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Chance statt Last: Transformation zu einer klimaneutralen und zirkulären Wirtschaft

Die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft ist dringlich, denn die Klimakrise ist eine reale Bedrohung. Die Wege zu Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft sind für Unternehmen essenziell für die Zukunftssicherung.

Zukunftsfähige Unternehmenspraxis

Wir haben es heute vielfach mit rhetorischen Alarmismen, fehlenden überzeugenden Anreizen für Unternehmen, regulatorischem Aktionismus und fehlender politischer Verlässlichkeit zu tun. So führten auch immer höhere Klimaziele, mehr Regulierungen und Preiserhöhungen zu Verunsicherungen in der Wirtschaft. Auch Polykrisen sowie ein global instabiles Umfeld führen häufig dazu, dass Unternehmen sich innerlich vom Thema Nachhaltigkeit abmelden und ihren Fokus aufs Kerngeschäft, ihre Transformations- und Wettbewerbsfähigkeit verlieren. „Die Erderwärmung und der damit verbundene Klimawandel mutieren angesichts all dessen binnen weniger Jahre von einem politischen und gesellschaftlichen Topthema zu einem Grundrauschen“, sagt der Wirtschaftsjournalist Uwe Ritzer. In seinem aktuellen Buch „Der Ausverkauf“, zeigt er, dass Klimaschutz für die Wahlentscheidungen der Menschen noch ganz oben stand – vier Jahre später findet es sich abgeschlagen nach Friedenssicherung, sozialer Sicherheit und Zuwanderung. Dabei ist die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft heute dringlich, denn die Klimakrise ist eine reale Bedrohung. Doch falsch angepackt, „schlagen die Bemühungen in ihrer Wirkung ins Gegenteil um“, so Ritzer. Dabei ist Klimaneutralität für Unternehmen heute eine absolute Notwendigkeit. Die Wege dorthin sind essenziell für die Zukunftssicherung.

Die Umstellung auf klimaneutrale und zirkuläre Geschäftsmodelle sollten nicht als Last empfunden werden, sondern als gesellschaftliche und wirtschaftliche Chance. Unternehmen sollten sich frühzeitig anpassen, Mut zu Veränderungen haben sowie Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft als Teil der Unternehmensstrategie begreifen. Auch wenn die Themen derzeit im politischen Diskurs kaum mehr eine zentrale Rolle spielen, so gibt es doch zahlreiche Beispiele dafür, dass sie – vor allem in KMU und Familienunternehmen - im operativen Geschäft eine wichtige Rolle spielen. Sie haben rechtzeitig damit begonnen, Prozesse zu überdenken, skalierbare Lösungen zu entwickeln, Stakeholder-Kooperationen zu etablieren und auf konkrete Nachhaltigkeitsleistungen zu setzen (Reduktion von Emissionen und Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz).

Ein wichtiger Aspekt ist auch das Thema Druckluft, die in vielen Unternehmen eingesetzt wird.

„Der Einsatz von pneumatischen Anlagen durch Elektroantriebe spart um die 90 Prozent Energie“, schreibt Dr. Ralf Utermöhlen, Geschäftsführender Gesellschafter der Firmengruppe AGIMUS, ein Full-Service Consultant in den Fachgebieten Umweltschutz und Arbeitssicherheit, in seinem aktuelln Buch „Erfolgsfaktor Klimaneutralität im Unternehmen“. In vielen Unternehmen ist die Leckage-Ortung noch immer nicht ausreichend systematisiert, so seine Kritik. In diesem Kontext (Einflussnahme auf Scope-2-Emissionen) ist auch eine Checkliste zur Optimierung von Druckluft und Pumpensystemen enthalten. Vor allem Leckagen sind ein zentrales Problem in Druckluftsystemen: An diesen Stellen verpufft nicht nur kostbare Druckluftenergie, auch die Umwelt wird durch den unnötigen CO2-Ausstoß erheblich belastet. Dabei können durch die Beseitigung von Druckluft-Leckagen bis zu 30 % Energie eingespart werden. „Energieeffiziente Druckluft wird künftig in der Industrie weiter an Brisanz gewinnen.“ Das bestätigen auch die Experten der Mader GmbH & Co. KG in Leinfelden-Echterdingen. Besonders wirtschaftlich und umweltfreundlich sei auch die Produktion von eigenem Stickstoff mittels Druckluft als Teil der eigenen Anlage. Dieser Prozess garantiert kontinuierliche Versorgungssicherheit, da die Druckluft in mehrstufiger Produktion bereits konstant erzeugt wird. Zudem ist die permanente Überwachung des Reinheitsgrads möglich. Außerdem entfällt der Aufwand für die Beschaffung und Lagerung des Stickstoffs. Mit den Auswirkungen der Klimakrise wuchs auch hier das unternehmerische Bewusstsein für Dringlichkeit und eine sofortige Nachhaltigkeitstransformation. Dabei werden Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammengedacht (Twin Transformation).

Dieses Unternehmensbeispiel ist zwar nicht im Buch enthalten, lässt sich allerdings auf Praxisebene ergänzen. Utermöhlen betrachtet unterschiedlichste Branchen und wie sie sich verändern müssen und werden. Er erläutert, warum das Thema eine Schlüsselrolle beim Übergang zu einer klimaneutralen Gesellschaft spielt und warum Kompensation keine Lösung ist. Dabei werden auch Denkfehler und Hindernisse sowie Greenwashing aufgedeckt, die den Wandel behindern sowie weitere praktische Lösungen für klimaneutrale Geschäftsmodelle vorgestellt.

Weiterführende Informationen:

  • Investieren statt kompensieren: Wie Unternehmen mit energiesparenden Technologien ihre Klimaziele erreichen

  • Ulrike Böhm, Stefanie Kästle, Julia Sulzberger: Ein Mittelständler auf dem Weg zur Klimaneutralität. In: Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.

  • Ulrike Böhm: Die Macht der kleinen Schritte. Wie man als mittelständisches Unternehmen zum Klimaretter wird. In: Klimawandel in der Wirtschaft. Warum wir ein Bewusstsein für Dringlichkeit brauchen. Hg. von Alexandra Hildebrandt. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2020.

  • CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. Springer-Verlag Berlin Heidelberg. 2. Auflage 2020.

  • Helen Landhäußer: Klimaneutralität durch Digitalisierung – von der Transformation analoger Technologien und GreenTech Unicorns. In: Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.

  • Stefanie Kästle und Werner Landhäußer: Druckluft 4.0 goes green: Herausforderungen, Chancen und innovative Lösungen am Beispiel der Mader GmbH & Co. KG. In: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage, SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2021.

  • Uwe Ritzer: Der Ausverkauf: Wasser, Boden, Rohstoffe: Wer mit unseren Ressourcen Profite macht und was wir dagegen tun können. Penguin Verlag, München 2025.

  • Ralf Utermöhlen: Erfolgsfaktor Klimaneutralität im Unternehmen. Wie Sie jetzt die Zukunft gestalten und Wettbewerbsvorteile schaffen. Haufe-Lexware, Freiburg 2025.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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