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Bewerbungsprozess: Wie fordernd dürfen Bewerber·innen wirklich sein?

Jeder Bewerbungsprozess ist ein schmaler Grat zwischen Selbstbewusstsein und Bescheidenheit. Wer zu fordernd auftritt, erhält eventuell eine Absage. Doch typische „Ja-Sager·innen“ können ebenfalls einen schlechten Eindruck hinterlassen – oder Du musst Dich mit schlechteren Vertragsbedingungen im neuen Job zufriedengeben als gewollt.

Die Frage, wie fordernd Du im Bewerbungsprozess auftreten kannst und solltest, ist also berechtigt und wichtig, um im Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck zu hinterlassen. Denn vor allem, wenn Du kein·e Berufseinsteiger·in mehr bist, solltest Du ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein mitbringen, um souverän zu überzeugen oder Dich vielleicht sogar für eine Führungsposition zu qualifizieren. Zudem ist Verhandlungsgeschick gefragt, um die Arbeitsbedingungen auszuhandeln, die Du Dir für Deinen neuen Job wünschst – beispielsweise die Arbeitszeiten oder das Gehalt betreffend. Wie also findest Du den „goldenen Mittelweg“? Folgende Tipps helfen Dir dabei:

 

1. Bereite die richtigen Argumente vor.

Überzeugende Argumente sind das A und O in jedem Gespräch. Dies gilt bereits im ersten Vorstellungsgespräch, wenn Du beispielsweise gefragt wirst, weshalb Du den Job willst oder die perfekte Besetzung bist. Frage Dich daher im Zuge der Vorbereitungen selbst, warum genau Du die perfekte Wahl bist. So überzeugst Du einerseits selbstbewusst im Bewerbungsprozess und legst andererseits den Grundstein, um in den weiteren Schritten Deine Forderungen souverän durchzusetzen. Denn je mehr die Personaler·innen Dich wollen – und je weniger Alternativen sie haben –, desto mehr kannst Du fordern. Deine Jobchancen sowie Konkurrenzsituation richtig einzuschätzen, ist daher ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor, um das richtige Maß zu finden.

 

2. Setze Deine Grenzen.

Natürlich hängt es auch von Deiner beruflichen Situation, von Deinen Erfahrungen sowie Qualifikationen, von der Anzahl an Konkurrent·innen und schlichtweg von Deiner Persönlichkeit ab, wie fordern Du auftreten kannst – und möchtest. Zumindest Grenzen solltest Du aber immer definieren, damit Du Dich nicht unter Wert verkaufst und hinterher unglücklich in den neuen Job startest. Frage Dich also, welche Deine absoluten „Must-haves“ für den neuen Job sind und äußere diese im Vorstellungsgespräch selbstbewusst. Sofern sie realistisch sind, stehen Deine Chancen dann gut, dass sich die Konditionen schlussendlich innerhalb dieses Rahmens bewegen.

 

3. Definiere den Verhandlungsspielraum – und Alternativen.

Was Deine Grenzen angeht, ist Selbstbewusstsein also unabdingbar. Doch innerhalb dieses Rahmens kannst und solltest Du kompromissbereit sein. Setze Deine Forderungen etwas höher an, so lässt Du genug Spielraum offen, um Deinem Gegenüber entgegenzukommen. Dies beweist guten Willen und Motivation. Du möchtest schließlich nicht den Eindruck erwecken, dass Du den Job nur aus materiellen Gründen willst. Ist innerhalb Deiner Grenzen aber kein Kompromiss zu finden, so darfst Du offen äußern, dass die Position für Dich unter diesen Bedingungen nicht infrage kommen würde. Mit diesem Selbstbewusstsein hinterlässt Du Eindruck und hast gute Chancen, doch noch den gewünschten „Deal“ zu bekommen. Andernfalls landest Du zumindest nicht in einem Job, mit dem Du von Vornherein unzufrieden wärst.

Extra-Tipp: Überlege Dir auch, welche Alternativen für Dich infrage kommen würden, wenn Deine Forderungen nicht im ersten Anlauf erfüllt werden. Du bekommst nicht das gewünschte Gehalt, aber dafür einen Geschäftswagen? Dir wird keine Teilzeit-Option angeboten, aber stattdessen ein hybrides Arbeitsmodell? Auch solche Kompromisse kannst Du selbstbewusst in den Raum werfen, um vielleicht doch noch eine Lösung zu finden, die für beide Seiten passt.

