Anschreiben mit Wirkung: Was Recruiter:innen wirklich lesen wollen
Du hast dein Anschreiben mit einem Fun-Fact begonnen, dein schönstes Word-Template verwendet – mit bunten Bubbles und einem kreativen Design –, dir richtig Mühe gegeben … und trotzdem keine Rückmeldung bekommen? Also beim nächsten Mal noch kreativer, noch bunter und noch auffälliger?
Für die meisten Bewerbungen spielt genau das keine Rolle!
In diesem Artikel zeige ich dir, warum kreative Anschreiben selten funktionieren – und wie du stattdessen treffsicher überzeugst. Mit ganz konkreten Beispielen, wie du deine Stärken wirklich auf den Punkt bringst.
Kreativität ist nicht der Schlüssel – Treffsicherheit schon
Viele glauben, ein Anschreiben müsse besonders originell oder „catchy“ sein. Ich habe das früher selbst gedacht. Und ich habe auch als Personaler viele solcher Bewerbungen gelesen. Glaub mir: Buntes Design, ausgefallene Formulierungen – das kann im schlimmsten Fall sogar vom Wesentlichen ablenken.
Ein gutes Anschreiben soll nicht unterhalten, sondern überzeugen. Und zwar:
schnell
strukturiert
relevant
Stell dir vor, ich hätte für jedes Anschreiben, das so beginnt wie:
„Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit bewerbe ich mich …“
einen Euro bekommen – ich könnte längst in der Karibik leben.
Wenn du willst, dass dein Anschreiben gelesen wird, dann komm schnell zur Sache.
Der 3-Schritte-Aufbau für dein Anschreiben
Nutze den typischen Aufbau und den spezifischen Inhalt der Stellenausschreibung als Grundlage. Orientiere dich an diesen drei Fragen:
1. Anforderungen: Welche Qualifikationen bringst du mit?
Beziehe dich im ersten Absatz auf die fachlichen Anforderungen der Anzeige.
Beispielsatz für Berufseinsteiger:innen:
„Als (angehende/r) Betriebswirt/in / ausgebildete:r XYZ mit X Jahren Erfahrung im Bereich X bewerbe ich mich in Ihrem Hause.“
Beispiel-Satz für Berufserfahrene:
„Mit X Jahren Berufserfahrung im Bereich XYZ sowie einer Ausbildung/Studium und besonderen Kenntnissen in X bewerbe ich mich in Ihrem Hause.“
Nein! Diese Beispielssätze sind nicht sexy, aber darum geht es erst einmal nicht. Es geht darum, die wichtigsten Aspekte, die Personaler:innen davon überzeugen sollen, dich einzuladen, in einem Satz auf den Punkt zu bringen! Denn:
Personaler:innen stellen sich bei deiner Bewerbung nur eine Frage: Kannst du den Job? Ja oder Nein?
Wenn du angerufen hast, nutze: „Wie besprochen, sende ich Ihnen meine Bewerbungsunterlagen. Die in Ihrer Ausschreibung geforderten Kenntnisse in X und Y bringe ich durch meine Tätigkeit bei Z mit.“
2. Aufgaben: Mit welchen Erfahrungen überzeugst du?
Hier zeigst du deinen Mehrwert. Und zwar nicht, was du gemacht hast (dafür gibt’s den Lebenslauf), sondern wie du arbeitest. Am besten eignet sich dafür ein Beispiel aus deiner täglichen Arbeit verbunden mit der direkten (positiven) Auswirkung.
Beispielsatz:
„Im Rahmen der monatlichen Budgetplanung für unseren Bereich habe ich die Daten so aufbereitet, dass sowohl das Controlling als auch die Fachabteilung sofort die relevanten Kennzahlen erfassen konnten. Meine strukturierte und zuverlässige Arbeitsweise hat dazu beigetragen, dass wir unsere Planungsrunde deutlich effizienter abschließen konnten und das Budget frühzeitig freigegeben wurde.“
Tipp: Frag dein Umfeld, was es an dir schätzt. Und baue genau das ein.
3. Motivation: Warum willst du genau zu diesem Unternehmen?
Zeig, dass du dich informiert hast. Was hat dich angesprochen? Was passt zu dir?
Beispielsatz:
„Seit einiger Zeit beobachte ich die Entwicklungen der Peter Janssen Gruppe. Die Position im Bereich X entspricht genau dem Jobprofil, nach dem ich suche – da ich darin sowohl mein Fachwissen als auch meine Erfahrungen in X für Sie erfolgreich einbringen kann.“
Kleiner Trick: Fehlen Informationen in der Anzeige? Ruf an. Du bekommst nicht nur relevante Infos – du hinterlässt auch einen positiven Eindruck.
Die 7-Punkte-Checkliste für ein vollständiges Anschreiben
Diese 7 Punkte lesen sich wie die DIN-Norm zum Versand von Briefen, aber Personaler:innen sind Gewohnheitstiere. Daher empfehlen wir, diese Struktur auch beim Onlineversand zu berücksichtigen:
Briefkopf: Deine Kontaktdaten + die des Unternehmens
Betreff: „Bewerbung als …“ – ggf. mit Referenznummer
Anrede: Keine Ausreden – finde die Ansprechperson heraus
Einleitung, Hauptteil, Schluss: siehe 3-Schritte-Aufbau
Schlussformel: Gehaltsvorstellung, Verfügbarkeit, Gesprächswunsch
Unterschrift: Digital eingescannt – ja, auch bei Onlinebewerbung
Anlagen: Nur das Wort „Anlagen“ – keine Aufzählung
Tipp: Nur eine Schriftart verwenden. Farben gern dezent nutzen – aber passend zum Unternehmen.
Gehalt & Verfügbarkeit – ganz konkret
Wenn du diese Infos nicht über ein Bewerberportal abgegeben hast, gehören sie ins Anschreiben.
Beispielsatz:
„Meine Gehaltsvorstellung liegt bei X €/Jahr (im Anschreiben kannst du auch eine Spanne nennen, wenn du dir unsicher bist). Für die Stelle als X stehe ich Ihnen ab sofort/zum nächstmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung.“
Was viele vergessen: Es geht um das WIE, nicht um das WAS
Der Lebenslauf zeigt Fakten. Das Anschreiben zeigt Haltung. Es geht um deine Motivation, deine Persönlichkeit und um das, was du dem Unternehmen bieten kannst – das, was zwischen den Zeilen sichtbar wird. Doch das gelingt nur, wenn du dich nicht in Floskeln verlierst, sondern klar, präzise und glaubwürdig formulierst.
Mein Tipp aus 10 Jahren Recruiting: Mach es den Leser:innen leicht, dich interessant zu finden – und noch leichter, dich einzuladen.
Nutze diese Struktur, lies dein Anschreiben laut vor und frag dich:
„Würde ich mich selbst einladen?“
Wenn du zweifelst – lass uns drüber schauen. Du bekommst professionelles Feedback innerhalb von 24 Stunden.
Was ist dein bester Tipp hinsichtlich Bewerbungsanschreiben?
Das war es wieder von mir.
Bis zum nächsten Mal!
Viele Grüße
Dein Bastian
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Übrigens: In meinem Podcast „Berufsoptimierer“ spreche ich regelmäßig über diese Themen und welche Lösungen es geben könnte.
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