Das Internet geht nun wirklich nicht mehr weg. Fünf Karrieretrends.
Zu Jahresbeginn befasse ich mich stets mit aktuellen Karrieretrends: Welche wichtigen Tendenzen und Strömungen gibt es hinsichtlich der Arbeitswelt, der Jobsuche und des Arbeitsmarktes?
Dieses Jahr gibt es einen Aspekt in unserer Arbeitswelt, den wir alle im vergangenen Jahr beobachten konnte und der sich in diesem Jahr fortsetzen wird: Das Internet geht nun wirklich nicht mehr weg. Jetzt endlich. Unumkehrbar. Selbst in Deutschland nicht. Auch wenn sich einige Bereiche besonders schwer tun, sich an die aktuelle Situation und die digitalen Herausforderungen anzupassen, wie stationärer Handel, Kultur oder unsere Schulen – das Internet ist jetzt endlich auch in Deutschland endlich wirklich angekommen.
Digitale Transformation allenthalben
Viele Unternehmen und Institutionen, sogar die Internetskeptiker unter ihnen, entdecken jetzt die Notwendigkeit, aber auch die Vorzüge digitaler Geschäftsmodelle und „onliniger“ Unternehmensprozesse. Wirtschaft und Arbeitswelt erfahren aktuell einen enormen Schub bei der Nutzung „des Internets“: Videokonferenzen allenthalben, Lieferdienste von stationären Buchhandlungen, Online-Seminare in der sonst „präsenzigen“ Weiterbildung, sogar der thüringsche Bekleidungsproduzent verkauft auf einmal direkt online. Man munkelt, dass demnächst sogar die Coronazahlen per virtueller Plattform gesammelt werden.
„Das Internet geht nicht mehr weg“ hat natürlich auch Auswirkungen für Job und Arbeitswelt, daraus leiten sich deshalb meine fünf Karrieretrends für 2021 ab. Here we go:
1. Digitale Geschäftsmodelle
Die sich aktuell vollziehende digitale Transformation zieht sich quer durch alle Branchen. Beschäftigte dürfen „on the job“ diese neuen Entwicklungen miterleben und oft improvisiert am digitalen Wandel ihres Arbeitgebers live teilhaben.
Wer gerade in der Bewerbungsphase zwischen zwei Jobs steckt, bekommt hiervon bisweilen höchstens indirekt etwas mit. Für Jobsuchende lohnt es sich deshalb am Ball zu bleiben und sich zu fragen, welche digitalen Geschäftsmodelle in meiner Zielbranche gerade angesagt sind und realisiert werden: Welche Online-Plattformen und -wege entstehen zum Beispiel gerade in der Tourismusbranche? Wie funktioniert der Online-Versandhandel in der Möbelbranche? Wie geht die digitale Fernwartung von Produktionsanlagen? Es lohnt sich, gerade während der Jobsuche digital am Ball zu bleiben und die digitale Transformation der Zielbranchen zu recherchieren, damit das Jobinterview und der künftige (Wieder-)Einstieg ins Berufsleben gut vorbereitet klappen.
2. Digitale Kommunikationswege bleiben
Zwei Dinge werden definitiv in der Post-Corona-Welt Bestand haben und das sind virtuelle Meetings und digitale Jobinterviews. Unternehmen wie Beschäftigte entdecken die Vorteile von Online-Besprechungen, die oftmals pointierter, kürzer und effizienter sind. Spätestens die ständigen Dienstreisen zu Besprechungen quer durch Deutschland, Europa und die Welt werden auch Post-Corona in Frage gestellt sein. Zoom, Skype, Teams und Co. gehören ab jetzt für die Zukunft zum Standardrepertoire der betrieblichen Kommunikation. Es ist wahrscheinlich, dass auch Jobinterviews – zumindest Erstgespräche – auf Dauer als virtuelle Gespräche stattfinden werden. Das Internet geht auch hier nicht mehr weg.
Für Bewerber*innen lohnt es sich daher, professionelle virtuelle Gespräche zu trainieren oder an Online-Konferenzen teilzunehmen. Ein Jobinterview ist auch hier eben etwas anderes als das familiäre Weihnachtstreffen bei Zoom. Lesenswert: Karriere-Coach Bernd Slaghuis schrieb dafür 10 Tipps für den starken Auftritt im Video-Vorstellungsgespräch.
