei den Firmen. "Selbst die Aufwertungen des Euro können die Stimmung nicht dämpfen." Ifo-Experte Klaus Wohlrabe sagte zu Reuters, die Unternehmen könnten dies gut wegstecken. "Da sieht die deutsche Wirtschaft keine Hindernisse."

Ökonom: Kartellermittlungen könnten zum Stimmungstöter werden

Ökonom Gitzel warnte jedoch, dass die Kartellermittlungen gegen die deutsche Autoindustrie "durchaus das Potenzial haben, zu einem breiten Stimmungsdämpfer zu werden". Komme es zu Beweisen und zu Sammelklagen, könnten die Autobauer den Rotstift ansetzen. Davon wäre dann die Zuliefererindustrie betroffen und auch der Mittelstand. "Möglicherweise wird also die Party empfindlich gestört."

In der Industrie schnellte der Teilindex im Juli ebenfalls auf einen Höchstwert und auch der Optimismus für das nächste halbe Jahr legte nochmals zu. Im Großhandel ging es bergauf, während sich die Stimmung der Einzelhändler eintrübte - allerdings auf einem "sehr hohen Niveau".

Der Bauboom, die Konsumfreude der Deutschen und anziehende Exporte kurbeln derzeit Europas größte Volkswirtschaft an. Die Bundesregierung sagt der Wirtschaft für 2017 ein Wachstum von 1,5 Prozent voraus, das sich im nächsten Jahr auf 1,6 Prozent beschleunigen dürfte. Viele Forschungsinstitute sind hier allerdings noch einen Tick optimistischer.

rei/reuters/dpa

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