Corona-Pandemie verändert das Privatkundengeschäft

Im Zuge des Corona-bedingten Lockdowns gab es vielfältige, sehr kurzfristige Veränderungen:

  • Bargeldloses (insbesondere kontaktloses) Bezahlen hat an Bedeutung gewonnen,

  • Viele Bankfilialen blieben - zum Teil dauerhaft – geschlossen und

  • Das Arbeiten von zuhause aus wurde plötzlich - selbst für die konservative Bankbranche – zum neuen Standard.

Eine Studie der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman hat die mittelfristigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das deutsche Privatkundengeschäft untersucht. Die Analyse zeigt, dass die Krise auch in absehbarer Zeit ein Katalysator der sich bereits abzeichnenden Entwicklungen ist. Dabei kommen drei sich überlagernde Effekte zusammen:

  • Zum einen wird das bereits vorherrschende Niedrig- bzw. Negativzinsumfeld sich weiter manifestieren und zwischenzeitliche Stützungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank für die Banken werden auslaufen, weshalb keine positiven Effekte aus der Fristentransformation zu erwarten sind.

  • Zum anderen werden die Akzeptanz und die regelmäßige Nutzung von Online- und Mobile-Banking nachhaltig beschleunigt.

  • Ferner zeigt die Erfahrung aus der Finanzkrise aus 2008, dass im weiteren Verlauf der Krise und auch nachlaufend mit Kreditausfällen und damit steigenden Risikokosten zu rechnen ist.

Digitale Kanäle gewinnen an Bedeutung

Die Experten erwarten, dass im Zuge des sich verändernden Kundenverhaltens der Anteil der Produktabschlüsse über digitale Kanäle bis 2022 auf rund 60 Prozent ansteigen wird. Gleichzeitig wird die Anzahl der Abschlüsse in den Filialen um rund ein Viertel zurückgehen und im filialbasierten Vertrieb wird lediglich jeder vierte Produktabschluss stattfinden.

Die Digitalisierung des Kundenverhaltens führe so nicht nur zu einem signifikanten Anstieg der digitalen Interaktionen rund um Beratung und Produktabschlüsse sowie auch zu einem sich beschleunigendem Relevanzverlust der Filiale.

Zwei Szenarien für die Entwicklung der Erträge

Bis zum Jahr 2022 werden zwei mögliche Extremszenarien für die mittelfristigen Auswirkungen skizziert: Ein optimistisches Szenario führt zu einer leichten Erholung des Ertragspools im Privatkundengeschäft auf knapp 51 Milliarden Euro. In einem Szenario, in welchem sich die Effekte der Krise verschärfen und in einer anhaltenden Rezession münden, erwarten sie einen Einbruch des Ertragspools auf weniger als 45 Milliarden Euro.

Drei Handlungsfelder für Privatkundenbanken

Um die kombinierten Auswirkungen kompensieren zu können und als Gewinner aus der Krise zu kommen, empfehlen die Strategieberater, sich – auch vor dem Hintergrund der limitierten Investitionsbudgets – konsequent auf die folgenden drei Handlungsfelder zu konzentrieren:

  1. Das Akzeptieren einer digitalen Normalität.

  2. Die Steigerung der Ertragskraft und Profitabilität.

  3. Die Vorbereitung auf steigende Risikokosten.

Ausführlich und mit einer anschaulichen Grafik wie immer im Bank Blog, dem führenden Internetmagazin für Fach- und Führungskräfte in der Finanzbranche.

Corona-Pandemie verändert das Privatkundengeschäft der Banken

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Dr. Hansjörg Leichsenring schreibt über Finanzdienstleistung, Banken und Sparkassen

Seit über 30 Jahren befasse ich mich beruflich mit Banken und Finanzdienstleistern und berichte als Herausgeber und Autor des Bank-Blogs regelmäßig über aktuelle und grundsätzliche Entwicklungen und Trends rund um Banken und Finanzdienstleister.

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