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©Letizia McCall/Getty Images

„Aktives Glück“ wahrscheinlicher machen: Führe ein Serendipity-Tagebuch

Serendipity („aktives Glück“) steckt oft hinter den schönsten und bedeutungsvollsten Momenten in unserem Leben und unserer Karriere.

Bei meinen Forschungen über das optimale Umfeld für die Kultivierung von Serendipity tauchen oft zwei Faktoren auf, die sich auf die Wahrscheinlichkeit auswirken, Serendipity zu erfahren: das Unterschätzen des Unerwarteten und die Post-Rationalisierung von Ereignissen. Um diese Hindernisse zu überwinden, müssen wir uns öffnen und unseren Geist entrümpeln. Wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dieses „aktive Glück“ zu erleben, indem wir konsequent erkennen und verbinden, was sich vor unseren Augen entfaltet. 

Das Führen eines Serendipity-Tagebuchs („Zufalls-Tagebuch“) ist ein effektiver Einstieg in die Kultivierung dieser Serendipity-Mentalität. Wenn Du dieses Werkzeug zu Deinem mentalen Werkzeugkasten hinzufügst, kannst Du die Punkte zwischen scheinbar unzusammenhängenden Ereignissen miteinander verbinden und so häufiger auf Glücksfälle stoßen.  

Schreibe in einem ersten Schritt auf, was Dir zu diesen Punkten einfällt:  

  1. Denke an die vergangenen sechs Monate in Deinem Leben zurück. Was waren die drei wichtigsten unerwarteten Glücksmomente, die Du in diesem Zeitraum erlebt hast? Was hatten sie gemeinsam? Gibt es etwas, das Du von ihnen lernen kannst? Diese Aufforderung trainiert Deine Fähigkeit, scheinbar unzusammenhängende Ereignisse zu erkennen und die Punkte zu verbinden, die Dich dorthin geführt haben, wo Du jetzt bist. 

  2. Wenn Du einer Geschichte zuhörst (oder sie selbst erzählst), frage Dich: Was hätte passieren können, wenn eine andere Wahl getroffen worden wäre? Das Nachdenken über verschiedene Szenarien hilft Dir, die Situation wirklich zu verstehen und festzustellen, wie wahrscheinlich es war, dass sie so endete, wie sie endete – und welche Rolle Du dabei gespielt hast.

  3. Schreibe zufällige Begegnungen auf, von denen Du begeistert warst, die Du aber noch nicht weiterverfolgt hast. Wende Dich dann an eine Person Deines Vertrauens, die Dir dabei helfen kann, diese Begegnungen zu sichten und festzustellen, welche davon ein Follow-up wert sind. Wähle dann Deinen Favoriten aus und schlafe darüber. Wenn Du am nächsten Tag aufwachst, schaue, ob die Idee Dich immer noch begeistert. Wenn ja, wende Dich an eine relevante Person in diesem Bereich und bespreche, wie Du die Idee umsetzen könntest. 

  4. Nun ist es an der Zeit, über Dein tägliches Leben nachzudenken. Verteilst Du Deine Zeit so, wie Du es Dir wünschst? Sind alle Meetings, die Du hast, wirklich notwendig? Wenn sie notwendig sind, nehmen sie zu viel oder zu wenig Zeit Zeit in Anspruch? Wenn die Besprechungen unter Deiner Kontrolle sind, könntest Du sie umstrukturieren?

  5. Notiere schließlich die Momente, in denen ein Glücksfall hätte eintreten können, es aber nicht geschehen ist. Hattest Du vielleicht in einer Besprechung eine aufregende, spontane Idee – nur, um sie dann nicht anzusprechen und später zu bereuen, dass Du es nicht getan hast? Bist Du vielleicht auf einer Konferenz unerwartet der Person begegnet, mit der Du schon immer einmal sprechen wolltest – nur um dann nicht mit ihr zu sprechen? Wenn Du an diese Momente zurückdenkst, gibt es da ein Muster? Sobald Du ein solches Muster erkannt hast (z. B. Angst vor Zurückweisung, Impostersyndrom, der Wunsch, perfekt zu sein, usw.), kannst Du beginnen, daran zu arbeiten und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Du beim nächsten Mal das Glück nicht verpasst!  

Du wirst immer wieder auf diese Punkte zurückkommen, wenn Du Deine Serendipity-Mentalität kultivierst. Was Dir beim ersten Mal einfällt, wird wahrscheinlich viel weniger sein als Deine zukünftigen Einträge, wenn Du die Punkte mehr und mehr miteinander verbindest.  

Diese Grundstruktur kann Dir dabei helfen, Möglichkeiten im Alltäglichen zu erkennen. Was bisher vielleicht an Dir vorbeigegangen ist, wirst Du in Zukunft als Chance sehen.

Viel Spaß beim Tagebuchschreiben!   

Mehr dazu erfährst du in dem Buch „Erfolgsfaktor Zufall: Wie wir Ungewissheit und unerwartete Ereignisse für uns nutzen können" (Murmann Publishers, 2023).

Quellen: 

Prof. Dr. Christian Busch schreibt über Job & Karriere, Wirtschaft & Management, Serendipity & Glück, Lebenswertes

Prof. Dr. Christian Busch ist der Autor des Manager Magazin Bestsellers 'Erfolgsfaktor Zufall' ("lebensverändernd"; Arianna Huffington). Er lehrt an der University of Southern California und der LSE, ist Mitgründer von Leaders on Purpose und Sandbox Network und ein Mitglied des WEF Expertenforums.

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