Anticalin-Proteine als neue Wirkstoffklasse
Für therapeutische Anwendungen
Anticaline bilden eine neuartige Klasse therapeutisch anwendbarer künstlicher Bindeproteine. Strukturell basieren sie auf der robusten Gerüststruktur natürlich vorkommender, v. a. humaner Lipocalin-Proteine, welche für den Transport, die Abscheidung oder Speicherung niedermolekularer hydrophober Substanzen in verschiedenen Körperflüssigkeiten sorgen. Deren kelchartige Proteinarchitektur wird durch die sog. β-Fass-Anordnung aus 8 antiparallelen β-Strängen mit einer anliegenden α-Helix geprägt. Während das β-Fass an einem Ende durch kurze Peptidschleifen verschlossen ist, bilden 4 strukturell variable Schleifen am offenen Ende eine ausgeprägte Bindungstasche. Kombinatorische Genbibliotheken in Verbindung mit molekularen Selektionsverfahren ermöglichen es, die Ligandenspezifität dieser Gerüststruktur neben niedermolekularen Haptenen auch auf Peptide sowie insbesondere Proteine zu erweitern. Hochaffine Anticalin-Leitkandidaten befinden sich in verschiedenen Stadien der präklinischen und klinischen Entwicklung für biomedizinische Anwendungen in den Indikationsgebieten (Immun-)Onkologie, Stoffwechsel- und Atemwegserkrankungen, als Antidots bei Vergiftungen sowie als neuartiges Antibiotikum. Somit bieten Anticaline eine Alternative zu Antikörpern mit – je nach Anwendung – überlegenen Eigenschaften.
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