 

4. Achte auf die richtige Körpersprache.

Wie souverän und selbstbewusst Du wirkst, hängt nicht nur von Deinem Verhandlungsgeschick ab. Ebenso wichtig – wenn nicht sogar noch wichtiger – ist Dein Auftreten. Denn der Großteil der Kommunikation findet nonverbal statt. Eigne Dir deshalb eine selbstbewusste, aber dennoch sympathische Körpersprache an, beispielsweise mit Hilfe von Power Poses oder auch in professionellen Coachings. Davon wirst Du nicht nur in Bewerbungsprozessen profitieren!

 

5. Begründe Deine Forderungen nachvollziehbar.

Wann immer Du Forderungen stellst, wird sich Dein Gegenüber eher darauf einlassen, wenn es diese versteht. Nenne daher nicht nur Deine Wünsche, sondern begründe sie auch verständlich. Weshalb stellst Du Dir dieses Gehalt vor oder warum willst Du zwei Tage pro Woche im Homeoffice arbeiten? Überlege außerdem, welche Gegenargumente es geben könnte, um auch auf diese eine überzeugende Antwort zu haben. Wenn Deine Forderungen aus Personalersicht plausibel sind und es keine guten Gründe gibt, die dagegen sprechen, so ist die Gefahr, ein „Nein“ zu bekommen, denkbar gering.

 

6. Finde das richtige Timing.

Du kannst und solltest im Bewerbungsprozess also fordernd auftreten. Allerdings kommt es dabei auf das Timing an. Je weiter Du bereits im Prozess fortgeschritten  bist und je mehr Dich das Unternehmen will, desto selbstbewusster kannst Du verhandeln. Das bedeutet aber auch, zu Beginn erst einmal bescheiden zu sein, Deinen Mehrwert für das Unternehmen zu betonen und einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Dieser öffnet Dir dann die Türen, um im weiteren Verlauf selbstbewusste – aber trotzdem realistische – Forderungen zu stellen.

 

7. Nutze suggestive Fragen.

Du musst in Bewerbungsprozessen nicht fordernd auftreten, um selbstbewusst zu wirken. Stattdessen kannst Du Deine Wünsche auf elegante, zurückhaltende und sympathische Weise äußern – nämlich als Frage. Suggestivfragen eröffnen Dir neuen Verhandlungsspielraum: „Wie flexibel wären meine Arbeitszeiten?“ oder „welche Arbeitgeberleistungen gibt es zuzüglich zum Gehalt?“ sind zwei Beispiele, die deutlich durchscheinen lassen, worauf Du Wert legst. Trotzdem wirkst Du dadurch eher interessiert und motiviert als zu fordernd. Sie sind ein optimaler Aufhänger, um anschließend Deine Bedingungen zu äußern und zu verhandeln.

 

Fazit

Auf das richtige Maß kommt es an, wenn es um Selbstbewusstsein beziehungsweise Bescheidenheit in Bewerbungsprozessen geht. Es gilt, selbstbewusst und authentisch, aber trotzdem auch fair und kompromissbereit aufzutreten. Dann lässt sich bestimmt eine Lösung finden, die zu Deinem gesteckten Rahmen passt und für die zukünftige Arbeitgeberseite tragbar ist. Gelingt dies trotzdem nicht, so brauchst Du aber auch das Selbstbewusstsein, ein Jobangebot gegebenenfalls abzulehnen, um nicht einen neuen Job anzutreten, in dem Du ohnehin unglücklich sein wirst – und um Dich nicht unglaubwürdig zu machen. Ansonsten wirst Du in Zukunft bei diesen Verhandlungspartner·innen eher schlechte Karten haben.

Welche weiteren Tipps hast Du, um im Bewerbungsprozess die eigenen Wünsche souverän durchzusetzen, aber ohne zu fordernd zu wirken? Wir sind gespannt auf Deinen Kommentar – gerne auch aus Personalerperspektive.

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