Streit ums Turbo-Abi: Wie viel Zeit braucht gute Bildung?

Stress in der Schule, keine Zeit für Freunde und mangelnde Qualität: Die Schulreform G8, mit der Schüler ihr Abitur nach acht Jahren ablegen, ist heftig umstritten. Nun kehrt auch NRW zu G9 zurück.

Schulen sollten frei wählen dürfen zwischen G8 und G9

Nicola Beer

Generalsekretärin, FDP

Nicola Beer
  • Ob G8 oder G9, sollte Eltern und Kinder selbst überlassen bleiben
  • Durch die eingesparte Zeit darf die Qualität der Bildung jedoch nicht leiden
  • Oberstes Gebot ist immer das Wohl unserer Kinder

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Bildung ist Voraussetzung für ein freies, selbstbestimmtes Leben. Bildung schafft Lebenschancen. Wir wollen, dass jeder Mensch so gezielt gefördert und gefordert wird, dass er seine Talente nutzen und sich frei entfalten kann. Wir wollen die beste Bildung für jeden.

Um dies zu erreichen, setzen wir auf mehr Eigenständigkeit aller Bildungseinrichtungen von Kindertagesstätten über Schulen bis zu Hochschulen und auf mehr Wahlfreiheit: Eigene Verantwortung bringt bessere Ergebnisse, weil jede Einrichtung die Bedürfnisse ihrer Kindergartenkinder, Schüler und Studierenden am besten kennt und so in der Lage ist, die passendsten Angebote zu entwickeln. Dies bedeutet für mich auch, dass es die Möglichkeit geben muss, dass Schulen selbst festlegen, ob sie G8 oder G9 oder auch beides parallel im sogenannten Y-Modell anbieten wollen. Ebenso gilt, dass auch die Eltern frei entscheiden können sollen, ob G8 oder G9 der bessere Weg für ihr Kind ist. Eltern, Schüler und Lehrer sollen die Entscheidungsfreiheit haben, welches Konzept bei ihnen am besten passt.

Das Kindeswohl sollte Maßstab sein

Ich habe zwei Kinder, die gern auf ein G8-Gymnasium gegangen sind, weil sie nach ihrem Abitur die Chance erhalten, früher in den Beruf einzusteigen, ihr Studium zu beginnen oder ein Jahr für Spracherwerb und Persönlichkeitsentwicklung zu nutzen. Das ist aber eine Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss, denn es gibt auch viele, die G9 bevorzugen. Schließlich ist jede Biografie einzigartig, jeder hat andere Talente, Bedürfnisse und Geschwindigkeiten. Das gilt nicht nur für Erwachsene, sondern besonders eben auch für Kinder.

Wichtiger als die Frage nach G8 oder G9, die individuell für jedes Kind getroffen werden muss, ist jedoch die Qualität der Bildung. Das ist die Basis für Zukunftschancen. Daher müssen wir dafür Sorge tragen, dass unsere Bildungseinrichtungen von den Kitas bis zu den Hochschulen organisatorisch und personell bestens aufgestellt sind sowie über die heute dringend notwendige digitale Infrastruktur verfügen.

Oberstes Gebot ist das Wohl unserer Kinder – dies sollte auch bei jeder Entscheidung über die Schulform der Maßstab sein.

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Nicola Beer
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Nicola Beer

Generalsekretärin, FDP

Nicola Beer (Jg. 1970), Mutter von zwei Söhnen, Bankkauffrau und Rechtsanwältin, ist seit 2013 Generalsekretärin der FDP. 1999 wurde sie zum ersten Mal in den Hessischen Landtag gewählt, dem sie, unterbrochen von 2009 bis 2014 durch ihre Ernennung zur hessischen Europa-Staatssekretärin, bis heute angehört. Regierungserfahrung sammelte sie auch als hessische Kultusministerin. Sie engagiert sich vor allem in der Europa-, Justiz-, Kultur- und Bildungspolitik, sowie beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

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