Das Stromsystem der Zukunft braucht auch erneuerbares Denken
Die Energiewende ist die größte Infrastrukturtransformation, die unsere Volkswirtschaft je gesehen hat. Neben dem fortgesetzten Aufbau erneuerbarer Energiequellen kommt es vor allem darauf an, die Infrastruktur für die Vernetzung und Harmonisierung der dezentralen Erzeugungslandschaft sicherzustellen. Alle Interessensgruppen sind aufgerufen, die Energiewende als dynamisches Projekt verstehen. Mit ihr steigen die Flexibilisierungsanforderungen an das Stromsystem der Zukunft. Es muss sich weg von einer Struktur verändern, bei der Großkraftwerke Elektrizität an die Kunden liefern, hin zu einem dezentralen Netz. Das ist zwar kein Problem, weil Strom in beide Richtungen fließt, doch es müssen Speichermöglichkeiten eingeplant werden, der Stromverbrauch muss intelligent reduziert und so organisiert werden, dass bisherige Spitzenlasten abflachen. Je dezentraler das Energienetz gegenseitiger Abhängigkeit gewoben wird, desto stärker wächst der nachhaltige Umfang mit Energie. Das ist wichtig, denn Energieeffizienz muss die Erneuerbaren nachhaltig begleiten.
Wer sich mit dem komplexen Thema Energie auseinandersetzt, kommt nicht umhin, auch sein Denken zu erneuern und dabei nicht nur „The German Energiewende“ zu berücksichtigen, sondern auch das globale Umfeld. Scheitert die Energiewende in Deutschland, sind die Folgen auch international zu spüren. Leider führen der fehlende ganzheitliche Blick und das unzureichende Wissen über die Chancen der Energiewende, mangelndes Kapital, Unsicherheit in der Kommunikation und fehlende Organisationsstrukturen dazu, dass beispielsweise Unternehmen Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Energiebereich häufig noch nicht oder nicht richtig umsetzen. Es reicht künftig auch nicht, nach dem Aldi-Prinzip vorzugehen und mehr Einfachheit statt Komplexität zu fordern, weil nichts einfacher wird, sondern immer komplexer. Deshalb kommt es darauf an, Komplexität künftig richtig zu managen und die Einzelfaktoren nachhaltig zu verbinden.
Der Frage, warum so viele Strategien scheitern, widmete sich bereits der Biochemiker, Systemforscher und Umweltexperte Frederic Vester, der vor einer Kapitulation vor der Komplexität warnte. Er empfahl, komplexen Herausforderungen grundsätzlich mit komplexen Herangehensweisen zu begegnen. Das gilt in besonderer Weise auch für die Energiebranche, denn Energie wird nicht mehr zentral, sondern in Zukunft dezentral produziert. Zu den organisatorischen Schritten in Unternehmen gehört beispielsweise die Formulierung einer Energiestrategie, die auf die einzelnen Unternehmensbereiche angewendet werden kann, die Erstellung von Aktionsplänen, mit denen die Ziele schrittweise erreicht werden und die Ernennung eines Energiemanagers für die Koordinierung der Aktionen und des Energie-Controllings. Aber auch die Mitarbeitereinbindung, Schulungen, regelmäßige Kommunikation von Verbrauchswerten sowie einfache Maßnahmen gehören dazu, um das Bewusstsein für das Thema zu schärfen.
Die Mader GmbH & Co. KG mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart ist bekannt für ihre nachhaltigen Aktivitäten in diesem Bereich. Es gehört zu den erfolgreichen mittelständischen Unternehmen in Baden-Württemberg und deckt mit seinem Leistungsspektrum als einziges Unternehmen deutschlandweit die gesamte „Druckluftstrecke“ von der Erzeugung der Druckluft im Kompressor über deren Aufbereitung und Verteilung bis zur Druckluftanwendung ab. Mader ist in diverse Aktivitäten und Verbände eingebunden und kooperiert u. a. mit dem deutschlandweiten Netzwerk Klimaschutz-Unternehmen. Werner Landhäußer, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, vermerkt allerdings auch kritisch, dass einige Unternehmen leider immer noch häufig sehr kurzfristig und nicht umfassend denken: „Das Thema CO2-Einsparungen sieht gut im Nachhaltigkeitsbericht aus, aber scheinbar nicht für den Controller.“
Weiterführende Informationen:
Stefanie Kästle und Werner Landhäußer: Druckluft 4.0 goes green: Herausforderungen, Chancen und innovative Lösungen am Beispiel der Mader GmbH & Co. KG. In: CSR und Digitalisierung. Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2017, S. 115-126.
Werner Landhäußer und Ulrike Böhm: Energie als Krisenpotenzial. Die Geschichte hinter dem Mader-Effekt. In: CSR und Energiewirtschaft. Hg. von Alexandra Hildebrandt und Werner Landhäußer. SpringerGabler Verlag, Heidelberg Berlin 2015, S. 311-329.