Navigation überspringen

Bleiben oder gehen: Wann ein Jobwechsel das Richtige ist

In diesem Artikel zeige ich Dir, in welchen Fällen es sinnvoll sein kann, eine neue Arbeitsstelle zu suchen, und welche Möglichkeiten es gibt, Veränderungen herbeizuführen, ohne zu kündigen.

In den meisten Berufslaufbahnen, egal wie geradlinig sie sind, sind Jobwechsel unvermeidbar und gehören zum Leben dazu. Trotzdem sind sie für viele Menschen mit Fragen und häufig auch einem Gefühl der Unsicherheit verbunden. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass Angestellte schon längst innerlich gekündigt haben oder sich sehr lange mit sich selbst auseinandersetzen, bevor sie den Schritt eines Jobwechsels wagen.

Wann ist ein Jobwechsel ratsam?

Wenn Du diesen Text liest, hast Du möglicherweise schon darüber nachgedacht, ob Dein derzeitiger Job noch der richtige für Dich ist. Vielleicht neigst Du bereits in eine bestimmte Richtung? Es gibt einige Kriterien, die Dir helfen können, Deine Entscheidung sicher zu treffen.

Diese Probleme führen häufig zu einem Wechsel der Arbeitsstelle

1. Häufige Überlastung oder unklare Anforderungen

Wer über einen längeren Zeitraum hinweg mehr leisten muss, als er oder sie kann, verliert zunehmend an Selbstvertrauen und kann so schnell in eine Abwärtsspirale geraten. Weniger Vertrauen in die eigene Leistung führt zu weiterer Verunsicherung und damit wieder zu schlechteren Leistungen – ein Teufelskreis! Um diesen Kreislauf zu unterbrechen, kann es eine gute und valide Option sein, zu kündigen und nach einer anderen Arbeitsstelle zu suchen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn Du in Deinem Fachgebiet bleiben möchtest und lediglich nach einer anderen Arbeitsweise oder einem anderen Aufgabenbereich suchst. Überlege Dir darüber hinaus, ob Dein Arbeitsfeld in einer anderen Umgebung tatsächlich anders aussehen kann. Wer sich etwa in einer Marketing-Agentur aufgrund des fortwährenden Drucks gestresst fühlt, wird in einer anderen Agentur mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein ähnliches Problem treffen. In einem In-House-Job bei einer Firma können die eigenen Fähigkeiten aber möglicherweise effektiv eingesetzt werden.

2. Unterforderung und Langeweile

Ein Job, der nicht herausfordernd ist, kann genauso schlimm sein wie ein überfordernder Arbeitsalltag. Für manche Menschen kann es sogar noch belastender sein, vor allem wenn sie keinen Sinn in ihrer Tätigkeit und ihrem Beitrag zur Gesellschaft sehen. An dieser Stelle ist es hilfreich, sich zu fragen: Was verursacht Langeweile? Ist es die Tätigkeit selbst, oder liegt das Problem darin, für welches Ziel Du arbeitest? Benötigst Du möglicherweise eine Weiter- oder Fortbildung für einen anspruchsvolleren Job, oder bist Du bereits gut gerüstet?

3. Mangelnde Wertschätzung

In der modernen Arbeitswelt hat der Grundsatz „Nicht gestraft ist genug gelobt“ keinen Platz. Es gibt unterschiedliche Arten der Wertschätzung, und jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin hat eigene Präferenzen, wie er oder sie Wertschätzung erfahren möchte. Es lohnt sich, diesbezüglich mit den Vorgesetzten zu sprechen. Einige Mitarbeiter freuen sich über regelmäßige verbale Anerkennung, andere bevorzugen schriftliche Worte. Wieder andere fühlen sich besonders wertgeschätzt durch ein persönliches Geschenk zum Jahresende oder durch regelmäßige Feedbackgespräche, in denen positive Entwicklungen beleuchtet werden. So oder so: Wer sich nur wie ein Rädchen im System fühlt, wird über kurz oder lang (zu Recht!) einen neuen Wirkungsort aufsuchen, in dem die Arbeit und der eigene Einsatz gesehen und wertgeschätzt werden.

