Durch KI verändert sich die Branche im rasantem Tempo. Foto: picture alliance / Zoonar
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Diese Fachkräfte sind in der IT-Branche jetzt gefragt

IT-Jobs sind 2025 besonders gefragt. Neue Rollen wie Prompt Engineer oder AI-Ethikbeauftragte entstehen. Welche neuen Kenntnisse nun zählen.

Berlin. Wer sich in den vergangenen Jahren für einen Job im Bereich IT entschied, hatte damit ausgezeichnete Karrierechancen. Die Nachfrage war groß – je nach Jobprofil, Branche und Unternehmensgröße konnten IT-Experten teilweise mit sechsstelligen Gehältern rechnen.

Doch mit dem schnellen Fortschritt generativer Künstlicher Intelligenz verändert sich die Arbeitsrealität in vielen IT-Berufen. KI schreibt Programme, analysiert Daten, testet Software. Das sind Aufgaben, die bisher von Fachkräften übernommen wurden.

Die gute Nachricht ist: IT-Experten sind auch künftig gefragt. Laut Branchenverband Bitkom fehlen bis 2040 rund 663.000 solcher Fachkräfte, wenn nicht gegengesteuert wird. In einer Umfrage des Verbands bei 850 Unternehmen gehen zudem nur 15 Prozent davon aus, dass KI zu einem Stellenabbau in dem Bereich führt. Dagegen erwarten 38 Prozent, dass zusätzlicher Bedarf an IT-Experten entsteht.

Allerdings zeigen Nachfragen bei Experten und Unternehmen, dass sich der Fokus vieler IT-Berufe verschieben wird. Manche Profile werden wichtiger, andere Aufgaben fallen weg. Das Handelsblatt beschreibt, welches Know-how künftig gefragt ist.

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Die Top-IT-Berufe 2025 im Überblick

Während Unternehmen in den vergangenen Jahren noch kräftig nach Fachkräften suchten, sind sie nun aufgrund der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten wieder zurückhaltender bei Neueinstellungen. Dieser allgemeine Trend gilt auch für die meisten IT-Experten.

So zeigt etwa der Fachkräfteindex der Personalberatung Hays , dass die Nachfrage nach IT-Experten im letzten Quartal 2024 zum dritten Mal in Folge gesunken ist. Sie liegt damit auf dem Niveau von Anfang 2021 – das war mitten in der Coronapandemie. Betroffen sind zum Beispiel Softwareentwickler oder Testmanager, die die Qualität von IT-Systemen prüfen und überwachen.

Ein Wachstum im Vergleich zum Vorquartal gibt es demnach ausschließlich bei IT-Security-Experten. Insgesamt ist die Nachfrage aber mit 41.000 Stellenausschreibungen für IT-Entwickler trotz des Rückgangs weiterhin hoch und auch in allen Disziplinen deutlich höher als es noch vor zehn Jahren noch der Fall war.

Dass weniger Softwareentwickler gesucht werden, bestätigen auch Zahlen des Jobportals Indeed. Das liegt laut Virginia Sondergeld, Ökonomin bei Indeed, nicht nur an der angespannten Wirtschaftslage. Es hänge auch damit zusammen, dass generative KI die Produktivität etwa in der Softwareentwicklung verändert. „Das führt zu einer Neuausrichtung des Arbeitsmarktes“, sagt sie.

Digitalisierung als Jobmotor

Was also heißt das für bestehende Berufsprofile? Alexander Hendorf ist Geschäftsführer von Pioneers Hub, einer Non-Profit-Organisation zur Förderung von Deeptech-Communitys. Der KI-Experte glaubt, dass die benötigten Kompetenzen in Zukunft deutlich anspruchsvoller und stärker auf den Umgang mit KI fokussiert sein werden.

Das kann ganz unterschiedlich aussehen: Weil KI Code generieren oder Fehler darin beheben kann, sagt Hendorf, hätten IT-Entwickler mehr Zeit, sich auf komplexe Aufgaben zu konzentrieren. Etwa auf die Arbeit an neuen Algorithmen oder an einer besseren Systemarchitektur. „Auch die Arbeit des Anwendungsentwicklers wird sich gravierend ändern“, sagt Hendorf. „Denn intelligente Code-Assistenten und automatisierte Testsysteme werden durch KI in der Lage sein, den gesamten Entwicklungsprozess massiv zu beschleunigen.“

Und selbst das Arbeitsprofil von Security-Spezialisten wird sich laut Hendorf in den nächsten drei Jahren rasant ändern. Denn KI könne Bedrohungen schneller erkennen und darauf reagieren. Sicherheitsspezialisten müssten sich deshalb künftig mehr auf die Implementierung und Überwachung von KI-gestützten Sicherheitssystemen konzentrieren.

