Dr. Alexandra Hildebrandt

Bäume und Träume: Warum unser Leben davon abhängt

Bäume bezeugen nicht nur das Wunder der Evolution, sondern demonstrieren auch, dass alles in dieser Welt miteinander verbunden ist. Fast überall hängt das Leben von Bäumen ab. Zusammen schaffen sie ein Ökosystem, das Hitze- und Kälteextreme abfedert, Wasser speichert und sehr feuchte Luft erzeugt. Etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands ist mit Wald bedeckt, je nach Region dominieren häufig die Nadelbaumarten Fichte und Kiefer, aber auch Buchen und Eichen sind häufig.

Unseren Bäumen geht es schlecht

Trockenheit, Hitze, Schädlinge und Schadstoffe haben ihnen in Deutschland im Jahr 2019 stärker denn je zugesetzt, so das Ergebnis des offiziellen Waldzustandsberichts, den das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlicht hat. Die Experten erfassen jährlich das Alter und den Zustand der Bäume. Vier von fünf Bäumen zeigen Schäden, jeder dritte Baum hat eine deutlich ausgedünnte Krone. Besonders stark betroffen sind dabei Buchen und Eichen: Hier zeigen jeweils 47 beziehungsweise 50 Prozent eine Verlichtung der Baumkrone um mehr als 25 Prozent.

Mindestens ein Viertel der normalerweise vorhandenen Blätter fehlen ihnen. Ein weiteres Drittel dieser Bäume wurden der Warnstufe zugeordnet (ihnen fehlen zwischen zehn und 25 Prozent der Blätter). Der Anteil der gesunden Bäume liegt bei diesen beiden Baumarten nur noch bei 16 und 17 Prozent. Der aktuelle Zustandsbericht verweist zudem darauf, dass so viele Bäume abgestorben sind wie seit etwa 20 Jahren nicht mehr: „Insgesamt gehören die Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2019 zu den schlechtesten seit je: Der Anteil von Bäumen ohne Kronenverlichtung war noch nie so gering wie 2019.“

Eine der Hauptursachen für den schlechten Zustand der deutschen Wälder ist das Klima. Da es 2018 und 2019 viel zu trocken und warm war, leiden die Bäume an Wassermangel. Das schränkt ihr Wachstum ein, fördert Waldbrände und macht sie Schädlingen gegenüber anfälliger. Zusätzlich gelten auch hohe Einträge von Luftschadstoffen wie Stickoxiden als potenziell waldschädigend (Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Waldzustandsbericht 2019, BUND).

Klimawandel in der Wirtschaft

Auch wenn es den Bäumen schlechter geht, so ist andererseits ein wachsendes ökologisches Unternehmensengagement zu verzeichnen. Es werden immer mehr Bäume gepflanzt. Wichtig allerdings ist, dass dies keine Einzelmaßnahmen bleiben, sondern Teil des Nachhaltigkeitsmanagements ist und einer transparenten und glaubwürdigen Berichterstattung. Beim Familienunternehmen Häcker Küchen gibt darüber am besten der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht Auskunft. Am Hauptsitz in Rödinghausen stellt das Unternehmen unter anderem große Flächen für Blühwiesen zur Verfügung. Gemeinsam mit Forstbezirksleiterin Anna Rosenland und Forstwirt Paul Fubel wurden bislang aber auch 900 Bäume, darunter Säuleneichen, Kirschbäume, Haselnusssträucher, Weißdorn und Schwarzdorn – typische Arten, die zu einer gesunden Waldstruktur gehören – gepflanzt.

Lars Breder, der hier im Marketing arbeitet und sich auch privat für den Erhalt der biologischen Vielfalt einsetzt, verweist in seinem Buchbeitrag „Retten statt reden. Was Unternehmen tun, die aus Tradition verantwortungsvoll sind“, darauf, dass in China Bäume und Pflanzen häufig bereits von Hand bestäubt werden müssen und es in einigen Jahren auch Deutschland treffen könnte, denn aktuelle Forschungsergebnisse belegen, dass auch hier der Bestand von Wildbienen und anderen Insekten drastisch gesunken ist.

Aber es gibt auch Anlass zur Hoffnung, „dass das geheime Leben der Wälder weiterhin stattfindet und auch unsere Nachfahren noch staunend zwischen den Bäumen spazieren können“ (Peter Wohlleben) - wenn wir erkennen, dass die Bäume gesund sein müssen, wenn wir es auch sein wollen. Der Wald gilt vielen Medizinern als die älteste Apotheke der Welt. In Japan und Südkorea wird er längst therapeutisch eingesetzt. Ärztlich verordnete Spanziergänge durch den Wald (Shinrin Yoku, „Waldbaden“) sind dort seit den 1980er-Jahren fester Bestandteil der Gesundheitsvorsorge. Stressbedingte Erkrankungen wie Erkältungen und grippale Infekte, Rücken-, Nacken- und Schulterschmerzen, Schlafstörungen, Depressionen, können dadurch gelindert werden. Beim achtsamen Spazieren im Wald nimmt der Körper die ätherischen Öle der Bäume auf, wodurch das Stresslevel gesenkt und das Immunsystem gestärkt wird. Auch der Blutzuckerspiegel reguliert sich.

Meike Lehmann, Jahrgang 1980, entdeckte als Tochter eines Försters schon früh ihre Liebe zum Wald. Nach dem Studium der Skandinavistik und Kunstgeschichte in Berlin kehrte sie in ihre Heimat zurück und lebt dort als freie Publizistin und Autorin. In ihrem literarischen Buch der Bäume versammelt sie Geschichten und Gedichte über die Anziehungskraft der Bäume und das Urgesetz des Lebens. Enthalten sind unter anderem Beiträge, die sich dem Mythos und der Magie der Bäume widmen, darunter Texte von Hans Christian Andersen, Bertolt Brecht, Truman Capote, Theodor Fontane, Erich Fried, Johann Wolfgang von Goethe, Hermann Hesse, Wilhelm von Humboldt, Rudyard Kipling, Else Lasker-Schüler, Anna Seghers, Rainer Maria Rilke, Robert Walser, Virginia Woolf und Heinrich Zimmer.

Für Hermann Hesse waren Bäume die Verkörperung der Weisheit und Wahrheit, die allerdings nur erfährt, wer ihnen intensiv zuhört. Wenn er müde war vom Malen, Schreiben, Nachdenken oder Lesen, blickte er zu den Wipfeln und erholte sich.

„Wer möchte leben ohne den Trost der Bäume!“ (Günter Eich)

Weiterführende Informationen:

Das literarische Buch der Bäume. Geschichten, Geheimnisse und Gedichte. Ausgewählt von Meike Lehmann. Marix Verlag, Wiesbaden 2016.

Lars Breder: Retten statt reden. Was Unternehmen tun, die aus Tradition verantwortungsvoll sind. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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