1, 2 oder 3: Welcher dieser Wege bringt dich am besten in die erste Führungsverantwortung?
Du möchtest Führungsverantwortung übernehmen? Dann gibt es für dich drei Wege, die du einschlagen kannst. Aber beachte: Jeder Weg bringt unterschiedliche Konsequenzen und Schwerpunkte mit sich.
Die Entscheidung steht für dich fest – und das vielleicht auch schon länger: Du möchtest Karriere als Führungskraft machen. Glückwunsch schon einmal dazu. 🥳
Aber wie kommst du jetzt in die Führungsverantwortung? In diesem Artikel lernst du die drei typischen Wege kennen. Zudem erfährst du, was du unbedingt dabei beachten solltest. Los geht's!
Weg 1: Der Neueinstieg
Beim Neueinstieg startest du im Unternehmen direkt als Führungskraft. Vielleicht hast du dich auf eine Team-Lead- oder Head-of-Stelle beworben und darfst dein Führungsdebüt direkt in einem neuen Unternehmen geben. Über diesen Weg gelangen ca. 20% zum ersten Mal in die Führungsverantwortung.
Ausgangslage
Du kommst mit einem Blick von außen. Bringst idealerweise einen frischen Wind mit rein. Du hast keine Altlasten in Form von problematischen zwischenmenschlichen Beziehungen.
Du kennst das Unternehmen (und ggf. ein Teil der Mitarbeitenden) hauptsächlich aus dem Bewerbungsprozess. Vieles wird also für dich zu Beginn superneu sein. So zum Beispiel die Kultur, interne Abläufe und auch die Strategien.
Fokus zu Beginn
Nutze die Zeit am Anfang. Lerne die Kultur kennen. Zum einen die offizielle Kultur mit den Werten, die vermittelt werden sollen. Aber auch die Kultur, die letztendlich gelebt wird. Manchmal unterscheiden sie sich ein wenig. Achte auf diese feinen Unterschiede. Kriegen ein Gespür dafür, wie Reaktionen auf bestimmte Ankündigungen etc. ausfallen. Verstehe zudem die Strategien und Ziele und nutzen deinen frischen Blick von außen, um mögliche Blindspots zu identifizieren.
Lerne auch, wie dein Team tickt. Wie ist der Vibe? Wer ist lauter? Wer ist leiser? Wer nimmt welche Rolle ein? Was für Persönlichkeiten hast du in deinem Team? Was ist ihnen wichtig? Das alles im Gesamtkontext Team, aber auch individuell pro Mitarbeiter•in.
Und zu guter Letzt: Sei offen für Veränderungen. Es läuft im neuen Unternehmen an manchen Stellen definitiv anders, als du es von deinen bisherigen Stationen gewohnt bist. Lass dich darauf ein.
Stolpersteine
Jetzt kommst du von außen. Hast dir vorbereitend schon viele Gedanken gemacht, was du alles ändern und anpassen könntest. Und das kann zum größten Stolperstein für dich werden. Widerstehe der Versuchung, Veränderungen zu schnell umsetzen zu wollen. Dadurch distanziert sich dein Team nur von dir, denn das Vertrauen* ist noch nicht da. Lerne das Unternehmen und dein Team kennen und starte erst dann langsam mit deinen Ideen.
*Du fragst dich, wie du zu Beginn schnell Vertrauen aufbauen kannst? Stelle (digital) eine Box zur Verfügung und sammle darin anonym Antworten auf die Frage „Was sind Änderungen, die uns als Team gut tun würden?“. Das hat mal ein früherer Football-Coach gemacht, der dann in England Fußball-Trainer wurde. Er hat eine Box in der Kabine aufgestellt. Zettel und Stifte hingelegt und jeder konnte Dinge aufschreiben. Als Antworten kamen Dinge wie „Wasserdruck in der Dusche reduzieren“ oder „Snacks nach dem Training“. Kleine Dinge, die er direkt anpassen konnte und so direkt ein vertrauensvolles Miteinander geschaffen hat, indem er zuhört und auf das Team achtet.
Weg 2: Der Quereinstieg
Intern wurde eine Führungsstelle ausgeschrieben. Eine neue Abteilung soll aufgebaut werden. Oder, oder, oder. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie dieses Szenario zustande kommt. Es passiert häufig in Konzernstrukturen. Oder aber in jungen Start-ups, die schnell skalieren wollen. Auch bei diesem Weg sind es ca. 20% der Leader•innen, die so zum ersten Mal Führungsluft schnuppern.
