Goodbye, Führungsrolle: „Das tue ich mir nicht mehr an!“ – Wer will noch Führungskraft werden?
Warum immer mehr erfahrene Manager in die zweite Reihe zurückwollen und welche Risiken und Chancen eine solche Entscheidung birgt.
Der Rückzug aus dem Rampenlicht oder ein neuer Fokus auf die Fachkarriere: Gerade für gestandene Manager und Managerinnen in ihren letzten Berufsjahren kann eine solche Entscheidung neue Perspektiven eröffnen. Aber was mich wirklich beunruhigt, ist die Frustration, die oft mit dieser Entscheidung einhergeht. Ich höre immer öfter: „Das tue ich mir nicht mehr oder gar nicht erst an.“ Und dieser Satz hallt nach.
Die Frustration nimmt zu
Führungskräfte – vom C-Level-Manager über die HR-Entscheiderin bis hin zur Teamleitung – erleben derzeit einen spürbaren Verlust an Selbstwirksamkeit. Zunehmende Fremdsteuerung und enormer ökonomischer Druck setzen den Führungskräften zu. Strategische Initiativen, in die sie jahrelang Herzblut und Energie gesteckt haben – wie zum Beispiel wichtige Diversity- & Inklusionsmaßnahmen –, werden von oben kassiert, weil politische Entscheidungen in Übersee alles ändern. Und dann folgen weitere unpopuläre Entscheidungen: Personalabbau, Werksschließungen, die nicht nur die Belegschaft verunsichern.
Gerade das mittlere Management gerät ins Visier, wie das Beispiel Amazon mit der Ankündigung zeigt, massiv auf der Ebene der Middle Manager abbauen zu wollen.
Wer will noch Führungskraft werden?
Ist es da verwunderlich, dass es immer schwieriger wird, neue Führungstalente zu gewinnen? Die Argumente gegen eine Führungsrolle sind klar:
Zu viel Druck und Verantwortung
Führungskräfte stehen oft unter enormem Stress, müssen schwierige Entscheidungen treffen und sind für das Wohlbefinden sowie die Leistung ihres Teams verantwortlich.
Zu wenig New Work und Work-Life-Balance
Nicht nur die jüngeren Generationen legen mehr Wert auf Work-Life-Balance und auf persönliche Erfüllung statt Karriere und Status.
Keine Lust auf ständige Erreichbarkeit
Die Erwartung, rund um die Uhr verfügbar zu sein, schreckt viele ab. Besonders in einer digitalen Welt, in der Arbeit und Freizeit zunehmend verschwimmen.
Fehlende Wertschätzung und finanzielle Kompensation für das Zusatzengagement
Viele Führungskräfte fühlen sich nicht ausreichend anerkannt oder unterstützt. Stattdessen erleben sie oft Kritik und hohen Erwartungsdruck.
Strukturelle Probleme in Unternehmen
Traditionelle Führungsmodelle sind oft nicht mehr zeitgemäß. Starre Hierarchien und ineffiziente Prozesse machen Führungsrollen unattraktiv.
Was müssen wir tun, damit Führung wieder attraktiv wird?
Unternehmen müssen Führung neu denken! Das bedeutet: mehr Unterstützung für Führungskräfte, klare Strukturen, die Orientierung bieten, und vor allem eine Unternehmenskultur, die Führungskräfte nicht überfordert, sondern stärkt und befähigt. Führung neu denken. Das beinhaltet für mich konkret:
Entlastung im operativen Geschäft: Führungskräfte brauchen Zeit für strategische Aufgaben und die Entwicklung ihrer Teams, nicht nur für das Abarbeiten von Tagesgeschäft.
Klare Verantwortlichkeiten und Entscheidungsprozesse: Wer entscheidet was? Transparenz schafft Sicherheit und reduziert Frustration.
Investition in die Entwicklung von Führungskompetenzen: Kontinuierliches Lernen und Coaching sind unerlässlich, um den komplexen Anforderungen gerecht zu werden.
Eine Kultur der Wertschätzung: Anerkennung für das Engagement und die Leistung von Führungskräften muss gelebt werden – nicht nur in Worten, sondern auch in Taten und der Vergütung.
Förderung von New Work und Work-Life-Balance: Auch Führungskräfte brauchen flexible Arbeitsmodelle und Zeit für ihr Privatleben, um langfristig leistungsfähig und motiviert zu bleiben.
Weckruf: Wir müssen dringend gegensteuern!
Der aktuelle Trend zum Rückzug aus der Führungsverantwortung ist für mich ein Alarmsignal. Wenn wir nicht gegensteuern, riskieren wir einen Mangel an qualifizierten Führungskräften und eine Schwächung der gesamten Wirtschaft. Ohne Führungstalente und Führungspersönlichkeiten lassen sich Wachstum und Wohlstand nicht sichern.
Kennst du den Frust? Was bräuchtest du, um dich für eine Führungsrolle zu entscheiden oder sie langfristig auszufüllen?
Mehr Artikel zum Thema Führung auf meinem Blog – Digital People Management.