4. Keine Beziehungen innerhalb des Unternehmens

Wir sind uns sicher einig, dass wir nicht mit allen Kolleg*innen wöchentlich Kaffee trinken müssen und unsere Führungskräfte (in der Regel) nicht unsere besten Freunde sind. Trotzdem verbringen wir einen großen Teil unserer Lebenszeit bei der Arbeit, daher kann es ohne soziale Kontakte schnell einsam werden. Wenn Du also gar keinen Anschluss findest, Dich nicht wohlfühlst und sich das auch nicht ändern lässt: Suche Dir ein Team, in dem Du Dich auch als Mensch angenommen fühlst.

5. Schlechte Bezahlung

Klar ist: Wenn man ohne triftigen Grund längere Zeit unterbezahlt wird und keine Möglichkeit sieht, dass sich dies ändert, ist es ratsam, sich beruflich neu zu orientieren. In den meisten Fällen geht mit einem Jobwechsel eine Gehaltserhöhung im Vergleich zur vorherigen Beschäftigung einher. Ich möchte ehrlich sein: Für ein höheres Gehalt würde ich meinen Job nicht wechseln, wenn ich ihn ansonsten sehr mag, mich geschätzt fühle und meine Arbeit als sinnvoll empfinde. Oftmals führt Unterbezahlung jedoch zur verstärkten Unzufriedenheit und erhöht den Anreiz, den Job zu wechseln.

Ist es sinnvoll, alle sieben Jahre den Job zu wechseln?

Ich höre immer wieder, dass man alle sieben Jahre den Job wechseln sollte, da es aufgrund eines vorhersehbaren Zyklus innerhalb einer Beschäftigung zu einem Einbruch der Leistung sowie zu Desinteresse und Unzufriedenheit kommen würde. Ich persönlich denke jedoch, dass dies Unsinn ist. Richtig ist jedoch, dass wir in immer mehr Berufsgruppen die Möglichkeit haben, unsere Arbeitswelt nach unseren Wünschen zu gestalten. Das erhöht die Motivation, innerhalb des bestehenden Jobs immer wieder neue Themen und Aufgaben zu erschließen oder Rahmenbedingungen zu ändern, wenn sich unsere Lebensumstände verändern. Ob es gleich ein neuer Arbeitgeber, eine neue Arbeitgeberin sein soll, hängt mit dem Gestaltungsspielraum im Job zusammen sowie dem individuellen Bedürfnis nach Veränderung, Weiterentwicklung und Abwechslung. Sprich: Eine Daumenregel für einen Jobwechsel-Rhythmus kann im Zweifel dazu führen, dass Du einen Job kündigst, den Du magst und in dem Du Perspektiven siehst. Wäge daher lieber immer individuell ab: Wie geht es Dir in Deinem Job? Gibt es Unzufriedenheiten und lassen sich diese vielleicht auch ohne Jobwechsel lösen? Suche Dir hierzu im Zweifel Unterstützung von außen, etwa in Form eines Coachings, um Klarheit über Deine Bedürfnisse zu bekommen und eine geeignete Strategie zu erarbeiten.

