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12 To-dos: So erreicht euer Unternehmen die Zukunft

Die Zukunft ist wie ein Laufband. Wer stehen bleibt, fällt sofort hinten runter. Und das Laufband ist auf superschnell eingestellt. Zudem lauern Ungewissheiten an jeder Ecke. Planbarkeit, so wie früher, gibt es nicht mehr. Die 12 Erfolgsregeln der U1-Unternehmen zeigen, wie der Sprung in die Zukunft gelingt.

Wir stecken mittendrin, sind quasi Zeitzeugen einer epochalen Umbruchphase: Das Alte stirbt bereits, doch das Neue ist erst in Ansätzen da. Diesen Schwebezustand der Unsicherheit, der Mehrdeutigkeiten und Zweifel halten Menschen nicht besonders gut aus. Wir fühlen uns ausgeliefert, gestaltungsohnmächtig, irgendwie dauerbedroht. Dies erklärt die Unruhe, Gereiztheit und Überforderung, die derzeit so spürbar ist.

Denn vor uns liegt eine Hochgeschwindigkeitswildwasserzukunft, die sich, angetrieben durch machtvolle künstliche Intelligenzen, rasend schnell weiterentwickelt. Wohin uns das führt? Noch ungewiss! Doch gewiss: Die größten Gefahren auf dem Weg in diese neue Zeit sind das Festhalten an Überholtem, verschlafene Trends, interessengeleitetes Zögern und der Mangel an Freiraum für mutige Übermorgengestalter und frische Ideen.

Epochale Umbrüche werden oft durch Sprunginnovationen ausgelöst. Stets haben sie zu Verwerfungen und vielfach zu einer Neuordnung des Weltgeschehens geführt. Dies betrifft die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Systeme. Erst in der Rückschau lässt sich das ganze Ausmaß erkennen – und zum Glück auch daraus lernen. Denn die Muster (des Scheiterns) ähneln sich oft. Schauen wir uns sogleich mal ein Beispiel an. Denn:

Wir können von Beispielen lernen

Die Erfindung, die, laut Time Magazine, als die bedeutendste des zweiten Jahrtausends gilt? Die Druckerpresse. Als Johannes Gutenberg um 1450 den modernen Buchdruck erfand, konnten 95 Prozent aller Menschen nicht einmal lesen. Noch nicht. Doch das änderte sich rasch. Die Folgen waren epochal. Seine Schöpfung hat nicht nur eine industrielle, sondern auch eine gesellschaftliche Revolution angefacht. Sie entzauberte das klerikale Machtmonopol und brachte breiten Bevölkerungskreisen Zugang zu Wissen. So machte der Buchdruck den Weg frei für den Aufstieg des Bürgertums, für das Zeitalter der Aufklärung und schließlich für die Demokratie.

Und anderswo? Omar Sultan Al Olama erzählt (Quelle: Alles KI?): Noch im 15. Jahrhundert standen Mathematik, Astrologie, Medizin und Philosophie in der arabischen Welt auf ihrem Höhepunkt, arabische Wissenschaftler gehörten zu den besten der Welt. Doch das änderte sich schlagartig, als im Jahr 1515 Sultan Selim I. die Druckerpresse verbot. Zuerst waren die Kalligrafen zum Sultan gekommen, um ihm ihre Befürchtungen mitzuteilen „Wir werden unsere Arbeit verlieren, tut etwas, um uns zu schützen.“

Dann kamen die Religionsgelehrten. Sie hatten Bedenken, dass mit dem Buchdruck gefälschte Versionen des Korans in Umlauf kämen. Und die engsten Berater des Sultans sagten: „Wir wissen nicht, was diese Technologie anrichten wird. Lasst sie uns verbieten und erst mal sehen, was anderswo damit passiert.“ So wurde fast überall auf der Welt die Druckerpresse eingeführt, nur im Nahen Osten war sie rund 200 Jahre lang verboten. In der Folge büßte die arabische Welt ihre Vormachtstellung in den Wissenschaften ein - mit den daraus resultierenden Konsequenzen.

