Blockchain-Technologie: Wie revolutionär ist die Datenbank wirklich?

Noch in diesem Jahr will die Bundesregierung eine eigene Strategie zur Nutzung der Blockchain erarbeiten. Die Erwartungen an die Technologie sind groß; die Risiken jedoch noch nicht vollends absehbar.

Mit der Blockchain holen wir uns die Macht zurück

Collin Müller
  • Früher waren Menschen und Unternehmen im Netz mächtig und frei
  • Heute machen sich Menschen mit ihren Daten zu hörigen Dienern der Konzerne
  • Blockchain macht Anwendungen wieder zu Werkzeugen, die dem Menschen dienen

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Normalerweise entscheiden wir selbst. Wir entscheiden selbst, mit welcher Software wir Mails bearbeiten – sei es Outlook, die Mail-App auf dem iPhone oder von einem Anbieter wie GMX. Genauso ist es beim Web, wo wir zwischen vielen Browsern wählen, ob Google Chrome, Safari von Apple oder andere. Und wenn uns eine Anwendung nicht mehr gefällt, wechseln wir zur nächsten. Die Daten, also unsere E-Mails, Kontakte und Bookmarks, nehmen wir mit.

Frühe Internetdienste wie E-Mail und WWW legten nur fest, wie verschiedene Programme zusammenarbeiten sollen. In offenen, frei verfügbaren „Protokollen“ wurden eine gemeinsame „Sprache“ und einheitliche Abläufe definiert. Es wurde nicht festgelegt, wie Anwendungen aussehen müssen oder wie man Daten speichert. Jeder konnte selbst entscheiden, welchen „Softwarezoo“ er nutzt. Die Anwendungen gruppierten sich um die Nutzer. Früher waren Menschen und Unternehmen im Netz mächtig und frei.

Wir geben Daten preis – und werden so zu Dienern der Plattformen

Heute stehen jedoch meist die großen Plattformen im Mittelpunkt. Bei Facebook, Google oder Apple Health sind die Nutzer ohnmächtig. Die Menschen scharen sich um sie und werden gleichzeitig eingesperrt. Bei den verschiedenen Diensten muss man sich immer neu einloggen, Daten immer wieder neu eingeben. Und es ist praktisch unmöglich, Daten von einer Plattform zur anderen mitzunehmen.
Obwohl die Nutzer auf Facebook sämtliche Inhalte wie Posts und Likes erstellen, verdient allein Facebook damit Geld und legt fest, was mit dem Content möglich ist. Daten und Anwendungen sind bisher aber nicht nur wegen der Geschäftsinteressen der Plattformen miteinander verknüpft. Bisher gab es keine technische Möglichkeit, die Funktionen großer Plattformen dezentral und offen zu realisieren. Das ändert sich jetzt.

Blockchains bringen die Macht zurück zu den Usern

Zusammen mit Bitcoin wurde die Blockchain-Technologie entwickelt. Mit Blockchains lassen sich Daten und Transaktionen sicher dezentral speichern und verarbeiten. So werden heute über das offene Bitcoin-Protokoll täglich Transaktionen in Milliardenwert abgewickelt, ohne dass eine Bank oder andere zentrale Stelle für Ordnung sorgen muss.

Denkbar ist auch ein soziales Netzwerk auf Blockchain-Basis. Posts und Likes würden als Transaktionen behandelt. Und wie man bei Bitcoin selbst entscheiden kann, welche App man für Überweisungen nutzt, hätte man auch in einem dezentralen Facebook die freie Wahl, wie man darauf zugreift. Die Blockchain beziehungsweise verwandte Distributed Ledger Technologies (DLT) machen solche offenen Systeme in fast allen Anwendungsbereichen möglich. Überall können wir Mittelsmänner wie Youtube, Amazon und Co. abschaffen und die Macht im Netz zurückerobern.


Diskutieren Sie mit, liebe Leserinnen und Leser: Wie bewerten Sie das technologische Potential der Blockchain? Kann sie die Zukunft wirklich verändern? Oder ist sie genauso manipulierbar wie viele andere Datenbanken? Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!

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Collin Müller
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Collin Müller

Berater und Blogger, Collin Müller Consulting

Collin Müller ist Onliner der ersten Stunde. Er entwickelt seit über 20 Jahren mit Unternehmen und öffentlichen Institutionen Produkte und Marketingstrategien und unterstützt sie bei ihrem Transformationsprozess in die digitalisierte Welt. Außerdem konzipiert er seit vielen Jahren Kommunikationskampagnen für die Europäische Kommission und ihre Institutionen. Seit 2016 bloggt er auf blockruption.com über Bitcoin und die Blockchain und wie die Chancen dieser revolutionären Technologie sinnvoll nutzbar sind.

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