Banken können bei der Produktion von der Automobilindustrie lernen
Im Rahmen der Serie „Was Banken von anderen Branchen lernen könn(t)en“ geht Prof. Dr. Hans-Gert Penzel vom Regensburger ibi Research auf die Industrialisierung der Autobranche ein. Im Gegensatz zur Bankbranche ist die Produktion in der Automobilindustrie inzwischen vollständig industrialisiert und standardisiert.
Der schmerzliche Weg zum Qualitätsauto
Der Weg dorthin führte allerdings nicht automatisch. Vielmehr musste staatliche Regulierung die Richtung vorgeben. Ein wichtiger Ausgangspunkt war die Krise des Chevrolet Corvair. 1960, dem Jahr seiner Neuvorstellung zum „Auto des Jahres“ gekürt, waren zahlreiche tödliche Unfälle die Folge von Sparmaßnahmen bei der Entwicklung und Herstellung.
Unter anderem durch die Recherchen des Verbraucheranwalts Ralph Nader wurde deutlich, dass dies kein Einzelfall war sondern nur die Spitze des Eisbergs. Sicherheit war für die Autoindustrie damals nicht vorrangiges Thema.
US-Präsident Lyndon B. Johnson brachte 1965 über das neugegründete Verkehrsministerium ein umfassendes Gesetzespaket auf den Weg, dass u.a. Crashtests für Automobile vorsah. In der Folge kamen dann Themen wie Umweltverträglichkeit, Verbrauchssenkung, und – heute aktuell - automatisches Fahren hinzu.
Transparenz in der Produktion
Die Hersteller mussten die dafür bestmöglich geeigneten Konstruktionen finden. Um dies zu erreichen, schufen sie die volle, industrieweite Transparenz der Produktstrukturen – eine industrieweit verbindliche Taxonomie von Komponenten und deren Zusammenführung in Stücklisten. Das eröffnete die Möglichkeit, Produktionsprozesse auch zwischen den Akteuren, zum Beispiel Vorlieferanten und Herstellern, sauber zu planen und jederzeit nachzuvollziehen.
Finanzkrise und die Folgen
Hier tun sich Analogien zur Finanzkrise auf, in deren Folge die Bedeutung von Aufsicht und Regulierung stark zugenommen haben. 2008 dauerte es lange Zeit, bis die Banken auf Initiative der Europäischen Zentralbank Informationen darüber liefern konnten, in welchen ihrer Depots direkt und indirekt wie viele Lehmann-Fonds lagen und welche Risiken dies mit sich brachte.
Auch in der Finanzbranche benötigt man saubere Stücklisten-Strukturen für Produkte, und die Möglichkeit der Nachvollziehbarkeit des Produktionsprozesses.
Die Aufsicht hat dies erkannt. So bedeutet Anacredit nichts anderes als die strukturierte Abbildung der Kredit-Stücklisten. Und die Standardisierung läuft weiter in Richtung der Global Legal Identifier (GLEIS) und der Global Product Taxonomy (BIRD).
Und die verstärkte Modularisierung der Finanzdienstleistung weist den zukünftigen Weg. Im Zuge der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 gewinnen Schnittstellen und Open Banking an Bedeutung.
Fazit: Bei allen Unterschieden zwischen einer Bankdienstleistung und einem Auto gibt es doch zahlreiche Parallelen. Vor allem in der Produktion können Banken auf Erkenntnisse der Automobilindustrie zurückgreifen.
Ausführlich im Bank Blog: Was die Banken von der Automobilindustrie lernen müssen
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