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Image by Peggy und Marco Lachmann-Anke from Pixabay

Angst: Verstehen, überwinden, gestärkt daraus hervorgehen

Krisen, Unsicherheiten, Zukunftsängste – viele fühlen sich von Sorgen überwältigt. Doch wie unterscheidet sich normale Angst von belastender? Und wie kannst du verhindern, dass sie dich lähmt? Erfahre, wie du Ängste erkennst, entkräftest und mit einfachen Techniken wieder den Fokus auf das Positive richtest – um gestärkt aus Herausforderungen hervorzugehen.

In meinen Coachings, Seminaren und Gesprächen erlebe ich immer mehr, wie sehr das Gefühl von Angst in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Ein Beispiel: Ein Klient kam zu mir, nachdem er als Hauptverdiener der Familie zehn Jahre lang in ständiger Angst gelebt hatte, gekündigt zu werden. Mit Ende 50 war er überzeugt davon, in diesem Fall keinen neuen Job mehr finden zu können. Diese Angst lähmte ihn so sehr, dass er keine Handlungsoptionenmehr sah und schließlich sogar schwer erkrankte.

Ängste entstehen nicht nur durch persönliche Herausforderungen im unmittelbaren sozialen Lebensumfeld. Globale Themen wie Klimawandel, gewaltsame Konflikte und wirtschaftliche Unsicherheiten wirken ebenfalls stark auf uns ein. Sie sind heutzutage omnipräsent – in Medien, in Gesprächen in der Familie und am Arbeitsplatz und dadurch auch oft in unseren Gedanken. Die Beschäftigung mit all diesen Krisen, Bedrohungen und Herausforderungen belastet unsere mentale Gesundheit und Leistungsfähigkeit, besonders am Arbeitsplatz.

Was ist Angst – und warum betrifft sie uns alle?

Angst ist an sich nichts Schlechtes. Sie ist ein natürliches Warnsignal unseres Körpers, das uns hilft, Gefahren zu erkennen und darauf zu reagieren. Aber in der modernen Arbeitswelt haben sich die Auslöser verändert. Statt konkreter Bedrohungen, wie etwa einem gefährlichen Tier, stehen wir abstrakten, oft lang anhaltenden Unsicherheiten gegenüber:

  • Wird es bald Stellenabbau geben?

  • Bin ich den steigenden Anforderungen gewachsen?

  • Wie sieht meine berufliche Zukunft aus?

Diese permanente Unsicherheit belastet uns auf allen Ebenen: Psychisch zeigt sie sich durch Schlafstörungen, innere Unruhe bis hin zum Burn-out. Physisch kann sie zu einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit und oft auch zu Herz-Kreislauf-Problemen führen. Sozial führt sie oft zu Rückzug, vermehrten Konflikten und einer sinkenden Teamfähigkeit.

Warum es wichtig ist, Ängste aktiv anzugehen

Nicht jede Angst ist gleich. Es gibt vorübergehende Unsicherheiten wie die Nervosität vor einem wichtigen Meeting, aber auch tief sitzende, chronische Angstzustände, die krank machen können. Häufige Anzeichen dafür sind anhaltende innere Unruhe, Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten, ein Gefühl der Überforderung oder sogar körperliche Symptome wie Herzrasen oder Magenprobleme. Wenn Angst über Wochen oder Monate hinweg dein Denken bestimmt und dich im Alltag einschränkt, ist es wichtig, gezielt etwas dagegen zu tun.

Angst entsteht, wenn unser Gehirn eine Bedrohung wahrnimmt – ob sie nun real ist oder nur in unserer Vorstellung existiert. Oft verfangen wir uns in Sorgen über Dinge, die wir gar nicht beeinflussen können oder die vielleicht nie eintreten. Das raubt uns Energie und den Blick für das Positive in unserem Leben. Ich nenne das gern „sich Vorratssorgen machen“.

Hier ein wichtiger Gedanke: Was wäre, wenn du vor lauter Angst, was alles schiefgehen könnte, die schönen Momente in deinem Leben gar nicht mehr wahrnimmst? Indem wir lernen, bewusster mit Angst umzugehen, gewinnen wir nicht nur Klarheit, sondern auch Lebensfreude zurück.

