Cover-Ausschnitt: Art Wolfe/Gregory McNamee: Dem Himmel so nah. Knesebeck Verlag, 2018. - Art Wolfe/Knesebeck

Bildschöne Welt: Warum das Wunderwerk der Natur geschützt werden muss

Unsere Wurzeln

Bäume sind ein wesentlicher Bestandteil in einer Vielzahl von Glaubensrichtungen vom Buddhismus und Hinduismus bis hin zum Glauben der First Nations und Aborigines. Als Baum des Lebens deuteten die Christen das Kreuz, die Buddhisten fanden die Antwort auf das Leben im Schatten eines Feigenbaums. Zum Weihnachtsfest gehört in unserer westlichen Welt der Tannenbaum. Beliebt sind vor allem traditionelle Natur-Weihnachtsbäume, insbesondere die Nordmanntanne. In der Antike wurde Weihrauch entlang der Küste des persischen Golfs aus dem heutigen Jemen, aus Oman und von der Insel Sokrota exportiert. Die Ägypter nutzten Weihrauch zur Reinigung geweihter Orte, persische Ärzte setzten ihn zur Schmerzlinderung ein. Auch westliche Mediziner verwendeten ihn. „Ohne die Balsambaumgewächse und die Kunst, ihr Harz zu gewinnen, hätten die drei Weisen aus dem Morgenland dem Jesuskind eine Gabe weniger darbringen können.“ (Gregory McNamee)

Bäume bezeugen das Wunder der Evolution

Schon lange bevor es schriftliche Aufzeichnungen gab, wurden sie verehrt und standen im Mittelpunkt vielfältiger Legenden. Vom Baobab, dem Affenbrotbaum, heißt es, dass er vom Himmel geworfen wurde, und so seien die Wurzeln zur Krone geworden. Die Ulme wiederum wird der Unterwelt zugeordnet und erinnert mit ihren schweren, herabstürzenden Ästen an den Tod. Die Japanische Blütenkirsche ist eine entfernte Tochter der Rose und verwandt mit Pflaume, Pfirsich, Aprikose und Mandel. Sie ist am weitesten verbreitet in einer Bergregion, die Teile der heutigen Türkei und den Küstenstreifen am Schwarzen Meer bis hinauf zum Kaukasus umfasst. Vom westlichen Asien breitete sich der Kirschbaum in andere Länder aus. In Griechenland war er bereits um 300 v. Chr. bekannt und wurde von Dichtern und Philosophen für seine Schönheit und seine schmackhaften Früchte gerühmt. In Japan wurde die Kirsche auch Gegenstand philosophischer Betrachtungen. Ihre Blüte erinnerte an die Flüchtigkeit des Daseins.

In jedem Frühjahr bringt der Kirschbaum von Blüten hervor, von denen viele irgendwann zur Erde fallen. Die Blüten lösen sich dann auf und werden zu Nährstoffen für den Boden und tragen zur Gesamtgesundheit des lokalen Ökosystems bei - ein nützlicher und zugleich schöner Überfluss, Symbol der Hoffnung und „intelligenten Verschwendung“. Auch wenn der Begriff Investition mit Betriebswirtschaft in Verbindung gebracht wird, so trifft er dennoch den Kern dieses Begriffs. Lateinisch heißt „investire“ „einkleiden“, was mit Erwärmung und Schutz assoziiert wird, also der äußeren Hülle zwischen uns und der Welt.

Der Mensch hat schon immer mit Bäumen und durch sie gedacht

Bäume demonstrieren, dass alles in dieser Welt miteinander verbunden ist. Fast überall hängt das Leben von Bäumen ab. Der Mensch soll sogar mit dem Baum verwandt sein: Wissenschaftler ermittelten einen sogenannten Urvorfahr, der in der Zeit von 3,5 bis 3,8 Millionen Jahren auf der Erde existierte. So ist der Mensch nicht nur Sternenstaub, sondern auch Rinde und Blatt und Ast, heißt es im Buch „Dem Himmel so nah“, das Naturfotografien legendärer Bäume und Wälder der Welt des engagierten Naturschützers und Künstlers Art Wolfe enthält.

