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Baubranche: Mehrwerte von Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs)

Der Einfluss von Baustoffen, Bauprodukten und Baukomponenten (Zwischenprodukte) auf die Umwelt hängt von vielen Faktoren ab, da sich ihre Umweltwirkungen erst in ihrem Zusammenspiel am Gebäude entscheiden.

Die Verwendung eines aus natürlichen Rohstoffen hergestellten Bauproduktes garantiert allerdings noch keine Nachhaltigkeit. An einigen Gesteinsbrocken haben Ökosystem und soziale Nachhaltigkeit noch zu „schlucken“: Der Großteil der in Deutschland verwendeten Naturwerksteine wird in China, Vietnam und Indien abgebaut.

Indien produziert ein Viertel des weltweiten Natursteinaufkommens. Die Steine werden exportiert und unter der Bezeichnung „Kandla Grey“ oder „Budhpura Grey“ in Terrassenböden und Gartenanlagen verbaut. In den indischen Sandsteinminden erkranken viele Minenarbeiter an Silikose („Quarzstaublunge“), die durch das Einatmen von staubhaltigen Quarzpartikeln entsteht, die vor allem in Sandstein vorkommen.

Hier machen Umwelt-Produktdeklarationen (Environmental Product Declaration, kurz EPD) Sinn, weil sie sämtliche relevante Umweltwirkungen auf Basis von Lebenszyklus-Analysen transparent, unabhängig und nachvollziehbar darstellen und damit einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Bauen leisten. Sie basieren auf internationalen Normen und sind international anerkannt.

Das Institut Bauen und Umwelt (IBU), der europaweit größte Zusammenschluss von Herstellern der Baustoffindustrie, meldet für 2022 mehr als 385.000 Zugriffe auf die digitalen Datensätze von EPDs – und damit einen neuen Rekord. Diese auf Basis von Ökobilanzen erstellten Daten sind unter anderem notwendig für die Gesamtbetrachtung nachhaltiger Gebäude und deren Zertifizierung. Anhand der diesbezüglich relevanten Aspekte können Bauprodukte entlang ihres gesamten Lebenszyklus verfolgt werden.

Beteiligte Akteure sind neben dem Hersteller selbst und dem IBU als EPD-Programmbetreiber auch der Sachverständigenrat des IBU sowie unabhängige Prüfer und die interessierte Öffentlichkeit.

1. Produktkategorie-Regeln (PCR): die Grundlage zur Erstellung von EPDs

2. Erstellung der EPD

3. Unabhängige Prüfung und Veröffentlichung der EPD.

  • Erleichterter Zugang zu öffentlich ausgeschriebenen Bauprojekten für Hersteller

  • Bereitstellung verifizierter Datensätze, die zur Erstellung der Gebäudeökobilanz genutzt werden und sich auf alle baubezogenen Produkte und Dienstleistungen eignen

  • Aufzeigen von Hotspots im Lebensweg eines Produktes

  • Informationen über funktionale und technische Eigenschaften eines Produktes, die Umwelteinflüsse des Produktes (von der Rohstoffentnahme über die Produktion, die Transporte und den Einbau ins Gebäude bis zum Ende der Nutzungsphase mit Entsorgungs- bzw. Recyclingmöglichkeiten) sowie quantitative Produktinformationen (aus Ökobilanzen), ggf. auch umwelt- und gesundheitsbezogene Nachweise (z. B. zum Emissionsverhalten in die Innenraumluft)

  • Stärkung der Marktposition von Bauproduktherstellern

  • Förderung von Nachhaltigkeitsstrategien in Unternehmen

  • Ermöglichung einer integralen Planung, indem Informationen für umweltbewusste Planungen und Kaufentscheidungen beim Bauen geliefert werden

  • Aufzeigen von Potentialen zur Prozessoptimierung in Unternehmen und für die Produktoptimierung

  • Verifizierung durch unabhängige Dritte verifiziert (Prüfung der enthaltenen Daten auf Vollständigkeit, Plausibilität und Normenkonformität).

  • Anerkennung von Green-Building-Zertifizierungssystemen.

  • Durch diese Klarheit und Transparenz lässt sich die nachhaltige Wirkung einzelner Bauteile auf das Ökosystem kalkulieren. Auch die ökologische Qualität kann sich mit einem solchen Ansatz deutlich verbessern. Auf der Grundlage von EPDs können verschiedene Bauweisen bereits in der Planungsphase hinsichtlich ihrer ökologischen Qualität verglichen werden.

  • IBU-Website: Veröffentlichte EPDs (PDFs zum Download)

  • Baustoffdatenbank des BBSR: ÖKOBAUDAT

  • Datenbank des IBU: IBU.data

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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