Biontech greift mit BMS-Partnerschaft Krebs an: Bis zu 11 Milliarden Dollar für Antikörper BNT 327
Biontech setzt zum großen Sprung in der Krebstherapie an. Wie die Partnerschaft mit dem US-Konzern Bristol Myers Squibb den Mainzern dabei hilft.
Manchmal können sich Erfolgsgeschichten eben doch wiederholen. Bei der Entwicklung des Corona-Impfstoffs kooperierte Biontech mit dem US-Konzern Pfizer – zum besten Nutzen der beiden Unternehmen. 2021 nahm das Mainzer Unternehmen fast 19 Milliarden Euro durch das Vakzin ein.
Jetzt ist es wieder ein US-Unternehmen, das Biontech hilft, bei seinem eigentlichen Ziel, der Entwicklung von neuen Krebstherapien, einen großen Schritt weiterzukommen: Bristol Myers Squibb (BMS) zahlt bis zu elf Milliarden Dollar, um das Präparat BNT 327, das etwa gegen Lungen- und Brustkrebs wirken soll, mitentwickeln zu dürfen.
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Mit dem neuen Partner geht es schneller
BMS ist – mit einem Jahresumsatz von umgerechnet etwa vierzig Milliarden Euro – ein Schwergewicht in der Pharmabranche. Und damit um weit mehr als das Zehnfache größer als Biontech, das zuletzt, nach dem Ende des Corona-Hypes, nur noch einen Jahresumsatz von 2,8 Milliarden Euro auswies.
Seit Jahrzehnten ist das Unternehmen aus New Jersey bereits auf onkologische Präparate spezialisiert. Und verfügt damit auch über reichlich Erfahrungen in der Immuntherapie, bei der es darum geht, das Immunsystem besser gegen die Krebszellen in Stellung zu bringen. Darauf zielt auch Biontechs Präparat BNT 327.
„BMS ist neben Merck & Co. und AstraZeneca einer der Marktführer auf dem Gebiet der Immunonkologie“, sagt Markus Manns, Mediziner und Portfolio-Manager bei Union Investment, „die Erfahrung von BMS wird sicherlich zu einer Beschleunigung der klinischen Studien führen.“ Neben den erheblichen Finanzmitteln, so Manns, bringe BMS auch Expertise beim Design und der Durchführung der klinischen Studien mit ein. Mit Medikamenten wie Yeryoy und Opdivo hat BMS bereits erfolgreiche Immuntherapeutika auf den Markt gebracht.
Bei BNT 327, dem Projekt mit Biontech, geht es nun um einen sogenannten bispezifischen Antikörper, der den Krebs von zwei Seiten bekämpft: Zum einen soll BNT 327 Abwehrzellen aktivieren, zum anderen die Blutzufuhr unterbinden, so dass die Krebszellen aushungern. Für Portfoliomanager Manns gehört der Ansatz „zu den derzeit vielversprechendsten Entwicklungen in der Krebsmedizin“: Viele Krebsunternehmen hätten gerne so einen Antikörper in der Entwicklung. Die Nachricht von der Partnerschaft mit BMS sorgte denn auch für Freudentaumel an der Börse.
Laut Biontech-Chef Uğur Şahin könnte der bispezifische Antikörper die bisherige Standardtherapie bei vielen Tumoren ersetzen. Für viele Patientinnen wäre das ein großer Fortschritt, für die Unternehmen ein riesiges Geschäft. Denn BMS und Biontech positionieren sich damit gegen Keytruda vom US-Konzern Merck & Co., das führende Immunpräparat gegen Krebs. Keytruda erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 29,5 Milliarden Dollar. Wenn alles klappt und die weiteren Studien erfolgreich verlaufen, könnte BNT 327 noch vor 2030 auf den Markt kommen.
Natürlich kann auch alles noch scheitern oder sich verzögern. Ein Konkurrenzpräparat zu BNT 327, das vom US-Unternehmen Summit Therapeutics und dem chinesischen Unternehmen Akeso entwickelt wird, konnte zuletzt nicht wirklich mit seinen Daten zur Überlebensrate der Patienten überzeugen.
Wie die weiteren Daten für Biontech und BMS ausfallen, wird sich spätestens in einigen Monaten zeigen. Denn noch in diesem Jahr wollen die Mainzer die zweite Studienphase für BNT 327 abschließen und mit den finalen Tests beginnen. Investor Manns ist dabei durchaus optimistisch, dass es am Ende klappt: „In diesem Stadium stehen die Chancen einer erfolgreichen Entwicklung bei etwa fünfzig bis siebzig Prozent.“
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