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Beförderung ohne Gehaltserhöhung annehmen? Pro und Contra

Du hast eine Beförderung erhalten? Herzlichen Glückwunsch! Das ist auf jeden Fall ein Grund zur Freude und eine wichtige Chance für Deine Karriere. Trotzdem stellen sich auch finanzielle Fragen – vor allem, wenn Deine Beförderung ohne Gehaltserhöhung einhergehen soll.

Eine Beförderung kann erwartet oder unerwartet kommen und intern oder auch extern stattfinden, durch einen Jobwechsel in eine höhere hierarchische Position. Sie bedeutet für Dich also einen Sprung auf der Karriereleiter und geht meistens mit mehr Verantwortung sowie auch einem höheren Verdienst einher. Trotzdem kann es Ausnahmefälle geben, in denen Dir eine Beförderung ohne Gehaltserhöhung angeboten wird; schlimmstenfalls müsstest Du bei einem Jobwechsel sogar eine finanzielle Verschlechterung in Kauf nehmen, trotz höherem Rang in der Hierarchie. Dies kann beispielsweise bei beruflichen Neuorientierungen passieren, bei einem Quereinstieg in eine andere Branche oder auch beim Wechsel von einem größeren in ein kleineres Unternehmen. 

Zudem gibt es immer wieder Fälle, in denen zwar keine offizielle Beförderung ausgesprochen wird, Du aber plötzlich mehr Verantwortung übernimmst, vielleicht aufgrund von Krankheitsfällen oder Vakanzen im Unternehmen. Auch dann stellt sich die Frage, ob Du mehr Geld fordern kannst und solltest?

Pro: Eine Beförderung kann sich auch ohne Gehaltserhöhung „lohnen“

Natürlich sind finanzielle Aspekte wichtig, wann immer es um berufliche Veränderungen geht. Im Normalfall steigst Du im Laufe Deines Berufslebens hierarchisch immer weiter auf und simultan sollte Dein Verdienst steigen. Schließlich richtest Du Deinen Lebensstandard auf den aktuellen Verdienst aus und so könnte Dich eine plötzliche finanzielle Verschlechterung unter Druck bringen. Dennoch: Es gibt berufliche Chancen, die Du ergreifen solltest, obwohl sie (zu Beginn) keine finanziellen Vorteile bringen. Selbst kleinere Rückschritte sind unter Umständen akzeptabel, wenn sie mittel- bis langfristig eine wichtige Chance bedeuten. Achte deshalb bei solchen Entscheidungen nicht nur auf das Geld, sondern vor allem auf die Karrierechancen, die mit der Beförderung einhergehen. Demnach kann sie sich auch ohne Gehaltserhöhung langfristig auszahlen, wenn

  • sie ein Sprungbrett für eine baldige finanzielle Verbesserung darstellt, indem Du in eine neue Branche einsteigen oder Deine Führungslaufbahn beginnen kannst. Achte daher auf die Signalwirkung im Lebenslauf und die zukünftigen Perspektiven, die sich daraus ergeben.

  • sie auf anderen Ebenen eine Verbesserung darstellt, beispielsweise bei Deiner Work-Life-Balance, Deinen Tätigkeitsbereichen oder Deiner Gesundheit. Vor allem, wenn Du im aktuellen Job unzufrieden bist, ist die Beförderung in eine andere Position eine wertvolle Chance auf Veränderung und damit auch auf Verbesserung.

  • sie Dir eine bessere Verhandlungsbasis für zukünftige Gehaltsverhandlungen bietet. So kannst Du vielleicht nicht sofort Dein Gehalt steigern, aber anschließend größere Sprünge erwarten, sei es bei der nächsten Gehaltsverhandlung oder spätestens der nächsten Beförderung.

  • sie Dir ein persönliches oder fachliches Wachstum ermöglicht, das Du Dir wünschst und das in Deiner aktuellen Position nicht (oder in geringerem Ausmaß) realistisch ist. So wirst Du Deine Karriereziele und damit auch Dein Wunschgehalt schneller erreichen.

Als Zwischenfazit lässt sich somit festhalten: Eine Gehaltserhöhung im Rahmen einer Beförderung ist kein Muss, wenn sie Dir andere Chancen eröffnet. Diese können finanzieller Natur sein, sprich Du darfst in Zukunft auf dem neuen Karriereweg höhere Gehälter erwarten. Aber auch Verbesserungen anderer Art, beispielsweise Deiner Reputation, Arbeitsinhalte oder Work-Life-Balance, stellen ein gutes Argument für eine Beförderung ohne Gehaltserhöhung dar. Schlussendlich musst Du selbst die Vorteile gegen die Nachteile abwägen und vor allem Deine Karriereziele im Blick behalten, stets mit der Frage im Hinterkopf: Bringt mich die Beförderung näher und schneller an meine Ziele oder nicht? Dann dürfen finanzielle Argumente gerne zeitweise in den Hintergrund rücken; sogar bei kleineren Rückschritten. 

