APIs versus Punkt-zu-Punkt-Verbindungen
Im Rahmen der Digitalisierung werden jeden Tag gigantische Mengen an Daten generiert, die oft ungenutzt in ihren Datensilos verweilen. Der traditionelle Ansatz, verschiedene Systeme mittels Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zu verknüpfen, erzeugt jedoch Kompatibilitätsprobleme und bindet wertvolle Ressourcen. Mithilfe von APIs lassen sich deutlich agilere und wiederverwendbare Schnittstellen via Drag and Drop schaffen und Rollouts bis zu fünfmal schneller umsetzen.
Eine Programmierschnittstelle, in der Regel kurz API genannt (Application Programming Interface), stellt Daten eines Softwaresystems anderen Programmen zur Verfügung. Das Thema API hat jüngst deutlich Fahrt aufgenommen, getrieben durch die zahlreichen Digitalisierungsinitiativen, die sich im Zuge der Covid-19-Pandemie noch weiter beschleunigt haben. Zu Beginn der Krise stand die Frage im Fokus, wie Firmen ihre Mitarbeiter im Homeoffice in die Lage versetzen, weiterhin produktiv zu arbeiten. VPN und Laptops mussten her, Schnittstellen und Digitalisierung standen hinten an.
Doch inzwischen beschäftigen sich die Unternehmen vorrangig mit der Frage, welche Kanäle sie auf und ausbauen müssen, um im "New Normal" weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Zu innovativen neuen Projekten gehören untrennbar auch Schnittstellen – die APIs. Damit können sich Daten sehr schnell und flexibel zwischen verschiedenen Systemen bewegen.
Unflexible Punkt-zu Punkt-Verbindungen
Moderne Techniken wie IoT, Software-as-a-Service und Big Data ermöglichen innovative Anwendungen. Unternehmen erschließen damit neue Einnahmequellen. Traditionell erfolgen diese Integrationen über Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Das führt zu komplizierten und brüchigen Systemen, die störanfällig sind und deren Wartung viel Zeit und Ressourcen der IT-Abteilung erfordert. Heutzutage ändern sich Anforderungen und Anwendungen immer schneller. Die Geschwindigkeit dieser Änderungen können traditionelle Punkt-zu-Punkt-Integrationsmethoden nicht auffangen. Hier ist ein anderer Ansatz erforderlich: API-geführte Konnektivität.
Die digitale Transformation und eine zunehmend engere Bindung an Kunden und Partner führen zu einer rasant wachsenden Anzahl von IT-Systemen. Eine Integration dieser Systeme über klassische Punkt-zu-Punkt Verbindungen wäre kaum noch effizient administrierbar. Dazu kommt ein weiterer Nachteil: Diese Art der Schnittstellen lässt sich nicht wiederverwenden. Sie sind einzig und allein für die Kommunikation zwischen den entsprechenden Systemen konzipiert und lassen sich schwerlich für andere Verbindungen anpassen.
APIs als Innovationstreiber
Einen alternativen Ansatz zu den traditionellen Punkt-zu-Punkt-Verbindungen stellt die API-geführte Konnektivität dar. Eine Integrationsplattform wie die Anypoint Platform von Mulesoft ermöglicht das effiziente Entwickeln, Warten und Administrieren von Schnittstellen. Dabei steht eine große Anzahl fertiger Konnektoren zur Verfügung, etwa für Systeme von SAP, Salesforce, AWS, oder Service Now, aber auch für alte Legacy-Systeme wie die AS/400 von IBM. Damit lassen die unterschiedlichsten Systeme mit verschiedensten Datenformaten einfach per Drag-and-Drop in Datenprozesse integrieren – wahlweise on-premises oder in der Cloud.
Dazu kommt: Die Entwicklerkapazität und die IT-Ressourcen steigen nicht parallel mit der Anzahl der digitalen Initiativen. Wiederverwendbare Schnittstellen vermeiden den Flaschenhals, der durch Punkt-zu-Punkt-Verbindungen entstehen würde, machen die Entwicklung schneller und einfacher und verkürzen somit die Innovationszyklen. Erfahrungswerte von Anwendern zeigen, dass die Steigerung der Agilität und Geschwindigkeit durch die API-geführte Konnektivität im Durchschnitt dazu führt, dass Projekte im Vergleich zu herkömmlichen oder selbstentwickelten Integrationslösungen drei bis fünfmal schneller sind.
Datenquellen einfach anbinden
Ein Beispiel soll den Nutzen von APIs verdeutlichen: Eine Firma muss sich in Zeiten von Corona überlegen, wie sie ihre Produkte weiterhin an die Frau und an den Mann bringt. Sie entschließt sich, eine Commerce-Plattform zu implementieren, um den Online-Absatz anzukurbeln. Doch damit ist es noch lange nicht getan. Denn die Commerce-Plattform muss mit Daten gefüttert werden: Produktdaten, Bestell- und Kundendaten, Artikel und Preise.
