Dank Flexi-Rente lohnt sich das Weiterarbeiten (©getty images)
4.3.2024

Bleibt doch noch ein bisschen, Babyboomer!

Warum wir das Know-how der geburtenstarken Jahrgänge nicht leichtfertig aufgeben dürfen – und die Flexi-Rente dabei helfen kann.

Linda Marx hat eigentlich schon seit zwei Jahren frei. Doch unsere inzwischen 65-jährige Buchhalterin hat sich entschieden, noch ein bisschen im Job zu bleiben. Und ich finde, liebe Babyboomer: Wir könnten noch viel mehr Flexi-Rentnerinnen und -Rentner wie Linda Marx gebrauchen!

Für manche von euch ist die Rente die Ziellinie, auf deren Erreichung ihr so lange hingearbeitet habt. Für andere bedeutet sie den Abschied von geschätzten Menschen, einer vertrauten Umgebung und einer Tätigkeit, die man liebt. Vielleicht sogar von einer Berufung.

Versteht mich nicht falsch (und lest bitte bis zum Ende): Ich möchte hier niemandem den Ruhestand madig machen. Doch Fakt ist: Die Rente tut nicht jedem gut. Sie kann auch gravierende Folgen und Nachteile haben:

  • Finanzielle Einschränkungen
  • Verlust von Identität
  • Soziale Isolation

Die plötzlichere innere Leere beim Ausscheiden aus dem Berufsleben hat sogar einen wissenschaftflichen Namen: "Empty Desk Syndrom", was übersetzt so viel bedeutet wie "Angst vor dem leeren Schreibtisch". Diese belastende Leere wird auch als "Rentenloch" oder "Ruhestandsschock" bezeichnet. Zu den Betroffenen gehören mehr Männer als Frauen, und vor allem diejenigen, die in ihrem Arbeitsleben viel erreicht haben.

Während sich der Ruhestand positiv auf die Gesundheit von Männern aus der unteren Hälfte der Einkommensverteilung auswirkt, wenn sie mit 63 Jahren aus einem körperlich anstrengenden Jobs kommen, sieht es bei besserverdienenden Männern und Frauen, die mit 65 in Rente gehen, ganz anders aus: Bei ihnen steigt laut einer Studie des RWI – Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung die Sterblichkeit sogar um zwei bis drei Prozent.

„Digitalministerin“ Linda Marx (rechts) hat noch viel Spaß bei der Arbeit

Immer mehr Ältere arbeiten weiter

Keine Frage, es gibt gute Gründe, in die wohlverdiente Rente zu gehen: Endlich dieses Hobby verfolgen, zu dem man nie gekommen ist, weil die Arbeit immer im Weg stand. Sich mehr um die Enkelkinder kümmern. Oder die weite Welt entdecken.

Trotzdem gehen laut Bundessozialministerium immer mehr Menschen in Deutschland auch im Alter von 63 bis 67 Jahren einer Beschäftigung nach. Die Zahl kletterte von 1,3 Millionen im Jahr 2020 auf 1,67 Millionen in 2023. Ein Anstieg um 26 Prozent!

Also gehen wir mal vom besten Fall aus, liebe Boomer: Ihr steht kurz vor der Rente, seid noch topfit, arbeitet gern und nicht ausschließlich wegen des Gelds.

Wie wäre es, wenn ihr eure Fähigkeiten und eure Weisheit nicht einfach auf Eis legt, sondern – wie Linda Marx – weiterhin aktiv in Unternehmen einbringt? Die nächste Generation kann so viel von euch lernen, und euer Wissen sollte nicht einfach verloren gehen.

Ihr, die geburtenstarken Jahrgänge der 50er und 60er, habt so viel für unsere Gesellschaft und Wirtschaft geleistet. Ihr seid eine gut ausgebildete Generation, die man nicht so leicht ersetzen kann. Euer Know-how und eure Erfahrung dürfen wir nicht einfach so verpuffen lassen. Deshalb müssen wir über die Flexi-Rente reden.

Was ist die Flexi-Rente?

Die Flexi-Rente ist ein Konzept, das es euch ermöglicht, liebe Boomer, nach Erreichen des Rentenalters weiterhin aktiv im Arbeitsmarkt zu bleiben – oder nach einer Pause wieder einzusteigen. Ihr könnt eure Erfahrung und euer Wissen in Teilzeit oder projektbasiert einbringen, während ihr dafür sorgt, dass keine Lücke durch fehlende Fachkräfte entsteht. Klingt doch nach einer Win-win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, oder?

Die Flexi-Rente ist kein eigenständiges Rentenmodell. Man versteht darunter eher eine Sammlung von Optionen, die es ermöglichen, Rente und Zusatzeinkommen zu kombinieren. Seit vergangenem Jahr können Ruheständler erwerbstätig sein, ohne dass ihnen der Verdienst auf die Rente angerechnet wird.

Diese Möglichkeiten sollen helfen, den Übergang vom Arbeitsleben in den Ruhestand flexibler zu gestalten. Und das tun sie, für Linda Marx sowie zwei weitere Flexirentner bei Werkzeug Weber.

Als Familienunternehmerin sehe ich in der Flexi-Rente nicht nur ein wirksames Instrument gegen den Fachkräftemangel, sondern auch eine goldene Gelegenheit, unersetzliches Wissen und Erfahrung in unseren Reihen zu bewahren. Aber auch Innovationskraft! Linda, die wir auch unsere „Ministerin für Digitalisierung“ nennen, hat bei uns z.B. bereits vor zehn Jahren das papierlose Büro eingeführt. Es ist toll, zu sehen, wie Linda weiterhin ihre Expertise einbringt und ihr Wissen gern an die jüngere Generation weitergibt.

Wie lange Linda Marx das noch machen will? Wenn man sie fragt: Solange sie geistig und gesundheitlich in der Lage dazu ist. Und ich hoffe sehr, dass das noch eine kleine Ewigkeit sein wird.

Wie sieht es bei euch aus: Möchtet ihr über das Rentenalter hinaus weiterarbeiten?
✅ Falls JA: Unter welchen Umständen? Was müsste euer Arbeitberger tun?
⛔ Falls NEIN: Welche Gründe sprechen dagegen? Welche Pläne habt ihr für den Ruhestand?

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Vanessa Weber schreibt über Unternehmertum, Marketing, Nachfolge, Führung

Vanessa Weber ist Geschäftsführerin und Unternehmerin aus Leidenschaft. Heute ist sie neben ihrer Tätigkeit für ihre Firma als Vortragsrednerin tätig und vermittelt ihr Fachwissen sowie ihren Erfahrungsschatz an andere Unternehmer. Sie ist eine Frau aus der Praxis für die Praxis.