Bauchgefühl und Gottvertrauen: Hilfe und Kompass in Zeiten des Umbruchs
Wann immer der Comedian, Showmaster und Kabarettist Guido Cantz vor sein Publikum tritt, helfen ihm Bauchgefühl und Gottvertrauen. Spätestens seit er im Alter von 25 Jahren lange Zeit nach einer Blinddarmoperation im Krankenhaus lag und fünf Tage auf der Intensivstation, ist „der da oben“ seine unverzichtbare Kraftquelle: „In allen Momenten des Aufbruchs, des Zweifels und der Unsicherheit hatte ich immer einen Kompass.“
Glaube ist für ihn mit der Fähigkeit verbunden, alles, was er erlebt (hat) und was ihm „zugeführt“ wird, miteinander in Beziehung zu setzen. „Es gab viele Wendungen in meinem Leben, die passiert sind, wo ich mir nicht vorstellen kann, dass das einfach so passiert ist. Da hatte fast alles auch einen Sinn.“ Das sagte er 2013 in der WDR-Sendung „Zimmer frei“ (Folge 607). Auch in seinem damaligen Bühnenprogramm „Cantz schön clever“ widmete er sich dem Glauben und empfahl seinem Publikum, einmal wieder die Bibel zur Hand zu nehmen. Das Buch der Bücher nahm er zuweilen auch mit auf die Bühne, um Menschen aus dem Publikum „mal aus dem Hohelied vorlesen zu lassen“ – jenen Teil, „der sehr nah am Menschen dran ist.“
Er mag es auch, in die Kirche zu gehen, denn sie ist für ihn ein Ort der Orientierung und inneren Balance: „Wenn ich mal ein paar Minuten für mich brauche, dann setze ich mich auch ganz gerne mal in die Kirche und bin für mich.“ Allerdings nicht jedes Wochenende. Mit seiner Familie betet er jeden Abend vor dem Schlafengehen, lässt den Tag an seinem inneren Auge vorbeiziehen und am Ende bedankt er sich beim lieben Gott und hofft, dass es am nächsten Tag ebenfalls gut weitergeht. Er ist davon überzeugt, dass jemand auf ihn aufpasst. Dieses Gefühl begleitete ihn schon immer. Er ist „nicht übertrieben gläubig“, findet es aber gut, einen Sinn oder eine Hilfestellung im Leben zu haben.
Am 19. August wurde der TV-Entertainer und Comedian 50 Jahre alt. Zeitgleich erschien seine Autobiografie, in der er sich existenzielle Fragen stellt: „Was ist wichtig im Leben? Wer bist du und wer möchtest du sein?“ Auch sein ihn tragender Glaube ist ein wichtiger Aspekt des Buches. Er hilft ihm, seinen Platz bzw. Stand in der Welt zu finden – gemäß Paulus im 1. Korintherbrief 7,20: „Jeder bleibe in der Berufung, in der er berufen wurde.“ Der „Ruf“ Gottes wird von Cantz auch als Aufruf zu seinem „Beruf“ verstanden, aber auch, dass es wichtig ist im Leben durchzuhalten, aber auch, ausgetretene Pfade und neue Herausforderungen als Chance zu sehen. Seine „innere Stimme“ (Bauchgefühl) flüsterte ihm ein, nicht mehr von einer Station zur anderen zu hetzen – von Karnevals zu Galas, von Gals ins Fernsehen – und der Erfolgssendung „Verstehen Sie Spaß?“ den Rücken zu kehren und offen für Neues zu sein.
Die Coronakrise und die damit verbundene Pause, in der er viel Zeit nach Nachdenken und zur Selbstreflexion hatte, gab den entscheidenden Anstoß: „Vielleicht möchte ‚der da oben‘, dass du diesen Einschnitt nutzt, um dich und deine Ziele neu zu justieren.“ In seinem Buch blickt er dankbar zurück und freut sich auf das, was kommen mag. Er hätte zum Beispiel Lust, mal eine Satiresendung zu machen oder eine Sportsendung zu moderieren. Er setzte sich mit Themen auseinander, die er im allgemeinen Terminstress nie beachtet hätte:
Künftig möchte er sich neben der Frage nach der Zeit folgende Punkten noch aufmerksamer widmen:
Ist das Projekt wirklich gut, und passt es zu mir?
Was kann ich von mir zeigen? Und möchte ich das überhaupt?
Lasse ich genügend Haltung erkennen?
Sein Bauch und „der da oben“ mögen ihm bei den richtigen Entscheidungen helfen.
Guido Cantz: Bauchgefühl und Gottvertrauen. Mein Leben von 1971 bis 20 Uhr 15. Bonifatius Verlag, Paderborn 2021.
Gordon Weuste: Das Glaubensgefühl als Lebensfundament. In: Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Neumüller. SpringerGabler Verlag 2021.