Die wachsende Verbreitung von Smartphones hat die Art unserer Kommunikation und Mediennutzung in den letzten Jahren revolutioniert. Wer sich vor gar nicht allzu langer Zeit noch mit Freunden telefonisch für den nächsten Abend zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Treffpunkt verabredete, informiert heute per WhatsApp-Nachricht über die Verspätung der Bahn samt Foto vom überfüllten Bahnsteig. Wer früher auf dem Weg die letzten Minuten der Bundesliga höchstens mit einem tragbaren Radio verfolgen konnte, kann dies nun bequem über diverse Ticker und Streams auf dem Smartphone.
Obwohl davon auszugehen ist, dass Smartphones nicht nur im Alltag, sondern auch im Berufsleben unser Verhalten beeinflussen, sind ihre Wirkungen bislang kaum erforscht. Gemeinsam mit Adrian Chadi (Universität Trier) und Vanessa Mertins (Universität Vechta) habe ich gerade die erste wissenschaftliche Untersuchung dazu vorgelegt, wie sich die Nutzung privater Handys auf die Produktivität am Arbeitsplatz auswirkt.
Wie sich Verbote auswirken, ist unklar – daher haben wir selbst geforscht
Aus Sicht vieler Personalverantwortlicher scheint klar, dass die Nutzung privater Smartphones am Arbeitsplatz die Leistung der Arbeitnehmer senkt. Ein Verbot erscheint daher als naheliegende Lösung. Die erste Frage, die sich stellt, ist aber, ob Arbeitnehmer ein solches Verbot überhaupt akzeptieren oder einfach ignorieren. Zahlreiche Untersuchungen in anderen Arbeitskontexten zeigen zudem, dass Kontrolle oder Verbote von Arbeitnehmern generell oft als Signal von Misstrauen interpretiert werden. Sie können daher kontraproduktiv sein und dafür sorgen, dass Arbeitsmotivation und Leistung absinken, weshalb der tatsächliche Effekt eines Smartphone-Verbots am Arbeitsplatz völlig unklar ist.
Unsere Studie haben wir im Rahmen eines Forschungsprojekts am Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Union (IAAEU) an der Universität Trier durchgeführt. Dort wurden über 100 Halbtagsjobs als Interviewer vergeben, um eine deutschlandweite Telefonbefragung durchzuführen. Für uns bot sich die Gelegenheit, die Arbeitsumgebung dieser Mitarbeiter gezielt zu variieren. Durch einen Aushang im Büro untersagten wir einem per Zufallsverfahren bestimmten Teil der Interviewer die Nutzung von privaten Mobiltelefonen während der Arbeitszeit. Bei einem anderen Teil der Interviewer, der Kontrollgruppe, verzichteten wir auf diesen Aushang. Abgesehen von dem Handy-Verbotsschild waren die Arbeitsbedingungen in beiden Gruppen identisch. Alle Interviewer arbeiteten in Einzelbüros, von Maßnahmen der Überwachung der Mitarbeiter wurde abgesehen.
Unsere Studienergebnisse sprechen gegen eine Handy-Nutzung am Arbeitsplatz
Unsere Ergebnisse zeigen einen deutlichen Effekt des Smartphone-Verbots. Im Durchschnitt lag die Produktivität der Telefon-Interviewer mit dem Verbotsschild um mehr als zehn Prozent über derjenigen der Kontrollgruppe. In einer Nachbefragung nach Abschluss aller Interviews baten wir die Telefon-Interviewer um weitere Informationen zu ihrer Handy-Nutzung und ihrer Einschätzung der Arbeitssituation. Die Mehrheit gab dabei an, dass sie eine Einschränkung der privaten Handy-Nutzung am Arbeitsplatz nicht als Misstrauenssignal verstanden und mit den Arbeitsbedingungen zufrieden waren. Mehr als 90 Prozent der Interviewer teilten die Einschätzung, dass die Handy-Nutzung von der Arbeit ablenken könne.
Die Ergebnisse unserer Studie legen nahe, dass ein Verbot – in Abhängigkeit von der jeweiligen Arbeitsaufgabe und der Einstellung der Beschäftigten zum Thema Smartphone-Verbot – eine durchaus gute Idee sein kann.
Log in and join the discussion