Digitale Transformation: Wieso verläuft die Digitalisierung so mühsam?

Die digitale Transformation ist für viele Unternehmen Schrecken und Chance zugleich. An allen Enden versuchen Firmen sie umzusetzen, der Erfolg ist aber nicht immer garantiert.

Wandel beginnt nicht bei dir, sondern bei mir

Andreas Winiarski
  • Viele Chefs schieben die Verantwortung fürs Umdenken auf ihre Mitarbeiter ab
  • Dabei fangen nachhaltige Veränderungen bei jedem selbst an
  • Führungskräfte müssen bereit sein, althergebrachte Privilegien abzugeben

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Geht es um digitale Veränderung im Unternehmen, haben alle gute Empfehlungen füreinander. Nur die wenigsten kehren im ersten Schritt vor der eigenen Haustür. Dadurch verhärten sich die Fronten, bevor man überhaupt begonnen hat, wirklich etwas zu verändern. Die Digitalisierung von Geschäftsmodellen, ach was, der ganzen Welt, bedingt aber breitflächige Veränderungsbereitschaft und deshalb ein neues Miteinander.

Es liegt in der menschlichen Natur, Veränderungen im ersten Affekt mit Skepsis zu begegnen. Nur wenige Menschen bejahen etwas, bevor sie es – richtigerweise – kritisch reflektieren. Im Regelfall stehen bei den meisten vor der Unterstützungsbereitschaft die Bedenken und Eventualitäten.

Das Prinzip von Befehl und Gehorsam greift in der digitalen Welt nicht mehr

Vor diesem Hintergrund ist es unerlässlich für Führungskräfte, die Mitarbeiter beispielsweise für Veränderungen im Rahmen einer neuen Digitalisierungsstrategie gewinnen wollen, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen. Neudeutsch nennt man dies auch „leading by example“. Nur wer sich selbst ändert, wird andere dazu bringen, sich zu ändern, und wird sie dauerhaft auf den digitalen Pfad mitnehmen.

Das klassische Prinzip von Befehl und Gehorsam, das die Deutschen in verschiedenen Kontexten erlernt haben, ist diametral entgegenstehend zu dem, was die digitale Welle abverlangt. Die Rolle des Chefs im digitalen Zeitalter wird von Grund auf neu bestimmt: Statt um die Ausübung von Macht geht es nun um ein neues Miteinander. Führung bedeutet mehr und mehr Moderation und Ausgleich von Interessen. Denn die Hinterzimmer der Macht sind in Zeiten der Vernetzung hell ausgeleuchtet, und selbst der entlegenste Zipfel der Welt ist nun nur noch einen Klick entfernt.

Würden Sie Ihr Einzelbüro für Ihre Mitarbeiter auf- und freigeben?

Will also der Vorstandschef seine Belegschaft beispielsweise von der Einführung kommunikationssteigernder Großraumbüros überzeugen, sollte er selbst darüber nachdenken, wie er sein eigenes 50-Quadratmeter-Büro besser nutzen kann. Klöckner-CEO Gisbert Rühl gibt bei Abwesenheit sein Vorstandsbüro als Konferenzraum für seine Mitarbeiter frei. Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner hat sein eigenes Büro auf zwölf Quadratmeter geschrumpft, da er meistens sowieso unterwegs ist oder Meetingräume zum Schwingen bringt.

Digitalisierung verlangt nach diesem neuen Miteinander, einer neuen Offenheit und eben der Bereitschaft, sich selbst als Teil der Veränderung zu begreifen. Anordnen erstickt das Miteinander in den reflexartigen Reaktanzen. Die Einladung zum Mitmachen hingegen versetzt Berge. Also, probieren Sie es bei nächster Gelegenheit mal an sich selbst aus!


Andreas Winiarski ist einer von mehr als 70 neuen XING Branchen-Insidern, die ab sofort regelmäßig ihre persönlichen Einsichten mit den mehr als 10 Millionen XING Mitgliedern teilen. Sie können ihm und weiteren XING Branchen-Insidern hier folgen, um keinen der Beiträge mehr zu verpassen.

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Andreas Winiarski
© Privat
Andreas Winiarski

Partner, Earlybird Venture Capital

Andreas Winiarski (Jg. 1978) berät Firmen und Führungskräfte zum digitalen Wandel und zu allen Aspekten ihrer Reputation im digitalen Zeitalter. Er ist seit April 2017 Partner bei Earlybird Venture Capital. Zuvor war er als Managing Partner und Senior Adviser bei der Kommunikationsagentur Hering Schuppener tätig. Andreas Winiarski lebt und arbeitet in Berlin und war früher unter anderem als Kommunikationschef für Rocket Internet tätig.

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