Schon der Großteil der heutigen Grundschüler werde später in Berufen tätig sein, die wir noch gar nicht kennen – so lautet eine These aus dem Trendbook von XING. Tatsächlich wandelt sich die Welt in rasendem Tempo. Doch wie bitte soll dann Schule Kinder und Jugendliche heute darauf vorbereiten, in einer Welt zu bestehen, von der wir noch gar nicht genau wissen, wie sie morgen aussehen wird?
Die Schulgesetze der Bundesländer versuchen in sehr allgemeiner Form, Antworten auf diese beiden Fragen zu definieren. So fordert dasjenige von Schleswig-Holstein: „Die Schule soll dem jungen Menschen zu der Fähigkeit verhelfen, in einer ständig sich wandelnden Welt ein erfülltes Leben zu führen. Sie soll dazu befähigen, Verantwortung im privaten, familiären und öffentlichen Leben zu übernehmen und für sich und andere Leistungen zu erbringen …“ Das ist leicht geschrieben, aber schwer umgesetzt.
Es gibt keinen Bildungskanon mehr
Schon seit Jahren ist, etwa bei Diskussionen über kommende Lehrpläne, allen beteiligten Pädagogen klar, dass es einen allgemein verbindlichen Konsens über zu vermittelnde Inhalte nicht mehr gibt. Der immer schneller erfolgende Wissenszuwachs bewirkt, dass inzwischen kein bundesweit gültiger Bildungskanon mehr existiert, den man in Form von Schulunterricht vermitteln könnte (wenn er denn je existiert hat). Die Lösung: Kompetenzorientiert lehren und lernen?
Immer mehr hat sich daher im Schulalltag durchgesetzt, den Schülern zusätzlich zu fachlichen Inhalten Sozial-, Selbst-, Arbeits- und Methodenkompetenzen zu vermitteln. Indem Lehrer beispielsweise Teamfähigkeit, Anstrengungsbereitschaft und Offenheit für neue Inhalte fördern, können sie Schülerinnen und Schülern den sinnvollen Umgang mit neuen Medien nahebringen.
Am Beispiel der Digitalisierung von Schule zeigen sich aber auch Schwierigkeiten. Die Möglichkeit einer Vermittlung von zukunftsfesten Kompetenzen ist in hohem Maße standortgebunden. Immer mehr Schulen sind davon abhängig, wie finanzstark der jeweilige Schulträger ist oder ob der Schulverein über entsprechende Ressourcen verfügt.
Das deutsche System fängt diese lokalen Schwankungen in der Bildungsqualität nicht auf. Solange unser Bildungssystem im internationalen Vergleich unterfinanziert bleibt, ist die technische Entwicklung unserer Gesellschaft gegenüber der Schule immer mindestens einen Schritt voraus.
Es reicht nicht, sich auf Wissensvermittlung zu beschränken
Wenn man Jugendlichen das Rüstzeug für eine ungewisse Zukunft mitgeben will, genügt es aber nicht, bei kompetenzorientiertem Unterricht stehen zu bleiben: Auch die Gesamtpersönlichkeit der Schülerinnen und Schüler muss stärker in den Fokus rücken. Zu lange haben wir uns im Gefolge von Pisa-Studien darauf beschränkt, in vermeintlichen Hauptfächern messbare Ergebnisse zu diskutieren. Dabei haben wir die individuellen Lernfelder der Kinder aus den Augen verloren. Doch wenn beispielsweise ein Schüler bewegungsunerfahren ist oder nicht schwimmen kann, muss man ihm, damit seine Zukunft gelingt, ein breiteres, anderes Lernangebote zur Verfügung stellen. Mit ihm nur die Methoden des Textknackens zu trainieren, reicht da nicht.
Schule liefert mehr als nur die gängige Version des Wissens
Kognitive Bildung allein schützt nicht vor gesellschaftlichen Fehlentwicklungen – das zeigen historische Beispiele oder asiatische Erziehungsstile, die die Entfaltung von Individualität vernachlässigen. Deshalb muss es vor allem darum gehen, dass Kinder und Jugendliche Überzeugungen, Werte und Normen erfahren, die sie selbstständig überprüfen und sich zu eigen machen können. So geben wir ihnen etwas mit, an dem sie sich auch nach der Schule orientieren können.
Schule sollte ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass sie nicht nur die jüngere Generation mit der aktuell gängigen Version des Wissens versorgt, sollte sich also nicht nur – nach dem Vater der Soziologie, Max Weber – als „Agentur der Gesellschaft“ verstehen. Stattdessen muss sich Schule als lernendes System begreifen, das kreativ und autonom, wenn auch in Interaktion mit allen Beteiligten, um zukünftige Bildungs- und Erziehungsprinzipien ringt. Nur dann ist sie in der Lage, jetzt und in 15 Jahren auf die Zukunft und für das Leben vorzubereiten.
Vor 15 Jahren gab es weder soziale Medien noch Smartphones, agiles Arbeiten war hierzulande unbekannt. Unvorstellbar, was in den kommenden 15 Jahre alles Neues entstehen und wie sich unsere Arbeitswelt entwickeln wird! In welchen Berufen werden wir künftig überhaupt arbeiten – und wie? Wie verändert die künstliche Intelligenz den Recruiting-Prozess? Wird die Arbeitswelt von morgen gerechter sein – oder tiefer gespalten?
Zusammen mit dem Zukunftsforscher und Gründer des Trendbüros, Professor Peter Wippermann, hat XING 15 Trends untersucht, die Arbeitnehmer und Unternehmen betreffen und die Gesellschaft verändern werden. Unsere Prognosen basieren auf der wissenschaftlichen Expertise des Trendbüros, einer repräsentativen Umfrage unter den XING Mitgliedern und E-Recruiting-Kunden sowie aus unserer Erfahrung als Vorreiter beim Thema New Work.
Die 15 Trends lassen wir ab dem 5. November täglich auf XING diskutieren – hier auf XING Klartext, von unseren XING Insidern und im XING Talk. Alle Beiträge finden Sie gesammelt auf einer News-Seite.
- In der Woche ab dem 5. November dreht sich alles darum, was sich für den einzelnen Arbeitnehmer ändert.
- Ab dem 12. November diskutieren wir eine Woche lang die Folgen des Wandels für Unternehmen.
- Eine Woche später, ab dem 19. November, thematisieren wir, wie sich unsere Gesellschaft verändern wird.
Bei Fragen, Feedback und Ideen erreichen Sie die Redaktion von XING News unter klartext@xing.com. Wir freuen uns auf spannende und hitzige Diskussionen!
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