Dr. Alexandra Hildebrandt

Cradle to Cradle-Lösungen: Nachhaltige Mehrwerte für die gesamte Gesellschaft

Vor allem die industrielle Produktion braucht einen Wandel: weg von linearen Produkten und Prozessen hin zu zirkulärem Handeln. Dafür reicht das Ziel der Klimaneutralität allerdings nicht aus. „Durch die bisherige Strategie, nur etwas weniger Schaden für Mensch und Umwelt anzurichten, zögern wir das Austrocknen wichtiger Ressourcenquellen und den Klimawandel vielleicht etwas hinaus, sorgen aber nicht für eine lebenswerte Zukunft auf dem Planeten. Stattdessen müssen wir uns positive Ziele setzen und ökonomische, ökologische und soziale Mehrwerte schaffen“, sagen Nora Sophie Griefahn und Tim Janßen, die Gründer der C2C NGO. Das ist nur durch eine kontinuierliche Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle möglich, die Klima- und Ressourcenkrise zusammen denkt. Dafür müssen sämtliche Produkte neu gedacht werden: materialgesund, kreislauffähig und für ihr konkretes Nutzungsszenario designt. Zudem müssen sämtliche wirtschaftlichen Prozesse von der Ressourcenförderung über die Produktion bis zum Handel neu ausgerichtet werden.

„Keine Grenzen. Stattdessen Überfluss: vielfältig, sicher, gesund, sauber, erfreulich“, heißt es in seinem Buch „Intelligente Verschwendung“, das uns auffordert, das Konzept des Abfalls abzuschaffen und zeigt, dass keine Ressource als entbehrlich gelten sollte. Eine Cradle to Cradle-Welt würde es uns ermöglichen, Fülle und Überfluss zu genießen sowie Vielfalt zu fördern, ohne dass die Welt dabei verarmt. Die Bands Die Ärzte und Die Toten Hosen stellen im August 2022 vier Konzerte in Berlin mit rund einer Viertelmillion Besuchenden für das Labor Tempelhof zur Verfügung, in dem möglichst klima- und ressourcenpositive Produkte, Prozesse und Innovationen umgesetzt, getestet und auf ihre Skalierbarkeit geprüft werden. Es soll gezeigt werden, wie schon heute vorhandene Cradle to Cradle-Lösungen zu einer Kreislaufwirtschaft führen können, die nachhaltige Mehrwerte für die gesamte Gesellschaft bietet – und wie daraus abgeleitet auch Großveranstaltungen mit positiven Auswirkungen für Mensch und Umwelt zum Standard werden können.

Initiiert wurde das Projekt von Cradle to Cradle NGO, Loft Concerts GmbH, KKT GmbH - Kikis Kleiner Tourneeservice und Side by Side Eventsupport GmbH. Die Umsetzung erfolgt mit zahlreichen Partnern aus der Praxis. „Wir retten mit vier Konzerten für eine Viertelmillion Zuschauer*innen nicht die Welt. Aber wir kommen vom Reden ins Handeln und erschaffen einen Leuchtturm, der als Vorbild dienen kann – für die Veranstaltungsbranche und weit darüber hinaus“, heißt es auf der Website. Die Ergebnisse der Maßnahmen sollen dazu anregen, vom Reden ins Handeln zu kommen. Im November 2022 wird dazu ein mehrsprachiges digitales Guidebook veröffentlicht und die Erkenntnisse in einem Report mit Empfehlungen für Wirtschaft und Politik gebündelt.

  • Wahrer Reichtum: Darum sind Fülle und Überfluss gut für die Welt

  • Michael Braungart und William McDonough: Intelligente Verschwendung. Auf dem Weg in eine neue Überflussgesellschaft. München 2013.

  • Nora Sophie Griefahn und Tim Janßen: Klimaneutral – und dann? In: Klimaneutralität in der Industrie. Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen. Hg. von Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle. Springer Gabler Verlag, Heidelberg, Berlin 2023.

  • Stefan Lohmann: Nachhaltigkeit und Digitalisierung in der Eventbranche. In: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. 2. Auflage. Verlag SpringerGabler, Heidelberg, Berlin 2021.

Dr. Alexandra Hildebrandt schreibt über Wirtschaft & Management, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Internet & Technologie

Als Publizistin, Herausgeberin, Bloggerin und Nachhaltigkeitsexpertin widme ich mich den Kernthemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Beim Verlag SpringerGabler habe ich die CSR-Bände zu Digitalisierung, Energiewirtschaft und Sportmanagement herausgegeben sowie "Klimawandel in der Wirtschaft".

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