Wie die neuen Marktplayer agieren

Überall auf der Welt definieren Visionäre gerade das Mögliche neu. Sie haben verstanden, dass Prosperität in einer hypervernetzten Welt am ehesten dann entsteht, wenn sich die unterschiedlichsten Perspektiven, Ressourcen, Kompetenzen und Gewerke an Schnittstellen miteinander verknüpfen. So gelingt es ihnen, Innovationen mit deutlich größerem Kundennutzen zu erzeugen und damit gute Geschäfte zu machen.

Sie sind in der Lage, ein innerbetriebliches Innovationssystem zu organisieren, das mit der systematischen Ideenfindung beginnt und mit einem pfiffigen Innovationsmarketing endet. Ihre bahnbrechenden Lösungen kommen oft wie aus dem Nichts. Sie erwirtschaften Megaumsätze mit Technologien, die es vor wenigen Jahren noch nicht einmal gab. Mit Nischengespür packen sie jede Chance beim Wickel, die sich durch die fortschreitende Digitalisierung ergibt.

Die neuen Marktplayer begeben sich erst gar nicht auf Aufholjagd. Sie versuchen auch nicht, alte Technologien aufzupeppen. Sie überspringen sie einfach. Herkömmliche Branchengesetze sind ihnen komplett egal. Gewohntes wird radikal infrage gestellt. Mit Hingabe, Tatkraft und wilder Entschlossenheit kreieren sie die Dinge völlig anders und neu. So werden diejenigen zügig verdrängt, die sich nicht rechtzeitig transformieren.

Die drei mächtigsten Zukunftstrends

Der zunehmend bedrohliche Klimawandel und neue Technologien werden die Welt so umfassend verändern wie niemals zuvor. Ein dritter maßgeblicher Megatrend ist die Kundenzentrierung. Denn nicht Produkte und technologische Machbarkeiten, sondern zahlungswillige Kunden entscheiden darüber, wer die Märkte von morgen besetzt. Nachfrage ist die einzige Macht, die ein smarter Anbieter nie ignoriert. Und disruptive Innovationen bringen einst führende Unternehmen unversehens zu Fall.

Alle drei Trends entwickeln sich exponentiell, und das bedeutet: erst langsam, dann plötzlich ganz schnell. So lässt sich höchstens erahnen, wo uns das hinführt. Denn jede Innovation ist zugleich Anstoß für weitere Innovationen. Die Neukombination bislang getrennter Technologien und Industrien sorgt für vielerlei Wechselwirkungen, die sich im Vorfeld gar nicht absehen lässt. Jede technologische Verbesserung führt zudem dazu, dass die nächste Verbesserung rascher erreicht werden kann.

Und mit jeder Innovationswelle nimmt die Entwicklungsgeschwindigkeit zu. Die Grenzen des technologisch Machbaren werden quasi täglich verschoben. In einem derart unvorhersehbaren Umfeld ist es unmöglich, im Voraus zu wissen, was funktionieren wird und was nicht. So sind Entscheidungen fortan immer nur ein Zwischenschritt. Planungssicherheit gibt es nicht mehr. Wer wartet, wie sich das Ganze entwickelt, wird nicht schnell genug sein, um die Vorsprünge Anderer einzuholen.

Unternehmen, die die Zukunft prägen

Der Ursprung neuester Technologien liegt bei den visionären Deep Tech Companys, die man U0 nennen könnte. Sie pflegen eine Ausprobier- und Experimentierkultur, die rigoroses Vorwärtsdenken für alle dort Beschäftigten zu einer Selbstverständlichkeit macht. Angezogen von der Faszination ihrer oft disruptiven Innovationen sind die Kunden ähnlich schnell unterwegs, viel schneller als die klassischen Unternehmen.

