Ebnet die Coronapandemie den Weg zum Homeoffice für alle?

Immer mehr Unternehmen verkünden, dass sie auch nach der Coronakrise deutlich weniger Präsenzarbeit von ihren Angestellten verlangen wollen. Wird Homeoffice zum Standard?

Recht auf Homeoffice? Nein! Warum auch?

Sarna Röser
  • Firmen setzen die Option des Homeoffice längst um – schon vor Corona
  • Mancherorts machen es die Betriebsabläufe aber schlicht unmöglich
  • Wir brauchen: ein neues Arbeitszeitgesetz und digitale Infrastruktur

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Bei vielen Unternehmen war das Homeoffice längst vor Corona gang und gäbe. Ein festgeschriebenes Recht auf Homeoffice wäre aber der falsche Weg, weil Betriebsabläufe es mancherorts schlichtweg unmöglich machen. Wer Betonrohre in die Erde bringt, kann das nicht vom Schreibtisch aus tun – auch nicht zu Zeiten von Corona.

Die Krise zeigt aber: Homeoffice geht zumindest zeitweise auch dort, wo es vorher nicht für möglich gehalten wurde – zum Beispiel in vielen öffentlichen Verwaltungen. Allerdings braucht es keine gesetzliche Regelung, um eine der wenigen positiven Effekte der Krise auch danach weiterzuführen.

Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes

Viel wichtiger, als einen Anspruch auf Homeoffice zu verordnen, wäre, das Arbeitszeitgesetz zu flexibilisieren. Für viele ist es sinnvoll, noch bevor das Frühstück auf dem Tisch steht, hier und da eine E-Mail zu schreiben. Oder am Nachmittag einen Ausflug mit den Kindern zu unternehmen und sich dafür abends noch einmal an den Laptop zu setzen, wenn alles schläft. Die reguläre Arbeitszeit verschiebt sich.

Es wäre daher sinnvoll, das Arbeitszeitgesetz anzupassen. Zum einen können Arbeitnehmer so die vertraglich geregelten Wochenstunden eigenverantwortlich auf die Wochentage verteilen. Denn es ist auch kein Geheimnis, dass manche Menschen eher früh morgens oder spät abends zu Höchstleistung auffahren. Von der neu gewonnenen Freiheit profitieren alle: Unternehmen sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Ausbau der digitalen Infrastruktur

Die Krise zeigt auch, wie ländliche Regionen weiterhin hinterherhinken – Stichwort: digitale Infrastruktur. Familienunternehmen, die oft eben nicht in Ballungszentren sitzen, berichten von schlechten Übertragungsgeschwindigkeiten. Homeoffice und vernetztes Arbeiten ist gerade unausweichlich, deshalb trifft es die Unternehmen mit Sitz auf dem Land umso härter, wenn die digitale Versorgung nicht gewährleistet ist. Die Krise verstärkt lediglich strukturelle Standortnachteile, die bereits zuvor bestanden. Sie offenbart den eindeutigen Wettbewerbsnachteil!

Lieber Herr Heil und Herr Scholz, anstatt ein Recht auf Homeoffice zu fordern und damit einmal mehr in die Freiheit und (Eigen-)Verantwortung der Unternehmen einzugreifen, gibt es wesentlich sinnvollere Baustellen! Mit dem Belastungsmoratorium des letzten Koalitionsausschusses ist dieser Vorschlag im Übrigen auch nicht vereinbar.

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Sarna Röser
© DIE JUNGEN UNTERNEHMER / Anne Grossmann Fotografie
Sarna Röser

Bundesvorsitzende, Die Jungen Unternehmer

Die Unternehmerin (Jg. 1987) ist designierte Nachfolgerin eines Familienunternehmens in der Tiefbaubranche – in der bereits dritten Generation. Seit März 2018 ist Sarna Röser zudem Bundesvorsitzende des Verbands Die Jungen Unternehmer. In diesem engagiert sie sich seit 2010 als aktives Mitglied und seit 2013 zusätzlich als Vorstandsmitglied im Klub der Nachfolger. Ebenso ist sie im Kernteam der Digitalen Kommission tätig. Daneben gründete sie das Start-up Beamcoo und die Initiative Healthcare Innovations.

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