Banken wollen mehr outsourcen
Outsourcing ist ein wichtiger Bestandteil der Strategie vieler Finanzinstitute – nicht nur als Instrument zur Kostensenkung, sondern auch um Zugriff auf Expertise und Fachwissen externer Dienstleister und FinTechs zu erhalten.
Die Unternehmensberatung PWC hat im Rahmen einer Studie die Rahmenbedingungen sowie die wichtigsten aktuellen Trends und Herausforderungen beim Outsourcing für Banken, Dienstleister und FinTechs untersucht. Dazu wurden Geschäftsführer, Bereichs- und Abteilungsleiter sowie Auslagerungsbeauftragte und leitende Angestellte im Auslagerungsmanagement von 32 Banken, 53 Dienstleistern und 39 FinTechs in Deutschland befragt.
Banken wollen komplexere Funktionen auslagern
Im Zuge der Digitalisierung wollen fast 40 Prozent der Befragten – neben den üblichen Standardprozessen – zunehmend auch wichtige Steuerungsfunktionen sowie komplexe und wissensintensive Aktivitäten outsourcen, u. a. in Bereichen wie Compliance oder KYC. Rund 20 Prozent lehnen dies explizit ab. Der Rest ist noch unentschlossen.
Bei vielen Entscheidungsträgern besteht noch Klärungsbedarf, insbesondere in regulatorischer Hinsicht. So sei ein Outsourcing in fast allen Bankbereichen machbar, in der Praxis würden jedoch Regeln wie MiFID II oder die DSGVO so viel Komplexität mit sich bringen, dass viele Institute vor weiteren Auslagerungen erst einmal zurückschrecken.
Vor allem Standardfunktionen werden ausgelagert
Die meisten der befragten Finanz- und Kreditinstitute in Deutschland setzen bislang in erster Linie bei Standardfunktionen auf externe Dienstleister. Das beste Beispiel hierfür sind IT-Services, die bei 54 Prozent der befragten Institute teilweise ausgelagert sind, bei den übrigen 46 Prozent sogar komplett.
Die überwiegende Mehrzahl der Banken hat darüber hinaus auch den Zahlungsverkehr (82 Prozent), die Archivierung (82 Prozent), den Postdienst (79 Prozent), die Call-Center (75 Prozent) und die Wertpapierabwicklung (74 Prozent) ganz oder zumindest partiell outgesourct.
Keines der befragten Geldinstitute vertraut hingegen bei Schlüsselthemen wie KYC, Compliance, Controlling oder Geldwäscheprävention aktuell komplett auf einen externen Anbieter. Gleichwohl: Bei – je nach Thema – 14 Prozent bis 36 Prozent der Banken sind diese Prozesse immerhin schon teilweise ausgelagert.
Nach Einschätzung der Studienautoren werden diese Prozentzahlen in den kommenden Jahren deutlich steigen, da die FinTech-Revolution längst auch viele klassische Outsourcing-Spezialisten erreicht hat und mittlerweile auch komplexe Aufgaben mithilfe intelligenter IT-Lösungen gut ausgelagert werden könnten.
Entsprechend optimistisch zeigten sich 51 Prozent der befragten Dienstleistungsunternehmen, dass die Banken ihnen in den kommenden Jahren immer mehr komplexe Aufgaben übertragen werden. Als mögliche Bereiche wurden unter anderem Compliance und KYC genannt.
Modulare Systeme beschleunigen den Outsourcing-Trend
Die Studie sieht eine Reihe von Trends, die diese Entwicklung beschleunigen könnten. Als Beispiel werden modulare Auslagerungssysteme genannt. Hierbei könnten Banken beim Outsourcing unterschiedliche Bausteine bzw. Services von einem oder mehreren Anbietern miteinander kombinieren.
Die höhere Spezialisierung sorge zudem für klare Qualitätsvorteile. Auch werde wird die Abhängigkeit von einzelnen Dienstleistern reduziert, wodurch die Banken ihre Risiken besser streuen könnten.
Von den befragten Dienstleistern besitzen der Untersuchung zufolge mittlerweile 75 Prozent ein modulares Dienstleistungsangebot. Vier von fünf Anbietern wollen in den nächsten ein bis zwei Jahren konkret in solche Services investieren.
Dieser Beitrag erschien zuerst im Bank Blog, dem führenden Internetmagazin für Fach- und Führungskräfte in der Finanzbranche. Hier können Sie den Bank Blog Newsletter kostenlos abonnieren:
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