Als ich vor etwa einem Jahr Schul- und Bildungsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen wurde, habe ich von der Vorgängerregierung einen großen Lehrermangel übernommen. Darauf haben wir unter anderem mit der Kampagne „Schlau machen – Lehrer werden“ reagiert. Ähnlich groß ist aber auch der Mangel bei den Schulleitungen. Die Besetzungsquote an den 5105 öffentlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen liegt bei knapp 88 Prozent. Bei den stellvertretenden Schulleiterinnen und Schulleitern erreichen wir sogar nur eine Besetzungsquote von etwa 79 Prozent.
Das heißt, wenn wir über Schulleitungen sprechen, dürfen wir die Stellvertretungen nicht vergessen. Deshalb hat die Landesregierung gleich zu Beginn der Legislaturperiode die Besoldung für stellvertretende Schulleiterinnen und Schulleiter an Grund- und Hauptschulen erhöht. Diese waren seitens der Vorgängerregierung nicht berücksichtigt worden. Seither hat sich die Besetzungsquote dort leicht verbessert. Trotzdem kann und darf mit den Zahlen niemand zufrieden sein. Die Schulen nicht, die Eltern nicht und ich als Schulministerin schon gar nicht. Denn: Jede einzelne unbesetzte Leitungsstelle stellt für die betroffenen Schulen eine große Belastung dar. Zwar gibt es klare Vertretungsregeln. Die Leitung einer Schule ist aber eine entscheidende und wichtige Aufgabe, die nicht unterschätzt werden darf. Schulleiterinnen und Schulleiter sind Impulsgeber, Manager und Motor für die Schulentwicklung. Umso wichtiger ist es, dass offene Schulleitungsstellen schnellstmöglich mit qualifiziertem Personal besetzt werden.
Unser Plan: Jobsharing, Mentoring und Fortbildungen
Das Ministerium für Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen hat deshalb ein Attraktivitätspaket „Schulleitungen“ geschnürt. Um mehr Bewerberinnen und Bewerber für ein Schulleitungsamt zu gewinnen, erproben wir ab dem Schuljahr 2018/19 ein Topsharingmodell. Dabei wird die gleichberechtigte Führung einer Grundschule durch zwei Teilzeitkräfte in gemeinsamer Verantwortung ermöglicht. Außerdem bereiten wir derzeit die landesweite Umsetzung eines Mentoringprogramms vor, um frühzeitig Frauen und Männer für den Schulleitungsnachwuchs zu identifizieren, zu fördern und zu entwickeln. Gemeinsam fördern wir außerdem in einem Pilotprojekt mit der Wübben-Stiftung und der Stadt Duisburg Fortbildungen für den Schulleitungsnachwuchs an Duisburger Grundschulen. Damit sie ihren vielfältigen Aufgaben vollumfänglich nachkommen können, erhalten Schulleiterinnen und Schulleiter als Entlastung eine sogenannte Leitungszeit, in der sie nicht unterrichten, sondern sich um ihre Verwaltungsaufgaben kümmern können. Diese Leitungszeit beträgt an allen Schulformen mindestens neun Wochenstunden und ist in den vergangenen Jahren schrittweise erhöht worden. Zur weiteren Entlastung wollen wir zudem mehr Schulverwaltungsassistenten einstellen.
Unsere Schulen stehen vor großen Herausforderungen. Dafür brauchen wir nicht nur gute und engagierte Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch motivierte Schulleiterinnen und Schulleiter. Ich bin mir sicher, dass es viele Lehrerinnen und Lehrer in unserem Land gibt, die diese Aufgabe hervorragend ausfüllen können. Die Landesregierung wird alles tun, um für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen. Das heißt konkret: frühe Ansprache, gute Rahmenbedingungen, qualitativ hochwertige Fortbildungen, individuelles Coaching und neue Leitungsmodelle. Sie können erkennen: Wir wollen nichts unversucht lassen, um die Situation schnellstmöglich zu verbessern.
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