3 Schritte, um die Angst in den Griff zu bekommen

Die gute Nachricht ist: Es gibt Wege, mit Angst umzugehen. Du kannst die Angst nicht immer vermeiden, aber du kannst verhindern, dass sie dich lähmt.

1. Bewusstsein schaffen: Mach dir klar, was genau dir Angst macht. Eine einfache Methode ist das Führen eines Angst-Tagebuchs: Schreibe auf, was dich beunruhigt, wie realistisch die Befürchtung ist und was tatsächlich passiert ist. Oft hilft es, diese Gedanken aufzuschreiben oder mit jemandem darüber zu sprechen, um auf diese Weise einen klareren Blick zu gewinnen. Viele Ängste sind diffus oder übertrieben. Frag dich: Wie wahrscheinlich ist das schlimmste Szenario wirklich? Diese Technik nennt man Entkatastrophisieren.

Ebenso wichtig: Konzentriere dich bewusst auf die positiven Seiten deines Lebens. Hier können kleine Rituale helfen, etwa ein Dankbarkeitstagebuch, in dem du jeden Abend drei Dinge notierst, für die du dankbar bist. Oder versuche die Bohnen-Methode: Trage vier kleine getrocknete Bohnen (Münzen tun es auch) in der Hosentasche und wechsle immer eine in die andere Tasche, wenn du etwas Positives wahrgenommen hast – so trainierst du dein Gehirn darauf, schöne Momente bewusster wahrzunehmen. Weniger schlechte Nachrichten konsumieren und schöne Erlebnisse aktiv wahrnehmen – das verändert deinen Blick.

2. Klare Strukturen schaffen: Unsicherheit fühlt sich weniger bedrohlich an, wenn du im Alltag feste Rituale hast. Plane beispielsweise deine Arbeitszeiten, Pausen und Erholungsphasen, Freizeitaktivitäten. Klare Ziele geben Halt, auch wenn um dich herum Chaos herrscht.

3. Selbstfürsorge priorisieren: Bewegung, gesunde Ernährung und Schlaf sind unverzichtbar. Genauso wichtig ist es, dir Zeit für Dinge zu nehmen, die dir Freude bereiten und Kraft geben – sei es ein Hobby, ein Spaziergang oder ein gutes Gespräch. Sei so wohlmeinend und freundlich zu dir wie zu deinen wichtigsten Mitmenschen.

Was du aus Ängsten lernen kannst

Auch wenn die Herausforderungen groß erscheinen: Angst zeigt uns, dass uns etwas wichtig ist. Sie kann ein Motor für Veränderung sein – wenn wir lernen, sie zu verstehen und zu nutzen. Lass dich nicht von Sorgen über Dinge lähmen, die du nicht beeinflussen kannst. Stattdessen kannst du deinen Fokus bewusst darauf richten, was in deinem Leben gut läuft. Achtsamkeit, Dankbarkeit und der Austausch mit anderen helfen dabei, deine Perspektive zu verändern.

Mein eingangs erwähnter Klient ist ein gutes Beispiel: Nachdem er beschlossen hatte, sich aus seiner Erstarrung zu befreien und mit verschiedenen Methoden daran gearbeitet hat, seine Ängste und Überzeugungen zu hinterfragen, traf er eine mutige Entscheidung. Er kündigte seinen alten Job und fand mit 60 Jahren eine neue Stelle – die ihn erfüllt.

Jede Krise birgt Chancen, und oft sind es die kleinen Schritte, die große Veränderungen bewirken. Du kannst lernen, mit deinen Ängsten umzugehen und gestärkt daraus hervorzugehen. Denn am Ende geht es darum, trotz Unsicherheit ein Leben voller Zuversicht und Freude zu führen.

 

Gaby Lauhoff schreibt über Stressmanagement, Burnoutprophylaxe, BGM, Gesundheit & Soziales

Seit 11 Jahren habe ich in über 500 Seminaren Impulsvorträgen und Einzelcoachings Menschen unterstützt mit Stresserleben gesund zu bleiben. Als langjährige Führungskraft kenne ich Stress in allen Facetten und entwickle Konzepte für Menschen und Unternehmen, die alltagstauglich und nachhaltig sind.

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