Ausgangslage
Du kennst die Branche, das Unternehmen und die übergreifende Strategie bzw. Zielsetzung. Nicht aber zwingend die Abteilung. Abteilungsziele und -strategien sind dir weitestgehend fremd – genauso wie die internen Abläufe. Und auch die Teammitglieder kennst du größtenteils nur vom Sommerfest und der Weihnachtsfeier.
Fokus zu Beginn
Lege deinen Fokus genau darauf. Fokussiere dich auf Ziele und Strategien in deiner Abteilung, um schnell mit dem Team auf Augenhöhe unterwegs zu sein. Zeige zudem echtes Interesse an deinen Teammitgliedern. Lerne sie kennen. Nimm dein Umfeld und deine Umwelt richtig wahr. Verinnerliche dir diese Eindrücke. Empathie ist hier superwichtig.
Stolpersteine
Hey, du kennst das Unternehmen. Vermutlich weißt du, wie der Hase läuft. Bist ja schon ein paar Jahre hier am Start. Diese vermeintliche Sicherheit führt oftmals dazu, dass du unterbewusst und voreilig von deinem vorherigen Team bzw. deinen vorherigen Erfahrungen auf dein neues Team und dessen Herausforderungen schließt. Das wirkt abschreckend. Sei dir dieser Situation bewusst. Auch hier kannst du natürlich die anonyme Umfrage von oben nutzen, um langsam reinzustarten.
Weg 3: Der Aufstieg
Dein Team wächst und es braucht eine neue Führungsebene. Vielleicht wurde deine bisherige Führungskraft selbst befördert oder hat vielleicht auch das Unternehmen verlassen. Dieser Schritt ist am weitesten verbreitet. Ca. 60% der Nachwuchsführungskräfte starten so in ihre erste Führungsverantwortung.
In einem weiteren Artikel bin ich auf diesen Weg schon mal etwas ausführlicher eingegangen: Bleib, wie Du bist, Chef! So steigst Du vom Kollegen zur Führungskraft auf.
Die Entscheidung, diesen Schritt zu gehen, fällt den meisten Nachwuchsführungskräften am leichtesten. Im bekannten Umfeld in die Führungsverantwortung starten. Oftmals führt diese vermeintliche niedrige Schwelle zu einer nicht wirklich durchdachten und manchmal auch spontanen Reaktion, die Führungskarriere einzuschlagen. Dabei gibt es hier die meisten Dinge zu beachten. Mehr dazu weiter unten.
Ausgangslage
Du kennst das Unternehmen. Du kennst das Team. Du kennst die Abläufe. Du kennst die Herausforderungen und Stärken im Team. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Wo ist der Haken?
Fokus zu Beginn
Setze dich mehr mit dir selbst auseinander. Mit deiner Persönlichkeit. Mit deinen Werten. Mit deinen Stärken und Begrenzungen. Mit deinem Führungsanspruch. Du brauchst als Führungskraft viel Klarheit, um authentisch zu führen.
Setze dich zudem mit dem Thema Erwartungsmanagement auseinander. Was erwartest du von deinem Team und den einzelnen Teammitgliedern? Was erwarten sie von dir? Was erwartet dein•e Chef•in von dir und was du von ihr? Und was erwartest du eigentlich von dir selbst?
Stolpersteine
Personen, die aus dem Team heraus befördert werden, neigen oftmals dazu, sich zu verstellen, um der neuen Rolle gerecht zu werden (z.B. härter sein …). Das passiert manchmal bewusst, meistens aber unterbewusst. Wie schon erwähnt, ist daher die Klarheit für dich enorm wichtig, um authentisch zu führen.
Ein weiterer, wenn nicht sogar der größte Stolperstein in diesem Setting: Es haben sich im Team vor deiner Beförderung Freundschaften gebildet. Und hier rede ich hauptsächlich von den Freundschaften zwischen dir und anderen Teammitgliedern. Das neue Setting kann für dieses Konstrukt sehr ungewohnt sein. Es ist nicht immer leicht, insbesondere Berufliches von Privatem zu trennen. Deshalb ist hier ein klares Erwartungsmanagement für Beruf und Privatleben mit den Freund•innen unabdinglich.
Egal welchen Weg du einschlägst: Letztendlich dreht sich alles um das Zwischenmenschliche. Achte auf dich und dein Umfeld.
Ich hoffe, ich konnte dir einen guten Überblick geben, welche Wege es gibt und was dabei zu beachten ist.
Hast du schon eine Vermutung, welchen Weg du wählen wirst? Schreib es mir gern in die Kommentare. Du bist schon Führungskraft? Dann schreib gern, welcher Weg bei dir zu ersten Führungsverantwortung geführt hat und was deine Learnings sind. 👇🏼