Diese Experten werden gesucht

Fragt man bei Unternehmen nach, so bestätigen diese, dass Rollen nicht komplett verschwinden, sich aber verändern. KI ist hier ein wichtiger Treiber. Auch die Art und Weise, wie Unternehmen ihre IT-Infrastruktur durch Cloud-Computing gestalten, wird neue Jobprofile prägen. Das gilt ebenfalls für Big Data, also die Fähigkeit, große Datenmengen für strategische Entscheidungen zu analysieren. Als vierter Bereich wird Cyber-Security die Arbeitswelt von IT-Fachkräften umwälzen.

Während zum Beispiel beim Wirtschaftsprüfer KPMG früher eher traditionelle IT-Profile wie der IT-Systemadministrator gefragt waren, sucht man heute nach spezialisierten Positionen. Auf dem Wunschzettel der Personalabteilung stehen Cloud-Spezialisten, Datenanalysten, KI-Fachkräfte, Cyber-Security-Experten oder auch Softwareentwickler, die sich mit agilen Methoden auskennen.

Gleiches gilt für BMW: Vor fünf Jahren suchte der Autohersteller eher klassische Berufsbilder wie Netzwerkadministratoren. Heute sind ihm auch Datenwissenschaftler, Security-Experten und KI-Trainer willkommen.

Beim Technologiekonzern Siemens gehört nach wie vor der Softwareentwickler zu den gefragtesten IT-Profilen. Es werden allerdings auch verstärkt Kompetenzen in den Bereichen IT-Architektur, Cloud-Technologie und Datenmanagement aufgebaut.

38 Prozent der Unternehmen erwarten, dass durch KI der Bedarf an KI-Fachkräften steigt. (Quelle: Bitkom)

Und auch im Mittelstand, etwa beim Schraubenhersteller Würth, werden mittlerweile vorrangig Experten aus den Bereichen Datenmanagement, Automatisierung und KI gesucht. Etwa in der Entwicklung oder Implementierung, aber auch im Bereich KI-Governance, um regulatorische und sicherheitsrelevante Anforderungen abzudecken.

Skills, die gefragt sind

Künstliche Intelligenz kommt auch beim Pharmakonzern Bayer

mittlerweile in allen Bereichen des Unternehmens zum Einsatz. Etwa in der Pharmaforschung, um wiederkehrende Muster zu erkennen. Weil KI dabei abhängig von Daten ist, entstehen laut einem Sprecher komplett neue Aufgabenprofile – zum Beispiel Data Asset Management oder Data Steward, also die strukturierte Verwaltung oder die Überwachung der Qualität von Daten.

Neben Data Science baut Bayer Fertigkeiten im Umgang mit generativer KI auf. Zugleich gewinnt das Prompting an Bedeutung, die Fähigkeit, KI-Modelle mit Eingaben zielgerichtet zu steuern. Wobei der Konzern das sogenannte  „Prompt Engineering“ nicht als spezifisches Jobprofil einstuft.

Letzteres bewertet Sebastian Mayer, der bei der Beratung Protiviti den KI-Bereich für Deutschland verantwortet, genauso. Er ist davon überzeugt, dass die Kommunikation mit KI-Systemen eher zu einer Basiskompetenz als zu einem eigenen Job wird. „Ähnlich wie der Umgang mit Office-Programmen heute.“

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Daneben bringe die zunehmende Verbreitung von KI und Automatisierung eine Vielzahl neuer Berufsbilder und Aufgabenfelder hervor. „Viele dieser Rollen entstehen nicht aus dem Nichts“, sagt er. Sie seien Weiterentwicklungen bestehender Funktionen.

Neben KI-Entwicklern oder KI-Governance-Experten braucht es künftig auch KI-Trainer, die Modelle mit Unternehmensdaten anreichern. An Bedeutung gewinnen zugleich AI Product Owner, die Anforderungen aus dem Unternehmensalltag in KI-fähige Anwendungen übersetzen. Damit bilden sie eine Schnittstelle zwischen dem Entwicklerteam und dem Rest der Firma.

Das verdienen Experten in Zukunftsfeldern

Laut Gehaltsreport der Jobplattform Stepstone liegt das Bruttomediangehalt in der Berufsgruppe IT bei 58.000 Euro. Wer allerdings in einem hochkomplexen Zukunftsfeld arbeitet, kann deutlich mehr erwarten. Wie Gehaltsdaten der Personalvermittlung Robert Half zeigen, verdienen etwa IT-Security-Consultants und IT-Security-Architekten mit der entsprechenden Erfahrung ein sechsstelliges Gehalt. Ein Cloud-Spezialist kann demnach bis zu 91.500 Euro erhalten. Und ein Cloud-Consultant sogar bis zu 106.750 Euro.

Und auch KI-Spezialisten können ein gutes Gehalt erwarten. Laut der Bundesagentur für Arbeit liegt das Mediangehalt eines KI-Engineers oder eines KI-Prompters bei 74.556 Euro. Das obere Quartil, also die obersten 25 Prozent, verdient sogar mehr als 85.200 Euro im Jahr.

