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In der Schweiz experimentieren erste Unternehmen mit Lohntransparenz, so etwa die Post. - Keystone
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Darum schreiben Schweizer Firmen den Lohn ins Jobinserat

In Kalifornien ist es ein Muss: Lohntransparenz in der Stellenausschreibung. Hierzulande laufen bei der Post und der Swisscom erste Feldversuche.

Es ist stets der unangenehmste Teil eines Bewerbungsgesprächs: die Lohnvorstellungen. Werden sie zu hoch angesetzt, sinken die Chancen auf die Stelle. Sind sie zu tief, verkaufen sich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter Wert.

In Kalifornien entfällt dieser unangenehme Teil. Der US-Bundesstaat setzte bereits früh auf Transparenz. Interessierte konnten vorab bei den Unternehmen auf Anfrage Informationen zu Gehältern verlangen.

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Jetzt geht der Staat einen Schritt weiter: Per 1. Januar 2023 müssen alle Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeitenden ihre Lohnbänder in der Stellenausschreibung bekannt geben.

Dadurch entfallen die Komplexität im Bewerbungsgespräch und die ständige Unsicherheit bei Gehaltsverhandlungen. Das Thema stösst aber auch in der Schweiz auf ein Echo. Laut einer Umfrage von «CH Media» experimentieren erste Unternehmen mit Lohntransparenz.

Demnach sammelt die Post seit Dezember 2021 erste Erfahrungen in der Region Ostschweiz sowie im Bereich der Zustellung. Das sei die «grösste Berufsgruppe» innerhalb des gelben Riesen. «Hier rekrutieren wir die meisten Mitarbeitenden und schalten sehr viele Stellenausschreibungen», so Post-Sprecher Erich Goetschi. Wer Päckli und Briefe zustellt, erhält laut der Ausschreibung im 100-Prozent-Pensum zwischen 52’000 und 62’000 Franken.

Postfinance gibt Lohnbänder an

Das Pilotprojekt wurde mittlerweile auch bei der Tochterfirma Postfinance umgesetzt. Seit Juni 2021 schreibt das Institut alle neu veröffentlichten ICT-Stellen mit Angabe von Lohnbändern aus: Ein Application-Manager im 100-Prozent-Pensum kassiert demnach einen Lohn von 75’000 bis 95’000 pro Jahr, eine Java-Entwicklerin kann mit 100’000 bis 130’000 Franken pro Jahr rechnen.

«Wir sind überzeugt, dass diese Transparenz einen Beitrag leistet, um nicht erklärbare Lohnunterschiede auszugleichen und Diskriminierung zu verhindern», heisst es seitens der Post.

Auch die Swisscom setzt gerade im Bereich ICT auf Transparenz: «In dieser Branche gibt es eine generell höhere Transparenz durch mehr öffentlich zugängliche Infos über Löhne. Da wir besonders in diesem Bereich Fachkräfte suchen, haben wir uns dazu entschieden, dies in einem kleinen Rahmen zu testen», so Swisscom-Mediensprecherin Annina Merk. In Zahlen heisst das, dass ein einjähriges Hochschulpraktikum im Marketing mit 34’000 bis 64’000 Franken vergütet wird.

Das Internet sorgt für Transparenz

Bilanz ziehen möchte noch keines der Unternehmen. In allen Fällen zeigt sich aber, dass Unternehmen durchaus positive Rückmeldungen erhalten. Gleichzeitig gestaltet sich eine transparente Gehaltsausschreibung bei Quereinsteigerjobs oder bei Stellen mit Führungsverantwortung eher schwierig.

Wichtig auch: Mit der Transparenzoffensive übernehmen die Firmen wieder etwas mehr Kontrolle über die Lohnkommunikation. In den vergangenen Jahren sind Plattformen wie Glassdoor oder Kununu immer grösser geworden.

Dort geben Ehemalige sowie Angestellte anonym Einblick in die Arbeitsatmosphäre sowie in den Lohn ein – ein mögliches Risiko im Kommunikations- und Reputationsmanagement.

Lohntransparenz kann schliesslich auch unterm Strich sinnvoll sein: Gemäss einer Studie von Jobcloud ist immer noch der Lohn das entscheidende Kriterium, wenn es um eine Anstellung geht. Entsprechend gewinnen Firmen, die ihre Lohnvorstellungen von Anfang an klar kommunizieren.

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