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Foto: Getty Images

Bleiben Sie, wie Sie sind, aber entscheiden Sie, wie Sie wirken

Authentizität lässt sich nicht üben. Das eigene Auftreten schon. Wer sich sein Verhalten bewusst macht, kann es auch beeinflussen – und macht so den ersten Schritt zu mehr Authentizität.

Sich so zu geben, wie man sich fühlt, nicht inszeniert, ganz ehrlich an seine momentanen Emotionen angeschlossen und völlig echt? Was würde das bedeuten, wenn zum Beispiel die Polizei Sie wegen überhöhter Geschwindigkeit anhält? Sie knallen Ihre Unterlagen auf den Tisch, verfluchen in unflätiger Weise „diese Abzocker“ von Bullen und brechen kurze Zeit später schluchzend in den Armen des Menschen zusammen, mit dem Sie den nächsten Termin haben, weil Sie nicht wissen, wie Sie die nächsten Monate ohne Auto bewerkstelligen sollen? Das wäre wahrscheinlich für mich die authentischste Variante.

Aber das werden Sie nicht tun. Sie sind sich Ihrer Rolle bewusst. Ihren Termin interessiert nicht, welchen Kiesel Sie im Schuh haben. Ich habe ein paar Tipps für Sie, wie Sie authentisch wirken und sich von Ihrer besten Seite zeigen.

Was heißt „authentisch sein“?

Wir kommen dem Begriff der Authentizität ein wenig näher, wenn wir zuerst klären, was „NICHT authentisch sein“ ist. Nicht authentisch ist alles, was inszeniert ist. Wir fühlen instinktiv, dass an dem anderen etwas nicht stimmt. Wir spüren, dass er uns etwas vorspielt. Dann sprechen wir davon, dass er nicht „authentisch“ wirkt. Authentisch sein bedeutet, dass das, was Sie fühlen, mit dem, was Sie ausstrahlen, übereinstimmt. Das fühlt sich dann für Ihr Gegenüber richtig und echt an. Sie wirken auf ihn oder sie unverstellt.

Wie können Sie es nun erreichen, dass Ihre Ausstrahlung mit der inneren Haltung zusammenpasst? Ich nehme an, Sie wollen alles Positive an authentischem Auftreten nutzen. Die Authentizität, die Sie ausstrahlen würden, wenn Sie merken, dass Sie gerade geblitzt wurden, sollten Sie für sich behalten, wenn es um positive Ausstrahlung geht.

Als Schauspielerin spielte ich meine besten Rollen, wenn ich viel von meiner Persönlichkeit miteinbringen durfte. Je weiter die Rolle von meinem eigenen Ich weg war, desto schwieriger war sie glaubhaft zu spielen.

Hier meine Tipps für Ihr authentisches Auftreten

Machen Sie eine Selbstbild-Fremdbild-Analyse. Um authentisch zu wirken, sollten Sie zuerst wissen, wie Sie grundsätzlich auf andere Menschen wirken. Dazu gibt es zahlreiche Persönlichkeitstests. Ich selbst bin Coach für das Deep Ocean Modell, das das am besten erforschte Persönlichkeitsmodell ist und sehr genau filtert, welche Ausprägungen die eigene Persönlichkeit hat.

Wichtig ist anschließend, dass Sie Ihre Außenwirkung mit Ihrem Selbstbild abgleichen. Wirken Sie auf andere so, wie Sie sind? Ein Beispiel: Jemand, der von seiner Persönlichkeitsstruktur wenig dominant ist und auch so auftritt, wird als authentischer wahrgenommen als jemand, der versucht, Selbstsicherheit vorzuspielen. Keiner würde es ihm oder ihr glauben.

Mein Tipp: Machen Sie einen Persönlichkeitstest und lassen Sie sich von Kollegen oder Freunden Feedback geben, wie Sie wirken. Am besten mit den gleichen Parametern und beschreibenden Adjektiven, wie in dem Ergebnis des Tests. Zum Beispiel fragen Sie einen Kollegen: „Wirke ich auf dich eher strukturiert oder kreativ? Dominant oder zurückhaltend? Kommunikativ oder ruhig?“

Vertrauen Sie auf die Macht der Wiederholung. Eine gekünstelte Körpersprache wird zu einem Teil Ihrer Authentizität, wenn Sie sie wiederholt einsetzen. Ich hatte lange Jahre eine schlimme Körperhaltung. Tägliche Erinnerung und viel Üben haben mir eine gute Körperhaltung verschafft und meine Ausstrahlung hat dadurch gewonnen. Oder: Früher habe ich weniger gelächelt, bis ich mir vornahm, mehr Freundlichkeit auszustrahlen. Das hat meine Außenwirkung verändert und dadurch veränderte auch ich mich selbst. Mein Tipp: Überlegen Sie, welche Ausstrahlung ein Teil Ihrer Authentizität werden soll. Unser Verhalten hat einen enormen Einfluss auf unsere Umwelt und auch uns selbst. Wenn Sie identifiziert haben, was Sie ändern wollen, üben Sie jeden Tag.

Perfektionismus ist der größte Feind eines authentischen Auftretens. Versuchen Sie im Zusammensein mit anderen auf keinen Fall, perfekt zu sein. Sie dürfen sich gerne gut benehmen, höflich sein und respektvoll. Aber zwingen Sie sich nicht, krampfhaft etwas zu sein, das Sie nicht sind. Stehen Sie zu dem, was Sie sind und wer Sie sind. Wenn Sie glücklich und zufrieden mit dem sind, was Sie haben und wo Sie stehen, strahlen Sie eine wohltuende Übereinstimmung Ihrer Gedanken und Gefühle im Einklang mit körpersprachlichen Signalen aus.

Bleiben Sie, wie Sie sind, aber entscheiden Sie, wie Sie wirken.

Ihre Yvonne de Bark

Yvonne de Bark schreibt über Medien, Job & Karriere, Wirtschaft & Management, Gesundheit & Soziales

Mit über 28 Jahren TV-Erfahrung (Cobra 11, Küstenwache, Der Alte, Fall für 2, Rosenheimcops, Unter uns uvm) und 10 Jahren als Coach helfe ich Menschen vor Gruppen und der Kamera selbstsicher aufzutreten. Von mir wurden 11 Bücher zu diesen Themen veröffentlicht.

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