Diese Aufgaben verschwinden

Und gibt es Jobs, die komplett verschwinden werden? Protiviti-Berater Sebastian Mayer glaubt, dass das die Ausnahme sein wird. „Deutlich wahrscheinlicher ist eine Teilautomatisierung bestimmter Tätigkeiten innerhalb bestehender Rollen.“ Ersetzt oder stark verändert würden Aufgaben, die standardisiert und wiederholbar sind – unter anderem Helpdesk-Anfragen oder einfache Programmieraufgaben wie das Schreiben von Basiscode, was früher vor allem Juniorpositionen vorbehalten war.

Mayer sieht hier neben allen Vorteilen auch Herausforderungen. Denn: „Wenn Einsteigerrollen wegfallen oder stark reduziert werden, fehlt es mittelfristig an Möglichkeiten, Berufserfahrung aufzubauen – mit potenziellen Engpässen bei zukünftigen Senior-Fachkräften.“

Erfahrungen, die früher beim Ausführen einfacher Tätigkeiten gesammelt wurden, müssten deshalb immer häufiger außerhalb der klassischen Einstiegsrollen erworben werden. „Der Arbeitsmarkt fordert deshalb nicht nur Skills, sondern auch Reflexion, Lernbereitschaft und ein neues Verständnis von Karrierewegen.“

So schaffen Unternehmen Kompetenzen

Der Softwarekonzern SAP hat sich zum Ziel gesetzt, Künstliche Intelligenz in sämtliche Produkte zu integrieren, um so die Effizienz in Bereichen wie Controlling, Rechnungswesen oder in der Beschaffung zu erhöhen. Dafür sucht das Unternehmen einerseits Spezialisten, die die technologischen Grundlagen entwickeln. Andererseits schult SAP sein IT-Personal in der Breite.

Viele Stellen, erklärt der Konzern, seien mittlerweile hybride Profile, die traditionelles Fachwissen um KI- und Datenkompetenzen erweitern. Hierbei spiele kontinuierliches Lernen in Form von Re- und Upskilling-Programmen eine zentrale Rolle. Vergangenes Jahr kündigte Konzernchef Christian Klein im Interview mit dem Handelsblatt deshalb ein Budget von 150 Millionen Euro für Weiterbildungen an. Laut einem Sprecher bewegt sich die Summe in diesem Jahr auf einem ähnlichen Niveau.

Durch den Einsatz von KI soll das Unternehmen einfacher, schlanker und effizienter werden. 20.000 SAP-Entwickler nutzten bereits KI-gestützte Tools, sagte Klein Ende Januar nach der Veröffentlichung der Jahreszahlen für 2024. Das führe bereits jetzt zu einer durchschnittlichen Effizienzsteigerung von mehr als 20 Prozent.

Ein Unternehmen, das sich seit vielen Jahren mit Künstlicher Intelligenz befasst, ist Celonis. Die Münchener Firma ist mit einer Plattform für die Analyse von Geschäftsprozessen zum wertvollsten Start-up Deutschlands aufgestiegen. Weil KI schon lange ein Thema sei, hätten sich die grundlegenden Anforderungen an die Beschäftigten in den vergangenen fünf Jahren nicht wesentlich verändert, hieß es dort auf Handelsblatt-Anfrage.

Angesichts der rasanten technischen Entwicklung müssten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allerdings bereit sein, sich kontinuierlich weiterzubilden. Neben angebotenen Trainings sollen sie vor allem im Berufsalltag voneinander lernen.

Auch Berater Mayer empfiehlt Unternehmen, ihre IT-Mitarbeiter im Umgang mit KI, Automatisierung oder Plattformtechnologien zu schulen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen. Nicht nur der Fachkräftemangel zwinge Unternehmen dazu, ihre Mitarbeiter intern zu qualifizieren. Re- oder Upskilling seien oft auch schneller, effizienter und nachhaltiger als Neueinstellungen.

„Die Erfahrung bestehender Mitarbeiter – ihre Kenntnis von Prozessen, Kultur und internen Systemen – ist ein klarer Vorteil“, sagt Mayer. „Ein gezieltes Upskilling-Programm kann in wenigen Wochen die Lücke zu neuen Technologien schließen, während Neueinstellungen hohe Onboarding-Kosten verursachen und längere Anlaufzeiten benötigen.“

Die Bereitschaft der Unternehmen, in Weiterbildung zu investieren, ist zwar grundsätzlich vorhanden. Allerdings unterscheiden sich die Unternehmen hier stark nach Branche und Größe. Vor allem Konzerne aus der Technologie- oder Beratungsbranche wie SAP würden ihre Mitarbeiter für den Bereich KI umfassend umschulen, anstatt sie zu ersetzen.

So weit sei der Mittelstand noch nicht. Zwar gebe es auch hier eine zunehmende Aufgeschlossenheit, begrenzte Ressourcen oder fehlendes Know-how in der Personalentwicklung bremsten das Tempo aber oft.

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