Aus der Selbständigkeit zurück in die Festanstellung – geht das?
Viele Arbeitnehmer·innen in Deutschland träumen von der Selbständigkeit. Doch es gibt auch jene, die diesen Sprung bereits gewagt haben und nun zurückkehren wollen – oder müssen – in eine Festanstellung. Eine Entscheidung, die kein Scheitern sein muss, sondern im Gegenteil sogar zahlreiche Vorteile mit sich bringen kann.
Die Selbständigkeit wird in Deutschland von Angestellten oft romantisiert und sie träumen davon „ihr·e eigene·r Chef·in“ zu sein oder selbst bestimmen zu können, wann und wo sie arbeiten möchten. Natürlich bringt eine Gründung zahlreiche Vorteile mit sich, aber auch Hürden, die es nicht zu unterschätzen gilt. Selbständigkeit bedeutet ein hohes Maß an Verantwortung, ein gewisses finanzielles Risiko, ungeregelte Arbeitszeiten sowie auch jede Menge Papierkram.
Natürlich hängt es stark vom Einzelfall wie der Branche, den Gründungsvoraussetzungen & Co ab, wie Einzelne ihre Selbständigkeit empfinden. Doch während sie für einige das „perfekte“ Arbeitsmodell darstellt, gibt es andere, die sich früher oder später (wieder) für die Festanstellung entscheiden. Manchmal handelt es sich dabei um eine erzwungene Entscheidung, beispielsweise aus wirtschaftlichen Gründen. Oft fällt sie aber auch freiwillig, um den Nachteilen der Selbständigkeit zu entfliehen und die Vorteile der Festanstellung zu nutzen.
Gute Gründe, um zurück in die Festanstellung zu gehen
Auch die Entscheidung, ob und wann Du zurück in die Festanstellung solltest, ist eine Frage des Einzelfalls. Pauschale Aussagen sind an dieser Stelle nicht möglich. Es kann aber durchaus gute Gründe geben, um diesen Richtungswechsel zu wagen, wie zum Beispiel:
Es ist absehbar, dass Deine Selbständigkeit finanziell bald nicht mehr tragbar ist.
Du entwickelst psychische oder physische Gesundheitsprobleme, beispielsweise durch ständige Geldsorgen.
Dir wird ein attraktives Jobangebot unterbreitet, das Du nicht ausschlagen willst.
Du fühlst Dich ausgebrannt oder hast keinen Spaß mehr an Deiner Selbständigkeit.
Deine Prioritäten im Leben haben sich verändert oder Du planst vielleicht bald eine Elternzeit.
Du möchtest neue Fähigkeiten, berufliche Praxis oder Kontakte erwerben, um sie später wieder für eine Selbständigkeit zu nutzen. Stichwort: Persönliche oder berufliche Weiterentwicklung.
Diese Liste könnte noch ewig fortgeführt werden. Frage Dich daher immer wieder, ob Du mit Deiner Selbständigkeit noch zufrieden bist oder was Dir in Deinem Berufsleben eventuell fehlt. Denn auch ein Angestelltenverhältnis bringt allerhand Vorteile mit sich…
Vorteile im Angestelltenverhältnis erkennen und genießen
Manchmal wird die Rückkehr in ein Anstellungsverhältnis von Selbständigen oder ihrem Umfeld als ein Scheitern betrachtet. Zu Unrecht, denn es gibt bei dieser Entscheidung kein „Richtig“ oder „Falsch“. Beide Arbeitssituationen bringen Vor- sowie Nachteile mit sich und so kann es passieren, dass Du Dich nach einigen Jahren der Selbständigkeit schlichtweg wieder nach den Vorzügen der Festanstellung sehnst – und das ist vollkommen in Ordnung. Finanzielle Sicherheit und Planbarkeit, die Zusammenarbeit mit Kolleg·innen, Verantwortung abgeben zu können oder geregelte Arbeitszeiten zu haben, sind nur einige der Vorteile, die Selbständige oft an der Festanstellung vermissen.
Auch kann es passieren, dass Dir Deine selbständige Arbeit irgendwann keinen Spaß mehr macht und Du Dich beruflich neu orientieren möchtest. Auch dafür kann der Sprung zurück in die Festanstellung eine einfache, aber effektive Lösung sein. Fakt ist: Selbständige wissen all die genannten Vorteile im Angestelltenverhältnis oft mehr zu schätzen als Arbeitnehmer·innen, die eben nie „ihr·e eigene·r Chef·in“ waren. Trotzdem kann die Umstellung (vor allem zu Beginn) schwerfallen.
Zurück in die Festanstellung – so klappt’s!
Schlussendlich ist es eine Frage Deiner eigenen Einstellung, ob Du eher die Vorteile in der Rückkehr siehst oder sie als ein Scheitern betrachtest, wenn Du von der Selbständigkeit (wieder) in eine Festanstellung gehst. Wichtig ist es daher, diese Entscheidung sorgfältig zu treffen und Dich auf die Vorteile zu konzentrieren, die mit ihr einhergehen. Eine solche positive Grundeinstellung hilft Dir dann auch im Bewerbungsprozess, Deine Entscheidung nachvollziehbar und glaubwürdig zu begründen. Denn Du kannst Dir sicher sein: Personaler·innen werden hinterfragen, ob Du Dich wieder in einer Festanstellung zurechtfinden wirst – und weshalb Du Deine Selbständigkeit hinter Dir lassen möchtest. Doch mit den richtigen Argumenten und einem Fokus auf den Vorteilen dieses neuen beruflichen Kapitels, ist die Selbständigkeit in Deinem Lebenslauf kein Nachteil.
Im Gegenteil: Stelle Deine einzigartigen Erfahrungen und Skills in den Vordergrund, die Du durch Deine Erfahrungen als Unternehmer·in gesammelt hast. So kannst Du Dich von anderen Bewerber·innen abheben und Deine Jobchancen sogar steigern. Und falls Du noch unsicher bist, ob Du Deine Selbständigkeit vollständig aufgeben möchtest, kannst Du sie sogar mit Erlaubnis nebenberuflich weiterführen und sozusagen das Beste aus beiden Welten genießen.
Die Antwort lautet daher: Ja, von der Selbständigkeit in eine Festanstellung zurückzukehren, geht problemlos, wenn Du das wirklich willst – sei es zeitweise oder dauerhaft. Denn heutzutage sind berufliche Entscheidungen ohnehin nicht mehr für die Ewigkeit, sondern Du kannst Dich alle paar Jahre neu fragen, welchen Beruf und welches Arbeitsmodell Du für Deine nächste Lebensphase wählen möchtest…
Hast Du diese Entscheidung bereits getroffen und wenn ja, welche Vor- und Nachteile hat sie für Dich gebracht? Und hast Du weitere Tipps für Leser·innen, die derzeit vor der gleichen Entscheidung stehen? Vielen Dank für Deinen Kommentar!