Dafür muss das Unternehmen Verbindungen mit anderen Systemen herstellen, die diese Daten bereitstellen. Dies mit 1-zu-1-Verbindungen umzusetzen, führt zu einem unflexiblen Spaghetti-System, das sich nicht mehr vernünftig handhaben lässt. Fertige APIs hingegen verbinden per Drag and Drop etwa die Commerce Cloud von Salesforce mit dem SAP-System im Backoffice – und das, ohne eine Zeile Code zu programmieren.
Datenschutz als Herausforderung für APIs und Unternehmen
Besonders in Zeiten der Globalisierung zirkulieren unzählige Daten im Sekundentakt über viele Landesgrenzen hinweg. Somit kommen sie auch mit vielen verschiedenen rechtlichen Bestimmungen hinsichtlich des Datenschutzes in Berührung. Bei der internationalen Datenübertragung unter Zuhilfenahme von APIs gelten selbstredend die gleichen Datenschutzbestimmungen wie beim manuellen Versand. Bevor APIs auf dem internationalen Markt eingesetzt werden können, muss demnach sichergestellt sein, dass die Rechtskonformität stets gewährleistet ist.
Viele Anbieter von API-Management- und -Integrationssystemen tun sich jedoch mit der Einhaltung der unterschiedlichen Rechtslagen schwer. Nutzer von API-Werkzeugen müssen sich jedoch darauf verlassen können, dass die Anwendungen rechtskonform entwickelt und zu integriert, im besten Fall auch monetarisiert werden können, ohne dabei gegen geltendes Recht zu verstoßen.
Der globale Datenaustausch und -handel ist eine der größten Herausforderung für Anbieter von API-Tools. Die meisten haben das Problem bereits erkannt und widmen sich seit geraumer Zeit der Suche nach passenden Lösungen. Alle technischen Werkzeuge so zu konsolidieren, dass sie standortunabhängig mit allen geltenden Bestimmungen in Einklang stehen ist ein schwieriger und zeitaufwändiger Prozess. Die Nutzer verlangen nämlich nach einem globalen System, das jeden rechtlichen Standort berücksichtigt.
Darüber hinaus kommt es immer wieder zu rechtlichen Änderungen. Diese erzeugen einen steten Anpassungsdruck auf API-Entwickler, die darauf bedacht sind, ein Produkt zu entwickeln, dass allen rechtlichen Anforderungen standhält – zu jeder Zeit und überall auf der Welt. Der internationale Datenschutz ist somit eine der größten Herausforderungen für global operierende Unternehmen, nicht nur im Kontext von APIs.
Monetarisierung von APIs
Ein Thema, das zunehmend in den Fokus rückt, ist die Monetarisierung von APIs. Denn APIs sind inzwischen ein wichtiger und integraler Bestandteil, um Systeme zu integrieren und neue Ideen und Projekte zu implementieren sowie Innovationszyklen deutlich zu verkürzen. Deshalb werden APIs auch in Zukunft nicht an Bedeutung verlieren.
Bei der Monetarisierung geht es schlicht darum, mit APIs als Produkt Geld zu verdienen. Die genaue Umsetzung hängt von den jeweiligen Geschäftsprozessen ab. Denkbar sind etwa Gebühren für jede Transaktion von Daten oder für ein bestimmtes Volumen. So bietet etwa YouTube Entwicklern eine API an, um nach Videos mit gewünschten Parametern zu suchen. Diese API liefert das Ergebnis dann in Form eines XML-Dokuments zurück. So kann ein Entwickler die Technologie der YouTube-Plattform auf den eigenen Webseiten oder in einer selbsterstellten App einbinden. Hier entsteht eine Art API Economy als neuartige Chance für digitale Produkte.
Fazit
Die IT produziert wiederverwendbare Ressourcen und schaltet dabei Systeme frei. Andere Teams können dann diese API-Ressourcen wiederverwenden und Informationen auf Prozessebene zusammenstellen. Anschließend können die Anwendungsentwickler all diese wiederverwendbaren Ressourcen aufgreifen. Die API-gestützte Konnektivität dezentralisiert und demokratisiert den Zugriff auf Unternehmensdaten. In zwei Sätzen zusammengefasst: Ein API-geführter Integrationsansatz erhöht die Agilität, Geschwindigkeit und Produktivität von Unternehmen. Die Entwicklung und Markteinführung lassen sich durch die Nutzung und Wiederverwendung von APIs deutlich beschleunigen.
Autor: Rüdiger Fabian, Area Vice President Germany & Austria bei MuleSoft