3. Digitale Lernwelten
Gerade durch die dynamischen Veränderungen unserer Arbeitswelt wird ständig und überall gelernt. Der Anspruch von lebenslangem Lernen erfüllt sich somit fast von selbst. Wer die digitale Transformation im Unternehmen miterlebt, lernt oft „on the job“ durch den Austausch im Team, die Recherche im Web oder über agile Prozesse gar per Versuch und Irrtum. Learning by doing. E-Learning-Plattformen und digitale Lernwelten stehen – nicht nur – am Arbeitsplatz zur Verfügung.
Besonders Jobsuchende möchten oft eine klassische Weiterbildung mit einem anerkannten Zertifikat absolvieren, um damit die Bewerbungsunterlagen attraktiver zu gestalten. Auch der in diesem Bereich bisher vorherrschende Präsenzunterricht wird mehr und mehr über digitale Plattformen durchgeführt. Unser Online-Präsenzunterricht zum Beispiel ist so zwischenmenschlich und „präsenzig“ wie möglich, findet aber auf der virtuellen Plattform Zoom statt. Netter Nebeneffekt einer solchen Onlinepräsenz-Weiterbildung für Bewerber*innen ist der Beweis von umfangreichen Erfahrungen in digitalen Meetings.
4. Virtuelle Arbeitswelten zwischen Office und Homeoffice
Homeoffice und mobiles Arbeiten scheinen just der neue Heilsbringer für die Arbeitswelt zu sein. Mitten in der Pandemie mag das bisweilen improvisierte Homeoffice für viele Betriebe alternativlos sein. Für #PostCorona sieht der Sozialwissenschaftler Nick Kratzer gar die Utopie des Wunscharbeitsplatzes in greifbarer Nähe: „Der Arbeitsplatz der Zukunft ist ein Arrangement verschiedener Arbeitsplätze an unterschiedlichen Orten, das sich an die individuellen Bedürfnisse anpassen lässt“. Mit anderen Worten heißt das betriebliches Büro, Homeoffice, Coworking Space, Arbeiten unterwegs. Virtuelle Teams sitzen an verschiedenen Standorten in verschiedenen Office-Typen und kommunizieren miteinander online, virtuell, digital.
Für Bewerberinnen und Bewerber stellen sich zukünftig die Fragen: „Welcher Office-Typ bin ich? Ist Homeoffice mein Ding oder möchte ich eher klassisch ins Büro? Wie soll meine neue Arbeit aussehen?“ Gut wäre es daher, vorab zu prüfen und zu wissen, welche Officekultur der zukünftige Arbeitgeber hat, ob eher New Work oder Old School. Denn während die einen Unternehmen offensiv ins Homeoffice schicken, bestehen andere auf Präsenzpflicht im Büro. Wer dies in einem der Vorgespräche fragt oder sich gar mit den potenziellen Kolleg*innen unterhält und den Arbeitsplatz zeigen lässt, ist klar im Vorteil.
5. Virtuelle Events und digitale Konferenzen
Mehr und mehr finden berufliche Veranstaltungen wie fachliche Konferenzen oder Netzwerktreffen online statt. Bei aller Sehnsucht nach persönlichen Treffen werden sich diese Formate auch in der #PostCorona-Zeit weiter etablieren. Schon alleine, weil man online die Menschen viel einfacher zusammenbekommt und erheblichen Reiseaufwand spart (ist ja auch klimaschonender). Auch hier: Das Internet geht nicht mehr weg!
Der Clou an den zurzeit stattfindenden beruflichen Online-Events ist, dass viele von ihnen öffentlich und kostenlos zugänglich sind. Für Jobsuchende bieten sich hier gleich mehrere Chancen: Man kann heutzutage aus dem Homeoffice an Events teilnehmen, Trends und Entwicklungen der Zielbranche erfahren, interessante Akteure seines Arbeitsfeldes erleben oder gar kennen lernen und das eigene berufliches Netzwerk erweitern. Probieren Sie beispielsweise mal den XING-Eventmarkt aus und suchen Sie nach Veranstaltungen Ihrer Branche, unter dem Filter „Online-Events“ finden sich viele kostenlose, aber hochwertige Angebote.
Digitale Entwicklungen bestimmen also meine fünf Karrieretrends für 2021. Und jetzt Sie: Welche Entwicklungen bestimmen ihre Arbeitswelt in diesem Jahr?
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Eine Langfassung erschien zuerst drüben im LVQ-Karriereblog.
Der Autor: Lars Hahn ist der Entdecker von ‘Systematisch Kaffeetrinken’ und Social Media Enthusiast. Als Geschäftsführer der “LVQ Weiterbildung gGmbH” beschäftigt er sich mit Weiterbildung, Arbeitswelt, Karriere. Lars Hahn ist zu finden in vielen sozialen Netzwerken und natürlich hier bei XING.