AKK ist CDU-Vorsitzende: Wie geht es weiter für die Volkspartei?

Am Freitag wählte die Mehrheit der Parteitagsdelegierten Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen CDU-Vorsitzenden. Was sind die wichtigsten Aufgaben der neuen Nummer eins? Was passiert mit der Partei?

Was wir Familienunternehmer von Kramp-Karrenbauer erwarten

Dr. Albert M. Geiger
  • Konsenskandidatin Annegret Kramp-Karrenbauer hat sich durchgesetzt
  • Einzelheiten zu ihrer „großen Steuerreform“: bisher unbekannt
  • Hier drei Forderungen der Familienunternehmer

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Herzlichen Glückwunsch an Annegret Kramp-Karrenbauer – mit ihr hat sich Deutschlands letzte Volkspartei für eine erfolgreiche Spitzenpolitikerin entschieden, die bereits bewiesen hat, dass sie Wahlen gewinnen kann, und die vermutlich in der Lage ist, die verschiedenen Strömungen innerhalb der CDU zusammenzuführen.

Das ist wohl genau das, was die CDU gerade braucht. Kramp-Karrenbauer bietet die vielleicht größte Chance, die Partei über alle Flügel hinweg breit aufzustellen und endlich wieder bundesweit die 30-Prozent-Marke zu knacken. Als Bonus gibt’s eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Bundesregierung und Regierungschefin Merkel dazu – auch der Koalitionspartner dürfte aufatmen, steht AKK doch für eine reibungslose Fortsetzung der bestehenden Regierung.

Was nun bedeutet ihre Wahl für die rund drei Millionen Familienunternehmen in unserem Land? Sie bilden schließlich das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. In den Regionalkonferenzen, beim Schaulaufen der Kandidaten um den CDU-Vorsitz, hatte sich Annegret Kramp-Karrenbauer vor allem mit dem Wunsch nach einer „großen Steuerreform“ hervorgetan – Einzelheiten blieb sie allerdings schuldig, genau wie bei dem von ihr angedeuteten „Wissenstransfer in die kleinen Unternehmen hinein“, denn diese sollten bei Forschung und Entwicklung unterstützt werden. Das sind zweifelsohne wichtige Punkte für den Mittelstand – aber unsere Agenda ist länger. Wir Familienunternehmer haben deshalb drei Forderungen an die neue CDU-Chefin:

1. Wir brauchen eine bessere Infrastruktur – sowohl digital als auch physisch

Natürlich müssen wir in moderne Netze investieren, digitalkompatible Gesetze schaffen und generell die Verwaltung digitalisieren. Deutschland muss endlich Fortschritte beim Breitbandausbau und 5G machen. Wir dürfen aber neben der Datenautobahn nicht die „echte“ Autobahn und all die maroden Straßen draußen vor der Tür vergessen: Rund zwei Drittel der deutschen Unternehmen fühlen sich regelmäßig von Mängeln in der Infrastruktur in ihrer Geschäftstätigkeit behindert, fand das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) heraus. Rund drei Viertel der Befragten klagen über längere Transportzeiten, die aufgrund der Holperpisten in Kauf genommen werden müssen.

2. Wir brauchen Steuerentlastungen

Die Abschaffung der Erbschaftsteuer würde den deutschen Mittelstand entlasten und einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die mittelständische Struktur der deutschen Wirtschaft zu erhalten. Im Jahr 2017 betrugen die Einnahmen aus der Erbschaftsteuer in Deutschland nur rund 6,11 Milliarden Euro – das entsprach nicht einmal einem Prozent des Gesamtsteueraufkommens. Und: In 28 von 35 OECD-Staaten ist eine steuerliche Forschungsförderung längst Realität – auch in Deutschland müssen die Investitionen in Forschung und Entwicklung gesteigert werden. Das effizienteste Instrument wäre hier eine Steuerfreistellung aller im Unternehmen reinvestierten Gewinne.

3. Wir brauchen leichteren Zugang zu alternativen Finanzierungswegen

Ja, die Eigenkapitalquote bei unseren Mittelständlern ist hoch. Aber neben der klassischen Finanzierung in Form von Bankkrediten muss die Finanzierung von Start-ups und innovativen Mittelständlern durch alternative Formen leichter werden. Dafür wäre ein sinnvolles Venture-Capital-Gesetz, das steuerliche Entlastungen beinhaltet, notwendig. Wer das Risiko auf sich nimmt, in junge Unternehmen zu investieren, sollte steuerlich nicht noch abgestraft werden. Dazu wäre es wichtig, endlich die Verlustvorträge aus Start-up-Beteiligungen uneingeschränkt mitnehmen zu dürfen. Das wäre ein wichtiger Schritt, um die Gründerkultur in unserem Land weiter zu stärken.

Die Familienunternehmen sind das Herz unseres Mittelstands – Sie, liebe Frau Kramp-Karrenbauer, sollten es sich zur Aufgabe machen, uns Mittelständler auf dem Weg ins digitale Zeitalter zu unterstützen.


Lesen Sie auch den Kommentar von Sarna Röser, Bundesvorsitzende von Die Jungen Unternehmer, und nehmen Sie an unserer Umfrage zum Thema teil.

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Dr. Albert M. Geiger
© Alphazirkel
Dr. Albert M. Geiger

Managing Partner, Alphazirkel

Albert Geiger (Jg. 1968) hat in Würzburg, Frankfurt und den USA Betriebswirtschaft studiert sowie an der European Business School, Oestrich-Winkel, promoviert. Er ist Managing Partner von Alphazirkel, einem Netzwerk für Familienunternehmen aus ganz Deutschland, sowie einer der Inhaber der Geiger&Mach Group GmbH. Vor deren Gründung arbeitete Geiger zehn Jahre bei der Gruppe Deutsche Börse in den Strategie- und M&A-Abteilungen.

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