Art Wolfe hat bereits über 60 Bücher veröffentlicht sowie zahlreiche Fernsehsendungen und Videos produziert. Wenn er nicht mit der Kamera unterwegs ist, lebt er in Seattle, USA. Bei Knesebeck erschien von ihm bereits „Meisterhaft getarnt“ (2015). Netflix begleitete ihn für die Naturdokumentation „Tales of Light“ (Bildschöne Welt). „Dem Himmel so nah“ ist das erste Buch, das der preisgekrönte Fotograf zum Thema Bäume veröffentlicht. Er spürt darin dem besonderen Zauber nach, den Menschen seit Jahrtausenden mit Bäumen verbinden und sie Demut lehrt. Auf sechs Kontinenten war der Fotograf unterwegs und zeigt einzelne Arten ebenso wie Wälder von traditioneller und kultureller Bedeutung für den Menschen und unterschiedlichste Religionen.

In seinen Texten geht Autor Gregory McNamee auf Legenden, die Mythologie, Geschichte, die kulturelle Bedeutung der Bäume sowie auf Bemühungen zum Erhalt der jahrtausendealten Zeitzeugen ein. Der Fotoband ist deshalb auch ein Plädoyer für Nachhaltigkeit. Mehr als 40 Prozent der Bäume weltweit wachsen in den Tropen, wo sich der Klimawandel besonders stark auswirkt. Stürme werden heftiger, und viele Bäume werden durch starke Winde und Blitzschlag vernichtet.

Der Band lädt dazu ein, den Bäumen unsere volle Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist etwas, das in unserer Welt der ständigen Vernetzung und Dauererreichbarkeit immer seltener wird, weil so viele Reize gleichzeitig um unsere Zeit und Aufmerksamkeit ringen.

Wer nachhaltig auf die Dinge blickt, empfindet Denken nicht als Zeitverschwendung

Ideen sollen intelligent verschwendet werden, weil sie immer irgendwann und irgendwo aufgehen. Deshalb spricht Claudia Silber, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei der memo AG, auch von nachhaltigen Maßnahmen, die eine „Investition in die Zukunft“ sind: Vieles braucht Zeit, und einiges ist mit finanziellem oder personellem Aufwand verbunden, „aber unsere Erfahrung zeigt, dass sich das lohnt“. Deshalb ging der Öko-Pionier auch eine langfristig angelegte Kooperation mit dem Verein Bergwaldprojekt ein. Damit soll ein Beitrag für einen Wandel hin zu einer klima- und naturverträglichen, zukunftsfähigen Lebensweise geleistet werden. "Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie bietet das Bergwaldprojekt wirkungsvolle Projekte, mit denen wir gemeinsam unsere natürlichen Ressourcen schützen, ein Bewusstsein für die Gefährdungen der Waldökosysteme schaffen und die Notwendigkeit umweltschonenden Verhaltens fördern können", sagt Lothar Hartmann, Leiter Nachhaltigkeitsmanagement des Versandhändlers.

Zweck des Bergwaldprojekts ist der Schutz, der Erhalt und die Pflege des Waldes und der Kulturlandschaften sowie die Förderung des Verständnisses für die Zusammenhänge in der Natur. An diesem Beispiel zeigt sich, dass Regionales und Globales nachhaltig miteinander verbunden sind. Der Bildband von Art Wolfe bestätigt, was wir verlieren würden, wenn es das weltweite Engagement für unsere Wurzeln nicht gäbe.

Weiterführende Literatur:

Art Wolfe/Gregory McNamee: Dem Himmel so nah. Legendäre Bäume und Wälder der Welt. Knesebeck Verlag. München 2018.

Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. SpringerGabler Verlag, Berlin und Heidelberg 2020.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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