Die Zufriedenheit hängt von der Persönlichkeit ab

In einer Studie, die im Journal of Organizational Behavior veröffentlicht wurde, wurden Angestellte und ihre Zufriedenheit in ihrem Unternehmen untersucht. Die Studie unterschied zwischen Arbeitnehmern, die eher unternehmensorientiert waren, und jenen, die eher selbstbezogene Prioritäten haben. Dabei wurde nicht bewertet, welche Ausrichtung besser ist, sondern es wurde die Zufriedenheitskurve beider Gruppen in einem neuen Job betrachtet. Unternehmensorientierte Menschen erleben im ersten Jahr eines neuen Jobs eine Steigerung ihrer Zufriedenheit und halten diese auf einem höheren Niveau. Eher selbstbezogene Menschen hingegen starten oft enthusiastisch, aber ihre Zufriedenheit nimmt schnell ab und bleibt auf einem niedrigeren Level als bei unternehmensorientierten Menschen. Diese Gruppe neigt eher dazu, den Arbeitgeber zu wechseln oder in einen anderen Arbeitsbereich innerhalb des Unternehmens zu wechseln. Für sie sind Weiterentwicklungsmöglichkeiten, neue Aufgaben und Herausforderungen wichtig, um langfristig in einem Job zu bleiben.

„Ja“ zum Jobwechsel – so schaffst Du den nächsten Schritt zur Erfüllung Deiner beruflichen Ziele

Wenn Du Dich dazu entschieden hast, den Wechsel zu wagen, steht zunächst die Suche nach einem neuen Job der erste Schritt. Schaue Dir dazu auch Deine Kündigungsfrist an, um keine Überraschungen zu erleben, wenn Du bereits einen neuen Vertrag unterschrieben hast. Verlasse Deinen Job im Guten (wenn sie es verdient haben). Gib Deine Kündigung so früh wie möglich und sinnvoll bekannt, um ausreichend Zeit für die Suche nach einem Ersatz zu haben. Im besten Fall kannst Du die neue Kollegin oder den neuen Kollegen noch einarbeiten, bevor Du das Unternehmen verlässt.

„Nein“ zum Jobwechsel – auch ohne Wechsel lässt sich Erfüllung finden!

Vielleicht ist Dir bei der Auseinandersetzung mit den Aspekten, die Dich stören, aber auch aufgefallen, dass die positiven Seiten Deiner Arbeitsstelle überwiegen und Du lieber Anpassungen vornehmen möchtest, als ganz zu gehen. Dann hast Du auch hier einige Möglichkeiten! Wie wäre es mit einer berufsbegleitenden Fort- oder Weiterbildung oder einer nebenberuflichen Selbstständigkeit? Auf diese Weise kannst Du langfristig die Basis für einen Wechsel in ein anderes Feld oder eine andere Verantwortung schaffen und gleichzeitig die Sicherheit Deines bestehenden Jobs behalten. Solltest Du Dich im Job gelangweilt fühlen, kann es eine Möglichkeit sein, mehr (oder andere) Aufgaben zu finden, die Du übernehmen kannst (Job-Enrichment). Schaue dabei über den Tellerrand und besprich Deine Vorschläge und Wünsche mit Deinen Vorgesetzten. Sei dabei gern kreativ und frage Dich: Wie kann ich meine Fähigkeiten einsetzen, um mehr Verantwortung oder andere Themenbereiche erschließen zu können? Wie kann ich mit dem, was mich interessiert, sichtbar werden? In großen Firmen kann auch der Wechsel in eine andere Abteilung eine gute Möglichkeit für frischen Wind sein, ohne sich dem Risiko eines vollständigen Jobwechsels auszusetzen. Vielleicht gibt es ein Team, in dem Du eine wertvolle Ergänzung sein könntest?

Fazit: Mut zum Neuen, aber auch zur Anpassung

Es kann hilfreich sein, den Job zu wechseln, um die Zufriedenheit im Arbeitsleben zu erhöhen. Allerdings sollte dies nicht überstürzt werden. Wie in anderen Lebenssituationen auch, ist es sinnvoll, sich mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen auseinanderzusetzen und diese mit der aktuellen Realität abzugleichen. Dadurch ergeben sich Handlungsoptionen, die sowohl zu Veränderungen innerhalb des aktuellen Jobs als auch zu einem Jobwechsel führen können. Egal wie Deine Entscheidung ausfällt: Ich wünsche Dir von Herzen viel Erfolg bei der Umsetzung und bin bei Schwierigkeiten gern für Dich da!