Genügend Menschen werden es kaum abwarten können, jede Neuerung auszuprobieren, die sie erfolgreicher macht und ihnen ein besseres Leben verheißt. Aus den positiven Erfahrungen solcher Early Adopter erwachsen dann neue Anforderungen an alle Player im Markt. So wird das Neue zu einem unverzichtbaren Teil unseres Lebens. Was menschenmöglich ist, erweitern, optimieren, innovieren wir, seit es uns Menschen gibt.

U1-Unternehmen sind Zukunftsversteher

U1-Unternehmen sind die, die die skizzierte Entwicklung verstehen. Sie stellen sich früh dem unvermeidlichen Wandel. Sie streben nach wirtschaftlichem Fortschritt und zugleich nach menschlichem Wohlergehen. Was sie explizit anders machen:

  • Sie kennen die Zukunftstrends und betreiben Szenarioplanung.

  • Sie lieben Kunden mehr als Ego-Ziele und Maximaleffizienz.

  • Sie favorisieren umweltfreundliche Herangehensweisen.

  • Sie denken ihre Geschäftsmodelle von Anfang an digital.

  • Sie hassen Verschwendung, vor allem in Form von Bürokratie.

  • Ihr Vorgehen ist offen, wendig, flexibel, zügig und vernetzt.

  • Sie nutzen agile, kreative und kollaborative Arbeitsmethoden.

  • Sie organisieren sich niedrighierarchisch mit Minimalstrukturen.

  • Kund:innen sind von Anfang an in die Entwicklung integriert.

  • Sie agieren iterativ, experimentieren viel und pivotieren schnell.

  • Sie streben nach hoher Skalierbarkeit bei minimalen Kosten.

  • Sie begünstigen interne Vorausdenker und smarte Innovatoren.

Mithilfe ihrer Übermorgengestalter, die den nötigen Spielraum erhalten, entwickeln sie vielfältige Initiativen, um den Sprung in die Zukunft zu schaffen. Was sie als Gewinner von den Verlierern unterscheidet, ist ihre unbändige Lust auf Fortschritt und Innovation. Sie sind Vorreiter statt Nachzügler und kühne Gestalter statt fader Verwalter.

Stillstand und Rückschritt führen ins Aus

 U2-Unternehmen sind solche, die mit dem Lauf der Dinge nicht Schritt halten können, weil sie von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen und mit alten Rezepten auf neue Situationen reagieren. Sie sind in den Denkmustern und Vorgehensweisen früherer Zeiten steckengeblieben. Sie bereiten sich nicht (rechtzeitig) auf mögliche Zukunftsszenarien vor, sondern planen, wie bisher, linear weiter. Doch die Zukunft, die uns erwartet, entsteht nicht in geraden Linien, sondern in plötzlichen Sprüngen.

Fortan wird man sich aufmachen müssen, ohne den genauen Weg schon zu kennen. Damit etwaige Innovationsdefizite sich nicht noch vergrößern, gilt es also zunächst, die Bremser und Fortschrittswiderständler wegzubugsieren. Bekommt dann endlich eine experimentierfreudige Vorhut das Sagen, gelingt der notwendige Wandel am Ende doch - und der Aufschwung beginnt, wenn auch spät. Man wird zu einem U1-Unternehmen.

Behalten hingegen Bestandsbewahrer die Macht, ist die notwendige Transformation unerreichbar. Stillstand und Rückschritt haben niemandem jemals Fortschritt gebracht. So wird man zu einem U3-Unternehmen. Und das bedeutet: zunächst Stagnation, dann Irrelevanz, dann Niedergang, dann das Aus: zuerst für eine einzelne Firma, dann für viele, dann für den Wirtschaftsstandort und schließlich für ein ganzes Land.

Mehr zum Thema und den einzelnen Aspekten in meinem neuen Buch Zukunft meistern

Übrigens halte ich auch Impulsvorträge und Workshops zum Thema Zukunft meistern.

Anne M. Schüller schreibt über Touchpoint Management, Unternehmensführung, Kundenorientierung

Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenfokussierte Unternehmensführung. Zu ihrem Kundenkreis zählt die Elite der Wirtschaft.

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