Apple lüftet Geheimnis: Diese deutschen Firmen liefern für iPhone und Airpods
Früher ein Geheimnis, wirbt Apple jetzt mit seinen Zulieferern in Europa. Welche Firmen in Deutschland produzieren – und was sie für den iPhone-Konzern herstellen.
Düsseldorf. Henkel ist in der Öffentlichkeit vor allem für sein Waschmittel Persil bekannt. Tatsächlich aber erwirtschaftet der Düsseldorfer Konzern mit 11,2 Milliarden Euro die Hälfte seines Umsatzes und rund 60 Prozent seines Gewinns mit Klebstoffen.
Ein Großkunde der Sparte „Adhesive Technologies“ ist Apple. Mithilfe von Henkel werden Halbleiter und Leiterplatten eingeklebt, die nicht nur halten und Bauteile schützen, sondern auch Wärme ableiten und mit dafür sorgen, dass die Smartphones nicht überhitzen.
Apple führt Henkel in seiner Liste der wichtigsten Lieferanten auf. Dort werden mehr als 180 Firmen genannt, auf die 98 Prozent aller Ausgaben von Apple für Material, Herstellung und Zusammenbau der Produkte entfallen. Auf der Liste finden sich vier Firmen aus Deutschland.
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Wie wird das Apple-iPhone gehalten? Bosch-Sensoren wissen es
In dieser Woche hat Apple erstmals seit Jahren wieder Informationen zu seinen Auftragnehmern in Europa genannt. Insgesamt arbeitet der US-Konzern mit 800 Firmen aus Deutschland zusammen. 2018 hatte die Zahl bei 767 gelegen. Zu den neuen Lieferanten zählt auch das Familienunternehmen Trumpf, das in Ulm kleine Laser für das iPhone baut.
2022 gab Apple insgesamt 20 Milliarden Euro für europäische Zulieferer aus, wie das Unternehmen sagt. Genaue Zahlen zu Deutschland wurden nicht genannt. Einen Anhaltspunkt gibt eine Aussage aus 2021: Demnach gab Apple in den vergangenen fünf Jahren insgesamt 15 Milliarden Euro hierzulande aus.
Einer der vier deutschen Großlieferanten ist Bosch. Das Familienunternehmen produziert seit 2021 in Reutlingen Bauteile für Apple. Seit dem iPhone 8 stellt es dort beispielsweise mikro-elektromechanische Systeme (Mems) her. Das sind Sensoren, mit denen das Smartphone erkennen kann, ob es horizontal oder vertikal gehalten wird und entsprechend beispielsweise den Bildschirm drehen kann. Auch messen die Sensoren die Geschwindigkeit – wichtig für das Joggen – oder ob es geschüttelt oder angetippt wird.
Der deutsche Halbleiterhersteller Infineon steht ebenfalls auf der Liste der wichtigsten Apple-Lieferanten. Auch ausländische Unternehmen fertigen in Deutschland für den iPhone-Konzern. So baut AMD Halbleiter in Dresden und Diodes im thüringischen Neuhaus Schaltungen und andere elektronische Bauelemente. In den Fabriken von Texas Instruments in Freising oder von Qualcomm in München werden zudem Komponenten für Apple gefertigt.
Apple-Lieferanten: High-Tech-Zentrum nahe der Schwäbischen Alb
Ein wichtiger Standort ist Nabern am Rande der Schwäbischen Alb. Dort und in München sitzt laut Apple rund die Hälfte des weltweiten Energiemanagement-Designteams. Dessen Aufgabe ist es, Halbleiter und elektronische Schaltungen zu entwerfen, die mehr Signale verarbeiten und zugleich eine höhere Rechenleistung bieten, zugleich aber eine größere Energieeffizienz aufweisen.
Die Keimzelle des Teams entstand 2018. Damals übernahm Apple 300 Ingenieure von Dialog Semiconductor – damals rund 16 Prozent der Belegschaft des deutsch-britischen Chipentwicklers. Auch zahlte Apple 600 Millionen Dollar für Lizenzen und Lieferverträge an den Spezialisten für das Energiemanagement von Halbleitern.
Der Deal läutete eine neue Strategie von Apple ein, selbst zentrale Komponenten wie Chips, GPUs oder Schaltkreise zu bauen. Heute gehört Dialog Semiconductor zur japanischen Firma Renesas Electronics, die das Unternehmen 2021 für rund fünf Milliarden Euro kaufte – und als einer der wichtigsten Lieferanten in der Apple-Liste auftaucht.
Problem bei Apple-Lieferant Varta – Konkurrenz für Mikrobatterien
Varta, der vierte der deutschen Großlieferanten, stellt seit 2017 im baden-württembergischen Ellwangen Mikrobatterien für die kabellosen Kopfhörer von Apple her. Das sorgte lange für steigenden Umsatz und Ertrag – zeigt aber auch, wie gefährlich eine zu große Abhängigkeit von Apple sein kann.
Vor einigen Monaten musste Varta Verluste melden. Grund: Ein wichtiger Kunde habe sich entschieden, neben Varta einen weiteren Lieferanten hereinzuholen. Klar war, dass damit Apple gemeint war. Vorstandschef Herbert Schein legte sein Amt nieder.
Vor wenigen Wochen gab der Konzern bekannt, in den kommenden zwei Jahren 800 von insgesamt 4700 Mitarbeitern zu entlassen – 390 davon vor allem in Ellwangen. „Eine ganz bittere Pille“, sagte Oberbürgermeister Michael Dambacher.
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