Contra: Wann Du eine Beförderung ablehnen oder nachverhandeln solltest 

Vor allem die langfristige Perspektive ist also entscheidend, wenn Du wichtige berufliche Veränderungen vornehmen willst. Trotzdem darf die Beförderung natürlich finanziell nicht zum Problem werden, indem Du plötzlich Deine Lebenshaltungskosten, Kreditraten oder andere finanzielle Verpflichtungen nicht mehr stemmen kannst. Auch solltest Du trotzdem noch zufrieden sein mit Deinem Lebensstandard, ansonsten wird sich Deine Unzufriedenheit früher oder später negativ auf den Job auswirken. Wenn Dir eine Beförderung ohne Gehaltserhöhung angeboten wird, kannst Du diese im Zweifelsfall also auch ablehnen oder Du fragst nach einer (erneuten) Gehaltsverhandlung, um vielleicht doch noch Dein Wunschgehalt zu bekommen. Sinnvoll ist dies zum Beispiel bei

  • einer zu erwartenden Mehrbelastung, beispielsweise durch mehr Verantwortung oder längere Arbeitszeiten, ohne dass Du dafür angemessen entlohnt wirst.

  • der Gefahr von Überarbeitung oder Burnout.

  • einem schlechten Bauchgefühl, weil Du Dich unfair bezahlt, vielleicht sogar ausgenutzt fühlst.

  • fehlenden Zukunftsperspektiven oder einer Schwächung Deiner Verhandlungsposition für zukünftige Karriereschritte.

  • sozialen Konflikten, weil die Rollenverteilung vielleicht nicht eindeutig geklärt ist – autoritär und finanziell

  • einer negativen Signalwirkung, beispielsweise bei einer rein symbolischen Beförderung ohne tatsächlichen Mehrwert.

  • einer untertariflichen und damit auch unrechtmäßigen Bezahlung für Deine neue Position.

Ebenso solltest Du prüfen, ob durch die Beförderung finanzielle Nachteile entstehen, sodass Du unterm Strich weniger verdienen würdest. Vielleicht musst Du weitere Arbeitswege auf Dich nehmen oder gewisse Boni stehen Dir nicht mehr zu. Solltest Du zu dem Entschluss kommen, dass Dir die Beförderung keinerlei Vorteile bringt, sondern vielleicht sogar eher Nachteile wie mehr Stress, längere Arbeitszeiten oder kollegiale Konflikte, ohne dafür angemessen entlohnt zu werden, so solltest Du besser andere Chancen suchen beziehungsweise aushandeln.

Fazit

Eine Beförderung sollte sich finanziell lohnen, muss sie aber nicht. Wie Du nun weißt, kann es noch weitere Argumente dafür geben, eine Beförderung auch ohne finanzielle Verbesserung anzunehmen – vielleicht sogar mit kleinen Einbußen. Wichtig ist eher, dass sie Dich mittel- bis langfristig an Deine Karriereziele bringt und damit auch zu Deinem Wunschgehalt. Eine Pro- und Contra-Liste für den Einzelfall anzulegen, ist daher stets sinnvoll. Berücksichtige dabei auch äußere Faktoren wie die Branche, Unternehmensgröße & Co, vor allem bei externen Jobwechseln.  Dein Bauchgefühl ist Dir daraufhin ein wertvoller Ratgeber.

Zuletzt noch der Tipp: Kläre für Dich oder ganz offen im Gespräch die zeitliche Perspektive bis zur nächsten Gehaltserhöhung, damit sich dieser Karriereschritt für Dich zumindest in absehbarer Zeit auszahlt. Auch eine (erneute) selbstbewusste Verhandlung, die Abwägung von Alternativen wie steuerfreien Arbeitgeberleistungen oder einfach eine transparente Kommunikation, um beispielsweise eine spätere Gehaltsanpassung schriftlich zu vereinbaren, können Lösungen sein, mit denen beide Parteien zufrieden sind. Du musst also nicht gleich „Nein“ sagen, sondern Gehaltsfragen sind bekanntlich stets Verhandlungssache – auch bei Beförderungen.  

Warst Du schon einmal in einer ähnlichen Situation und wie hast Du damals reagiert? Welche weiteren Tipps hast Du zum Thema? Vielen Dank für Deinen Kommentar!

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