Immer wieder begegnet mir bei der Diskussion um mehr Frauen in Führungsebenen der Begriff „Macht“ und die Behauptung, dass Frauen den Kampf um die Macht scheuten. Dem widerspreche ich vehement!
Denn es geht nicht um die Macht an sich, welche die Frauen scheuen. Wenn wir die Geschichte anschauen, hatten Frauen schon immer die Macht, Veränderungen anzustoßen oder zu beeinflussen. Sie nahmen Einfluss darauf, wer als Entscheidungsträger auftreten sollte, und sie hatten auch Einfluss auf die Entscheidungen selbst. Frauen hatten die Macht, Kriege zu beginnen und Kriege zu beenden, und die Macht, Netzwerke zu knüpfen und Verbindungen zu begünstigen oder zu verhindern.
Es waren Frauen, die oft ihre Macht einsetzten, um Familienunternehmen durch stürmische Zeiten zu führen, und es waren Frauen, die politische Veränderungen erreichten durch die Macht der Gemeinschaft, die sie bildeten.
Warum kommt trotzdem immer wieder die Behauptung auf, dass Frauen Macht scheuten oder nicht ausüben wollten? Möglicherweise geht es um die Begrifflichkeit – was Macht bedeutet und wie dieses Wort interpretiert wird.
Frauen sehen zu, wie ihre Arbeit zum Erfolg wird
Für viele Frauen bedeutet Macht, als Entscheidungsträgerin Einfluss auf Prozesse, Entwicklungen, Abschlüsse nehmen zu können oder, falls notwendig, auch einen Richtungswechsel herbeiführen zu können. Für sie ist das Ergebnis wichtig, um das Gefühl von Macht zu empfinden.
Noch immer ist es so, dass oft männliche Führungskräfte nach außen auftreten, um große Entscheidungen kundzutun, und Frauen sehen zu, wie ihre Arbeit Früchte trägt, etwa weil sie ein Unternehmen oder eine Abteilung durch stürmische Zeiten führen . Sie setzen ihre Macht in Form von Wissen und Erfahrung ein, nutzen aber die Macht der öffentlichen Präsenz nicht, um sich selbst besser zu positionieren.
Lassen Sie das nicht mehr länger so geschehen, liebe Frauen: Ergreifen Sie die sichtbare Macht – jetzt!
Eine gute Vernetzung ist die Basis
Die Gewissheit allein, dass sie Einfluss nehmen, darf den Frauen für die Zukunft nicht mehr genügen. Sie müssen für sich einfordern, dass ihr Einfluss auch wahrgenommen wird, dass sie als einflussreiche Personen mehr ins Bewusstsein rücken. Und dies nicht erst, wenn sie mitten in ihrer Karriere stehen, sondern bereits zu Beginn, zur Zeit der Ausbildung im Studium. Wenn Frauen lernen, sich schon früh zu positionieren, dann brauchen sie 15 bis 20 Jahre später auch keine Förderprogramme mehr.
Wenig hilfreich ist bei der ganzen Diskussion leider die öffentliche Wahrnehmung und das, was heute vereinzelte Personen des öffentlichen Lebens unter Macht verstehen. Grundsätzlich hätten Frauen hier einen großen Vorteil, denn sie wissen, dass viele Personen nur mächtig sind dank ihrer Netzwerke im Hintergrund. Wenn die Frauen selbst beginnen, diese Erkenntnis zu nutzen und ihre persönliche Vernetzung einzusetzen, wird sich das unausgewogene Geschlechterverhältnis auf den Führungsebenen schneller ändern, als wir vermuten.
Deshalb mein Schlussappell an die Frauen: Zeigen Sie Ihre Freude an der Macht! Zeigen Sie, dass Sie gern Einfluss nehmen! Suchen Sie sich selbst TrainingspartnerInnen und MentorInnen, die Sie begleiten. Und lassen Sie sich nicht beeinflussen von anderen Personen, die ihrerseits Angst vor der Macht haben.
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