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Arbeiten in der Medizintechnik-Branche: Chancen und Herausforderungen

Die Medizintechnik ist ein Teilbereich der Ingenieurwissenschaften. Durch die Kombination verschiedener Ingenieurwissenschaften mit medizinischen Themenfeldern werden Medizinprodukte, Gerätschaften sowie Therapie- oder und Diagnoseverfahren für Krankheiten entwickelt und produziert.

Einige der verschiedenen Bereiche (Krankenhaustechnik, bildgebende Diagnostik, Tissue-Engineering, Entwicklung und Produktion medizinischer Gerätschaften, medizinische Informatik, Produkte zur Rehabilitation und Therapie von Patienten und Operationstechnik) stellt Stephanie Haas in ihrem Blogbeitrag „Medizintechnik: Medizin der Gegenwart und Zukunft“ auf der Website von consil med vor.

Wer in der Medizintechnik arbeiten möchte, benötigt das notwendige technische und medizinische Wissen, das beispielsweise über einen Bachelor- bzw. Masterstudiengang im Bereich Medizintechnik, auch (Bio-)Medical Engineering, erlangt werden kann. Auch mit einem Bachelor oder Master in einer anderen Ingenieurwissenschaft ist es möglich, in der Medizintechnik zu arbeiten. Die aktuelle Lage der Medizintechnik-Branche ist allerdings schwierig.

  • Die Auswirkungen der Coronapandemie sind noch immer spürbar.

  • Bei Auslieferungen ist ein Rückgang von 50 bis 70 Prozent zu verzeichnen.

  • Neuinvestitionen und Krankenhaus-Ausschreibungen wurden aufgehoben oder kurzfristig gecancelt.

  • Bei der Lieferkettenproblematik gibt es keine Planungssicherheit (die normalerweise geltende Vorlaufzeit von zwei bis drei Monaten für Bestellungen wurde auf sechs bis zwölf Monate verlängert). Zugesagte Liefertermine sind durch diese Probleme nicht einhaltbar.

  • Es sind Preissteigerungen von bis zu 15 bis 30 Prozent zu verzeichnen.

  • In der Branche gibt es zahlreiche Bedenken, weil die Bundesregierung die wirtschaftliche Abhängigkeit gegenüber China erheblich einschränken möchte. Die Folge: Kürzungen der Außenwirtschaftsförderung und ein Rückgang bei Messen im Ausland. Es braucht eine Harmonisierung des Marktzugangs für Medizingeräte (z.B. durch die finanzielle Stärkung von Exportinitiativen durch den Staat).

  • Auch geopolitische Verschiebungen und Lokalisierungsdruck erschweren den Markteintritt für ausländische Unternehmen, das macht es deutschen Unternehmen im Ausland nicht einfach.

  • Kleine Unternehmen haben es derzeit wegen des Fachkräftemangels besonders schwer.

  • Einige Medizintechnik-Unternehmen stecken in der Krise, weil sie zu lange an veralteten Produkten festhalten, nicht auf richtiges Management setzten, für ihre Probleme vor allem externe Gründe (Währungsverluste, weltweit politische Turbulenzen und Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen) anführen und nicht erkennen, dass die wahren Probleme innen liegen (z.B. Bürokratentum und eine veraltete Führungskultur).

  • Auch die Digitalisierung spielt eine wichtige Rolle, denn wenn wichtige Teile der Dateninfrastruktur veraltet sind, werden sie zum Nadelöhr. Es werden Investitionen in Medizintechnik und andere Teile der Industrie benötigt, und es braucht klare Rahmenbedingungen für die Gesundheitsdatennutzung.

  • Die Umsetzung der Medical Device Regulation (MDR) ist vor allem für KMU eine enorme Herausforderung, da die Infrastruktur dafür noch immer nicht steht (es braucht deutliche Regelungen). Die Folgen sind zu wenig benannte Stellen sowie ein Innovationsrückgang durch hohe Kosten und zu lange Zulassungsprozesse.

So stieg der Umsatz der deutschen Medtech-Unternehmen von Januar bis August 2022 erheblich. Bis Jahresende wurde ein Plus von 3,5 Prozent verzeichnet (Umsatz: 37,7 Milliarden Euro). Ein wichtiger Aspekt ist hier auch der Export: Zwar war die Ausfuhr nach China im ersten Halbjahr rückläufig, doch hat der Export nach Nordamerika zugenommen. Die Anzahl der Beschäftigten stieg auf 159.000 (ein Plus von 3 %).

Nachhaltiger Erfolg ist in der Medizintechnik-Branche vor allem dort zu verzeichnen, wo Hierarchiegrenzen aufgebrochen, vernetztes Denken ermöglicht und die Zusammenarbeit von Medizin, Chirurgie, Orthopädie- und Konstruktionstechnik sowie Elektronik, Programmierung und Design ermöglicht wird. Investitionen in (einen Mix von) Zukunftstechnologien ermöglichen, dass die Kernbranchen ein Update erhalten sowie neue Geschäftsmodelle und Produkte entstehen können.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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