Düsseldorf. Steigende Energiekosten, schwaches Wachstum und hohe Inflationsraten – wirtschaftlich sieht es in Deutschland gerade nicht besonders rosig aus. So ist etwa die Zahl der Arbeitslosen 2024 laut dem Jahresbericht der Bundesagentur für Arbeit im Vergleich zum Vorjahr um 170.000 gestiegen und betrug im Dezember rund 2,8 Millionen.

Und auch die Personalberatung Hays, die jedes Quartal analysiert, wie sich die Nachfrage nach Spezialisten in den Bereichen Engineering, Finance, IT, Vertrieb und Marketing entwickelt, hat erneut einen Rückgang des Fachkräftebedarfs verzeichnet. Damit ist die Zahl der Stellenausschreibungen so niedrig wie letztmals Ende 2021. Der Abwärtstrend hält bereits seit Mitte des vergangenen Jahres an.

Wer aus dem MINT-Bereich kommt und hochspezialisiert ist, kann sich trotzdem Hoffnungen auf einen gut bezahlten Job machen: Es herrscht wenig Konkurrenz bei hohen Gehältern.

MINT steht für die Fächer Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft sowie Technik. Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) fehlten im September 2024 deutschlandweit mehr als 209.000 MINT-Spezialisten. Damit ist die Zahl im Vergleich zum Frühjahr zwar etwas gesunken, befindet sich laut den Experten des Instituts aber weiterhin auf einem hohen Niveau.

Der Fachkräftemangel im MINT-Bereich bleibt also bestehen. Das Stellenportal Indeed hat exklusiv für das Handelsblatt ausgewertet, welche 25 Berufe besonders gut bezahlt werden – und wo wenig Wettbewerb herrscht.

In diesen MINT-Berufen gibt es das höchste Gehalt

Dazu hat Indeed zunächst die Durchschnittsgehälter ausgewertet, die von den Unternehmen für MINT-Berufe auf der Plattform definiert wurden. Aus der Analyse geht zudem hervor, wie oft ein Jobangebot verglichen mit einer durchschnittlichen Stellenanzeige angeklickt wurde.

Die Ergebnisse stehen in der unten stehenden Tabelle in der Rubrik „Bewerberinteresse“.

Besonders stark vertreten ist die IT-Branche. Das Gehalt eines Data Scientist etwa liegt fast im sechsstelligen Bereich: Ein Senior verdient laut den Daten von Indeed durchschnittlich 93.989 Euro pro Jahr, während die Bewerberresonanz fast 100 Prozent geringer ausfiel als bei einer durchschnittlichen Stellenanzeige.

Das Gehalt eines Cloud- Architekten, der über das Internet betriebene Systeme entwickelt, liegt im Durchschnitt bei 83.499 Euro. Ein Security Engineer, der in Unternehmen für eine sichere IT-Infrastruktur sorgt, verdient durchschnittlich jährlich 78.045 Euro.

Eine gute Bezahlung und wenig Konkurrenz können auch Experten in Zukunftsfeldern wie etwa Künstlicher Intelligenz (KI) erwarten. Ein Machine Learning Engineer, der KI-Modelle entwickelt, trainiert und verbessert, verdient laut Indeed zum Beispiel durchschnittlich 85.722 Euro brutto im Jahr.

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Dass KI im Trend liegt, zeigt auch eine weitere Recherche von Indeed, laut der sich die Anzahl der Stellenausschreibungen im Bereich Generative KI (GenAI) in Deutschland innerhalb von nur einem Jahr um den Faktor vier erhöht hat. GenAI ist in der Lage, kreative Inhalte wie Texte, Musik, Bilder oder Videos zu erstellen. Gehaltseinbußen müssen laut Indeed-Jobexpertin Stefanie Bickert unter anderem Softwareentwickler in Kauf nehmen. Denn in diesem Feld kommt immer häufiger KI zum Einsatz.

Baubranche bietet gute Gehälter

Auch in der Baubranche sind gute Gehälter bei geringen Bewerberzahlen möglich. Das höchste Gehalt in der Auswertung von Indeed erhalten mit 97.837 Euro Mikroelektrik-Ingenieure. Sie konzipieren und optimieren kleine Bestandteile oder Schaltungen für elektronische Geräte.

Vergleichsweise wenig umkämpft, sagt Bickert, seien der Job des Oberbauleiters mit einem Gehalt von 83.419 Euro oder des Ausführungsplaners mit einer Bezahlung von 86.218 Euro.

Aber auch Bauplaner, Teamleiter im Bereich Konstruktion oder Prüfingenieure im Bereich Fahrzeug werden dringend gesucht. „Der Bedarf an Bau- und Planungsexperten wird durch den anhaltenden Sanierungs- und Neubaubedarf in Deutschland gestützt, auch wenn die Finanzierungsbedingungen aktuell herausfordernd sind“, sagt Bickert.

Wie sich das Gehalt von Fachkräften und Managern entwickelt

Die Gehälter steigen 2025 insgesamt weniger stark an als zunächst angenommen. Laut einer Umfrage der Personalberatung Kienbaum planen Unternehmen, die Gehälter dieses Jahr um 3,8 Prozent zu erhöhen. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang von fast einem Prozent. Michael Kind, Vergütungsexperte bei Kienbaum, begründet das damit, dass der Druck durch die Inflation zurückgehe. Und ergänzt: „Hinzu kommt natürlich die wirtschaftliche Lage, die nicht besonders rosig ist.“

2025 werde deshalb in Bezug auf Personalkosten ein eher angespanntes Jahr. Das Einkommen von Spezialisten und Fachkräften wächst mit 3,9 Prozent am stärksten und liegt etwas über der gesamten erwarteten Gehaltssteigerung. Am geringsten wachsen die Gehälter von Führungskräften mit 3,4 Prozent.

„Viele unserer Kunden schauen: Wo habe ich überhaupt Budget für Gehaltsanpassungen und, wenn ja, wo setze ich es ein?“, sagt Kind. Dennoch sei es nach wie vor schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu finden. „Gute Leute können weiterhin gute Löhne realisieren, auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten“, so Kind.

Beim Indeed Wage Tracker fällt das Ergebnis mit 2,8 Prozent im Dezember 2024 deutlich geringer aus. Er zeigt den durchschnittlichen Anstieg von Löhnen in Stellenanzeigen, die auf Indeed veröffentlicht werden. „Offenbar sind Unternehmen angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten vorsichtiger bei Investitionen und Gehaltsanpassungen“, sagt Jobexpertin Bickert.

Der Bedarf an Spitzenpositionen habe verglichen mit den vorherigen Jahren nachgelassen. Hier seien vor allem Stellen des obersten Gehaltsdrittels betroffen. Dennoch besteht mit Fachkenntnissen in einem MINT-Fach noch immer eine gute Chance auf ein hohes Einkommen. Viel verdienen können Bewerber laut Bickert zum Beispiel als Enterprise-Architekt, der IT-Anwendungen zur Unterstützung eines Unternehmens entwickelt.

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